Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
des Schicksals, wenn es um genetische Technologien ging — aber ein Vermittler von Weisheit für die Jungen und Beeinflußbaren war er nicht. Er war ein Visionär und mochte einen Blick auf DIE GROSSE IDEE geworfen haben, doch es stellte sich als schwierig heraus, dies seinen Studenten zu vermitteln.
    Er hatte eigentlich darauf hinausgewollt, daß die heutigen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Genetik (jenem großen Feld mit dem Baum in der Mitte, auf dessen Spitze Dr. Stefan Malone kauerte) aus einem ganz falschen Blickwinkel an die Dinge herangingen. Daß sie besessen waren von dem Studium der DNS heutiger Menschen, in der Hoffnung, ihre Geheimnisse zu entschlüsseln.
    Doch die Geheimnisse lagen nicht in der DNS des heutigen Menschen. Der Mensch von heute war eine genetische Mutation, eine evolutionäre Entwicklung. Wenn man die Geheimnisse der DNS erschließen wollte, mußte man ihre ursprüngliche Form studieren — die Form, die ganz am Anfang existiert hatte. Die DNS von Adam und Eva. Oder vielleicht sogar noch einen Schritt weiter gehen. Gott hatte die Menschen nach seinem eigenen Ebenbild geschaffen — also fand sich der Prototyp der DNS bei Gott selbst.
    Aber wie sollte irgend jemand die DNS von Gott studieren?
    Und was würde man herausfinden, wenn es tatsächlich gelang?
    Das waren die Gedanken, von denen Dr. Stefan Malone besessen war, die ihn überhaupt erst zur Genetik getrieben hatten und ihn bis zu seinem unausweichlichen und vernichtenden Ende beseelen würden.
    Doch sein unausweichliches und vernichtendes Ende lag noch ein paar Monate in der Zukunft.
    Einige Jahre in der Zukunft — oder sogar Jahrhunderte, ganz abhängig davon, wo man sich in der Zeit gerade befand. Für den Augenblick soll nur verraten werden, daß Dr. Stefan Malone einen Plan hatte. Es war ein stolzer, mutiger Plan — und ein waghalsiger obendrein. Und ein unheilvoller. Und wäre durch den Klappentext des vorliegenden Buches nicht schon alles vorweggenommen, hätte der Leser eine höllische Überraschung erleben können.
    Doch das ist der Lauf der Dinge, und aus diesem Grund müssen wir Dr. Stefan Malone für den Augenblick verlassen. Eine edle Gestalt, ganz in Schwarz und Weiß, mit einer geradezu verblüffenden Ähnlichkeit mit Sherlock Holmes auf den Zeichnungen von Sidney Paget.
    Dr. Stefan wendet dem Betrachter das Profil zu und deutet auf etwas außerhalb des Blattes.

2
     
    Und ein großer Wind erhob sich aus dem Osten. Wie eine brennende Wolke, die alles in ihrem Weg verzehrt.
    Und die Söhne der Menschheit heulten und flehten und machten sich in die Hosen und schrien:
    Das ist der Atem des Pooley.
     
    »Das ist der Atem des Pooley? Das ist der Atem des Pooley? «Jim Pooley las den Computerausdruck ungläubig noch einmal. »Wie kann das sein?« 3
    Der fettleibige Genealoge lehnte sich in seinem quietschenden Ledersessel zurück und verschränkte die Hände über einer Tweedweste. »Wie das sein kann?« wiederholte er. »Ich weiß es nicht. Aber da steht es, schwarz auf weiß, was auch immer davon zu halten ist.«
    Jim hauchte in seine hohlen Hände und schnüffelte angestrengt, dann sagte er: »Ich mag vielleicht noch das Aroma des Braugetränks an meinem Gaumen haben, aber eine brennende Wolke, die alles in ihrem Weg verzehrt? Das ist doch ein bißchen stark.«
    »Deswegen all das Heulen und Flehen, schätze ich.« Der Genealoge grinste.
    »Und Sie sind sicher, daß es sich nicht um eine Misinterpretation oder so was handelt? Diese antiken Schreiber haben doch hin und wieder einen Schnitzer gemacht, wissen Sie. Hier ein vertauschtes P, da ein eigenwilliges Ypsilon.« 4
    Mister Compton-Cummings schüttelte den mächtigen Kopf. »Tut mir leid, Jim«, sagte er. »Aber es sieht ganz danach aus, als wären deine Vorfahren hauptsächlich wegen ihrer extremen Halitose auffällig gewesen. Sie sind für das Poo in Pooley verantwortlich, kein Zweifel.«
    »Und diese übelste Verleumdung meiner Vorfahren wollen Sie allen Ernstes in Ihrem neuen Buch: Brentford, eine Studie seiner Bewohner und seiner Geschichte veröffentlichen?«
    »Es wäre geradezu eine Torheit von mir, das auszulassen.«
    Jim erhob sich aus seinem Sessel, beugte sich über den mit Papier überfüllten Schreibtisch, ballte die Faust und hielt sie unter die Stupsnase von Mister Compton-Cummings. »Es wäre eine viel größere Torheit, das drinzulassen«, knurrte er.
    Mister Compton-Cummings zauberte ein dünnes Lächeln auf sein fettes Gesicht. Er war ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher