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Das Känguru-Manifest

Das Känguru-Manifest

Titel: Das Känguru-Manifest
Autoren: Marc-Uwe Kling
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ich ihnen ein Konzert in der CO2-Arena organisieren. Ach! Ich muss gestehen, blödes Tagebuch, dass ich dich eigentlich nur angelegt habe, weil ich Marc-Uwes blödes Terrakotta-Jo-Jo kaputt gemacht habe, und weil ich weiß, dass er nicht widerstehen kann, dich heimlich zu lesen. – Ha! Du bist so leicht zu spielen wie eine Kinderflöte, Alter! – Nun ja. Jedenfalls weißt du es jetzt, aber du darfst mir keine Szene machen, weil dann müsstest du zugeben, dass du heimlich mein Tagebuch gelesen hast, und dann wären wir Vertrauensbruch-erster-Güte-mäßig quitt, und du dürftest drum nicht mit mir schimpfen, und egal, welchen Weg du wählst, er wird dich in den Wahnsinn treiben.
    Schönen Tag noch! Dein Känguru.
    PS: Falls du einkaufen gehst, bring bitte Schnapspralinen mit.«
    »Razupaltuff«, murmle ich.

»Verficktearschkackwichsscheißdrecksscheiße!«, fluche ich und schlage mit der Faust auf den Drucker. Das tut weh. Das Känguru steckt seinen Kopf zur Tür herein.
    »Alles okay?«, fragt es.
    »Ich muss unbedingt mein Manuskript ausdrucken, aber diese verdammte Kackekackewichsdrecksmaschine ist schon wieder am Arsch!«, fluche ich.
    Das Känguru schlurft herein, drückt zwei, drei Knöpfe 3 – und plötzlich funktioniert alles.
    »Häufig ist ja gar nix kaputt«, sagt das Känguru, »man ist nur zu blöd. Wenn du verstehst, auf was ich hinaus will …«
    »Auf eine Frechheit!«
    »Schön, dass ich mich verständlich machen konnte.«
    Kurz überlegt das Känguru, dann sagt es: »Als die CD-ROM eingeführt wurde, habe ich mir mal so ein Computerspiele-Magazin mit beigelegter CD gekauft, und da hat sich jemand in einem Leserbrief beschwert, dass die Diskette vom letzten Heft bei ihm nicht funktionieren würde, obwohl er sie extra so zugeschnitten habe, dass sie ins Diskettenlaufwerk passe. Ich wollte dich schon länger mal fragen, ob du das warst.«
    »Pah! Ich habe schon über ein verficktes 5 1/4-Zoll-Laufwerk Gorilla und Nibbles gespielt, da hattet ihr noch nicht mal bekackte Lochkarten.«
    »Du weißt schon, dass du ganz schlimm an einem Technik-Tourette-Syndrom leidest?«, fragt das Känguru.
    »Ja, aber ich kann mir nicht helfen«, sage ich. »Diese verfickte Drecksfaschoarschgeigenpissrotznaziwichsrtl2kacke regt mich einfach auf.«
    »Verstehe«, sagt das Känguru.
    Es schlägt mit einer Rechts-links-rechts-Kombination auf seinen Boxsack ein.
    »Hast du übrigens gesehen, dass der blöde Pinguin schon wieder die Müllsäcke vor unsere Tür geschoben hat?«, fragt es.
    »Der Pinguin hat seine Müllsäcke vor unsere Tür gestellt?«, frage ich.
    »Nein, nein, nein«, sagt das Känguru. »Das sind unsere Müllsäcke. Ich hatte sie ins Treppenhaus gestellt, damit sie nicht unseren Flur vollstinken, und wollte sie später runtertragen. Und da hat der blöde Pinguin die Säcke einfach direkt vor unsere Tür geschoben.«
    »Wo hattest du die Säcke denn hingestellt?«
    »Na ungefähr so mittig …«
    »Und wann hast du das gemacht?«
    »Na ungefähr vor zwei, drei, vier, fünf Tagen«, sagt das Känguru. »Sechs vielleicht. Höchstens sieben.«
    »Und warum hast du den Müll nicht gleich zur Tonne getragen?«
    »Blöde Frage!«, sagt das Känguru. »Warum hast du den Müll nicht zur Tonne getragen?«
    »Touché.«
    »Jedenfalls habe ich jetzt die Müllsäcke direkt vor seine Tür geschoben.«
    Ich seufze und blicke auf die Uhr. »Seit 17:45 wird zurückgeschoben«, sage ich.
    »Man muss den Leuten Grenzen setzen«, sagt das Känguru. »Sonst tanzen sie einem auf den Ohren rum.«
    »Auf der Nase.«
    »Auch da.«
    Es klingelt. Erschrocken blicken wir uns an.
    »Am besten wir tun so, als wären wir nicht zu Hause«, sagt das Känguru.
    Es klingelt noch einmal.
    »Ich mach jetzt auf«, flüstere ich. »Vielleicht ist es ja gar nicht der Pinguin.«
    »Nein!«, flüstert das Känguru aufgeregt. »Es ist bestimmt der Pinguin. Nicht aufmachen!«
    »Vielleicht will er sich nur was borgen«, flüstere ich. »Für Eierkuchen. Ein bisschen Milch. Oder ein Ei.«
    »Soll er sich eins legen«, zischt das Känguru.
    Ich gehe zur Tür und öffne. Vor der Tür liegen zwei leere Müllsäcke. Ihr Inhalt liegt ausgekippt daneben. Das Känguru schlurft von hinten herbei und schüttelt seinen Kopf.
    »Das bedeutet Krieg«, murmelt es.
    »Tamm tamm taaaahhm!«, imitiere ich eine dramatische Fanfare.
    »Immer, wenn du das machst, fühle ich mich nicht richtig ernst genommen«, sagt das Känguru.
    »Ich würde dich ja bitten,
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