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Das Kind

Titel: Das Kind
Autoren: Sebastian Fitzek
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Losensky von Engler überwältigt.
»Das ist die Stelle, an der Frau Freitag ins Spiel kommt«, erläuterte Brandmann den Grund, weshalb Engler im Film 369
    den Kopf plötzlich zur Seite drehte. »Sie ist die ganze Zeit
über nicht im Bild. Leider war ihre Pistole nicht geladen.« »Oder zum Glück.«
»Ja, wie man’s nimmt.«
Die Aufnahme zeigte Engler, der seinen Arm hob. Er zielte auf Carina, spannte den Hahn. Dann blitzte Mündungsfeuer auf. Hinter ihm. Engler wurde von einer Kugel direkt in den Hinterkopf getroffen.
»So war es«, bestätigte Robert Stern die Bilder, zog seinen kleinen Finger aus dem Brandloch der zerschlissenen Couch und stand mühsam auf. Dann begann er zu summen. »Abba«, lächelte Brandmann. »Ich glaube wirklich, Losensky hat es als Zeichen Gottes gewertet und erst einmal einen Warnschuss in die Luft abgegeben, nachdem er ›Money, Money, Money‹ hörte.«
»Auf so was in der Art hatte ich spekuliert. Es war nur der Schreck, der mich umriss. Nicht seine Kugel. Als ich beim Fallen merkte, dass ich gar nicht getroffen war, wusste ich, dass ich meinen Sturz nicht abbremsen durfte. Sonst hätte Engler mich nicht für tot gehalten. Im Grunde genommen hab ich ihn mit seinen eigenen Methoden geschlagen. Der Trick mit dem Scheintod hat auch bei mir funktioniert. Brachte mir allerdings das hier ein.«
Stern tippte erst auf die fl eischfarbene Halskrause, dann auf den Verband um seine Stirn. Trotz Gehirnerschütterung hatte er sich über den Parkplatz nach vorne geschoben. Zentimeter um Zentimeter auf die Waffe zu, die Engler zuvor Losensky aus der Hand getreten hatte. Doch ohne die letzten Sekunden, die er durch Carinas Störung gewann, hätte er es nicht rechtzeitig geschafft, den Revolver anzuheben, anzulegen und zu feuern.
Stern humpelte auf den Sonderermittler zu. »Die ganze Zeit dachte ich, Sie wären mein Gegner. Deshalb
habe ich mich auch nicht Ihnen, sondern ausgerechnet Ihrem Partner anvertraut.«
»Verständlich.« Brandmann räusperte sich bestimmt zum zwanzigsten Mal und drehte nervös mit seinem dicken Daumen am Zündrad des Feuerzeuges.
»Aber Engler war nicht mein Partner. Offi ziell bin ich ein psychologischer Berater des Bundeskriminalamtes. Doch das ist Tarnung. In Wahrheit arbeite ich in der Abteilung für Interne Ermittlungen. Man vermutete schon länger, dass Engler in krumme Geschäfte verwickelt war. Es gab Hinweise auf Ferienhäuser in Mallorca und andere Geldanlagen, die man sich mit dem normalen Gehalt eines Polizisten nicht leisten kann. Mit dem Ausmaß seiner Nebentätigkeit hat aber niemand gerechnet. Am wenigsten ich.« Brandmann machte ein vorwurfsvolles Gesicht, das wohl ihm selbst gelten sollte.
»Sie sollten also gar nicht in meinem Fall ermitteln?« Brandmann schüttelte seinen gewaltigen Kopf. »Nicht von Anfang an, nein. Wir dachten nicht, dass Englers Korruption und Simons Leichenfunde etwas miteinander zu tun haben.« Er räusperte sich und leckte sich seine trockenen Lippen.
»Unsere Strategie war es, ihn nervös zu machen, indem ich mich plump und penetrant in seine Arbeit einmischte. Wir hofften, dass er unvorsichtig wird. Eine unverschlüsselte EMail schreibt oder eine ungesicherte Handyleitung benutzt, wenn wir genügend Druck ausüben und ihn aus dem Konzept bringen. Irgendetwas, das uns zu seiner Geldquelle führt. Als der Fall um Simon jedoch immer verworrener wurde, meinte der Kommissariatsleiter, es könne nicht schaden, einen Mann mit meiner Erfahrung dabeizuhaben. Also griff ich dem Team etwas unter die Arme, kümmerte mich
um Simons Lügendetektortest, sammelte Zeugenaussagen und half Engler bei der Tatortarbeit.«
»Und dabei haben Sie Picasso Ihre Telefonnummer gegeben?«
»Ja. So wie Ihrem Vater übrigens auch. Die beiden sollten mich anrufen, sobald sie etwas beobachteten. Leider wurde der Pfl eger ausgeschaltet, bevor er den Abzug von Simons Wache beobachten konnte. Wir wissen übrigens schon, wer Picasso die Überdosis Rohypnol in den Kaffee gemischt hat.«
Stern zog die Augenbrauen hoch.
»Die Wache selbst. Ein Komplize Englers. Laut seiner Aussage ist er von Ihnen überwältigt worden. Zu schade, dass er bei seinem Verhör noch nichts von Englers Tod wusste.« Brandmann musste lächeln.
»Alles war perfekt organisiert. Ich glaube, nach all den Jahren des Doppellebens hielt sich Engler für unantastbar. Sein Plan war genial, aber größenwahnsinnig. Er hat Sie, Carina, Simon und sogar seinen eigenen Mörder auf dem Parkplatz des
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