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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache
Autoren: Linda Ladd
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zielte mit der Waffe, als Willie im Lichtkegel auftauchte, er drehte sich jedoch um und benutzte das sich wehrende und schreiende Kind als lebenden Schutzschild.
    »Los, schießen Sie doch, erschießen Sie doch das Kind.«
    Dann bog er nach links ins Dunkel ab, Wilma nach rechts. Sie hielt den Fernzünder umklammert. Wir rannten auf die Stelle zu, an der sie sich trennten.
    »Ich halte mich an Elizabeth«, rief McKay. »Sie entreißen Wilma den Zünder, bevor sie alles in die Luft jagt.«
    Er verschwand, und ich rannte in die Dunkelheit dem Mädchen hinterher. Ich konnte ihre Schritte auf dem losen Geröll vor mir hören. Sie kannte sich in dem Tunnelsystem besser aus als ich, aber sie durfte auf gar keinen Fall vor mir hinauskommen. Sie war verrückt; sie würde die ganze Bude mit Mann und Maus in die Luft sprengen. Es ging nun wieder bergab, und mir wurde klar, dass sie mich wieder zurück nach unten in das Höhlensystem führte.
    Schließlich bog ich in einen größeren Tunnel ein, der durch Risse hindurch von oben teilweise erleuchtet wurde, und sah Wilma ganz nah vor mir am Fuß einer Leiter. Sie schwang sich die Sprossen hinauf und verschwand aus dem Blickfeld. Ich erstieg die Leiter gleich nach ihr und zog mich heraus in den Boilerraum der alten Jagdhütte. Ich blieb im Türrahmen stehen, als sie über die eisige Schneefläche, auf der sie immer wieder ausrutschte, auf die Wälder zurannte. Ich brachte meine Waffe mit beiden Händen in Anschlag.
    »Stehen bleiben, Wilma, auf der Stelle, oder ich schieße.«
    Ich gab einen Warnschuss über ihren Kopf hinweg ab, woraufhin sie sich ruckhaft umdrehte und mir den Fernzünder präsentierte. »Wenn du schießt, knallt’s. Garantiert.«
    »Wenn du das tust, ist Willie tot. Und das willst du doch nicht. Schmeiß das Ding weg, Wilma. Du und Willie habt ’ne Chance. Ich helf euch mit dem Anwalt.« Ich bewegte mich auf sie zu.
    »Nein, nein, Willie kennt den kürzesten Weg nach draußen. Wer hier dran glauben muss, ist McKay.« Sie lachte irre und drückte auf den Kopf. Mein Geschoss traf sie mitten in die Brust und schleuderte sie rückwärts in den tiefen Schnee. Ich hörte, wie es hinter mir krachte, und rannte los, aber die durch die Explosion ausgelöste Erschütterung warf mich nach vorne in die Luft. Ich prallte hart auf einer Schneewehe auf und bedeckte meinen Kopf, als brennende Trümmer und Schuttmassen um mich herum herniederregneten und zischend im Schnee verglommen.
    Meine Ohren dröhnten von der Detonation, ich hörte aber schließlich Rufe aus der Richtung des Hügels jenseits des Flusses und wusste, es war Charlie mit seiner Mannschaft. Ich spürte die glühende Hitze an meinem Rücken und wälzte mich im Schnee, um die Flammen des brennenden Parkas zu löschen, dann kroch ich, so schnell ich nur konnte, weg von der brennenden Ruine. Unterirdisch gingen, begleitet von gedämpftem Knallen, in einem Abstand von etwa fünf Sekunden weitere Sprengladungen hoch und ließen den halben Hügel über den Höhlen zusammenbrechen.
    Ich warf einen Blick nach hinten auf die Überreste der brennenden Hütte und hoffte bei Gott, dass McKay und Elizabeth sich rechtzeitig hatten retten können. Dann ließ ich den Kopf wieder auf den kalten Schnee sinken und wartete, bis man mich finden würde.

Epilog
    Der Krankenhausaufenthalt war vergleichsweise angenehm. Ich kam auf die Intensivstation in eine Kabine neben Bud, was recht nett war, weil wir ja doch gewissermaßen Kumpel waren. Black erschien früh genug, um mich zusammenzustauchen, aber worüber sollte ich mich groß beschweren? Immerhin war ich am Leben. Am Fußende meines Betts studierte Black hochmütig meine Fieberkurve, bereit, die Prognose meines Arztes zu kritisieren und die Schwestern herumzukommandieren. Im Moment tuschelten einige von ihnen miteinander, grinsten und warfen ihm bewundernde Blicke zu. Er hatte nun mal diese Wirkung auf Frauen, insbesondere Krankenschwestern.
    Er sagte: »Du kannst von Glück sprechen, dieser Hölle überhaupt lebendig entronnen zu sein. Und allem Anschein nach entwickelt nur ein Spinnenbiss eine Nekrose. Das bedeutet, du bist hinterher nicht ganz so entstellt. Und mit der Schiene verheilt auch dein Knöchelbruch relativ schnell, wenn du dich ruhig hältst. Und glaub mir, das wirst du auch.«
    Er meinte es sehr ernst, und ausnahmsweise war ich auch bereit dazu, seinem medizinischen Rat zu gehorchen. Die Spinnen-bisse hatten mir Sorgen gemacht, und ich hatte das Bild von Simon
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