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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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wesentlichen Unterschied zwischen Wissenschaft und Glauben nicht begriffen: In der Wissenschaft bekommen diejenigen die meisten Punkte, die die Lehrsätze einer angeblichen Überzeugung widerlegen, insbesondere die zentralen Lehrsätze. In der Wissenschaft gibt es kein fortdauerndes zentrales Dogma, welches für Religionen so überaus charakteristisch ist. Genau darüber definiert sich nämlich jede Religion: über ihr zentrales Credo. Die Rationalität oder eben die Wissenschaft misst fortwährend Ideen aneinander, im Fall der Wissenschaft an Ereignissen in der wirklichen Welt – in dem Maß, wie es möglich ist. Und sie ist bereit, ihren Standpunkt je nachdem zu ändern, wie stimmig oder unstimmig die Ideen sind. In Religionen hingegen werden Ereignisse in der wirklichen Welt am Dogma gemessen. Wenn sie dazu passen, werden sie anerkannt, andernfalls werden sie entweder außer Acht gelassen oder für etwas Böses erklärt, das vernichtet werden muss.
    Die Wissenschaft kann religiöse Glaubensvorstellungen nicht widerlegen. Nichts kann solche Vorstellungen widerlegen, das ist das Problem. Es ist, als wollte man beweisen, dass unser Universum nicht auf einem Regalbrett in der Unsichtbaren Universität liegt, einer Region des Multiversums, die uns auf ewig verschlossen bleibt. Aber das Unvermögen der Wissenschaft, religiösen Glauben an das Übernatürliche zu widerlegen, macht aus ihr kein Glaubenssystem, selbst wenn es mitunter jemanden dazu veranlasst, nicht an das Übernatürliche zu glauben. Wenn eine außerordentliche Hypothese aufgestellt wird, ist Unglaube nicht das Gegenteil von Glauben. Es ist der standardmäßige, neutrale Standpunkt: »Ich habe keine Lust, dieses Spiel zu spielen, es hat keinen Sinn.«
    Viele religiöse Menschen versuchen den Atheismus zurückzuweisen, indem sie ihn einfach als eine weitere Form von Glauben darstellen, während die natürliche Position das sein soll, was sie Agnostizismus nennen. Dann interpretieren sie diesen Standpunkt als Ansicht, die Chancen für die Existenz Gottes stünden etwa 50 zu 50. Indem man also neutral ist, sei man schon auf halbem Weg, ihnen zuzustimmen. Das ist Unsinn. Wie Christopher Hitchens sagte: Wenn man von uns verlangt, eine Annahme ohne Beweise zu akzeptieren, sind wir auch berechtigt, sie ohne Beweise zu verwerfen.
    Der Normalfall ist es, nicht zu glauben. Ein Atheist ist kein Mensch, der glaubt, dass Gott nicht existiert. Er ist ein Mensch, der nicht glaubt, dass Gott existiert. Wenn Sie denken, das sei dasselbe, dann bedenken Sie den folgenden Satz des Comedians Penn Jillette: »Atheismus ist in demselben Sinne eine Religion, wie es ein Hobby ist, keine Briefmarken zu sammeln.«

EPILOG
    B-Raum
    Marjorie Daw gehörte gewiss nicht zu den Personen, die herumlaufen und sagen: »Oh, es muss ein Traum gewesen sein.« Aber am vierten Tag war sie ernsthaft drauf und dran, ihre geistige Gesundheit infrage zu stellen.
    Die ersten Tage waren ein ziemliches Durcheinander gewesen, und die Arbeit hatte sie ganz in Anspruch genommen. Neue Bücher mussten sortiert und katalogisiert, die Abteilung Science Fiction erweitert werden. Hinzu kam ein Streit mit dem Verwaltungsrat – und sogar mit dem Bibliothekenkomitee –, bei dem es nicht nur um eine Aufstockung des Budgets ging, sondern auch um Marjories Forderung nach Entscheidungsbefugnis darüber, was in die Bibliothek kam und welchen Platz es dort einnahm.
    Und das bedeutete, dass die Bibel ins Fantasy-Regal wanderte.
    Die Komiteemitglieder sahen ihr in die Augen und widersprachen nicht.
    Eines Abends, als Marjorie wie üblich als Letzte die Bibliothek verließ und das Licht ausschalten wollte, noch immer voller Ärger über einen Unbekannten, der Worte wie »Gott lässt sich nicht spotten!« in ein Buch von Richard Dawkins gekritzelt hatte, glaubte sie plötzlich, etwas zu hören und einen leicht beißenden Geruch wahrzunehmen.
    Auf ihrem Schreibtisch fand sie eine große reife Banane …
    Und weiter oben war eine Stimme zu hören. »Ugh!«

NACHSATZ
    Geisteshaltungen
    Pan narrans; Homo sapiens
    Omnianischer Fundamentalist; Zauberer
    übernatürlich; natürlich
    Wunschdenken; analytisches Denken
    Glaube; Beweise
    Aberglaube; Wissenschaft
    Magie; Regeln
    Wespe; Bienenkönigin
    Astrobiologie; Xenowissenschaft
    System 1; System 2
    menschenbezogen; universumbezogen

    Nach welcher Geisteshaltung ist Ihnen heute?

Übersicht
    über die im laufenden Text verwendeten deutschen Titel, die zugehörigen Originaltitel
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