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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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Religionen, die Verdammnis predigen oder einen Kataklysmus als nahendes Ende von allem prophezeien, haben ebenfalls Anziehungskraft. Denn was sie so beunruhigt, steht unmittelbar bevor, heute oder morgen, und es widerfährt mir und meinen Bekannten. Verwandte und Freunde werden verdammt sein oder von dem Kataklysmus verschlungen werden. Wir müssen sie retten! Ob sie wollen oder nicht.
    Religion ist menschenbezogen. Obwohl sie vorgibt, universumbezogen zu sein, ist dieses Universum das winzige, das ihr Gott erschaffen hat, Odin, Jahwe oder Brahma. Wie das Universum von Star Trek ist es mickrig im Vergleich zum wahren Weltall. Es ist ein Dorf nach menschlichem Maßstab mit seinem eigenen Häuptling, auf kosmische Proportionen aufgeblasen, aber kaum verändert.
    Die Astrologie wie auch viele andere »persönliche« New-Age-Philosophien macht sich dieselbe Anziehungskraft zunutze: Was zählt, ist das, was mir widerfährt. Ein solcher Lifestyle erfordert nicht einmal die Entrichtung von Kirchensteuer (um das Kirchendach in Schuss zu halten, das Gehalt des Vikars und die Schweigegelder für vormalige Kinder zu zahlen, denen katholische Priester zu nahe getreten sind). Es sind Glaubenssysteme, die vorgeben, die Zukunft, meine Zukunft, zu kennen – überzeugend genug, um so manchen amerikanischen Präsidenten in ihren Bann geschlagen zu haben –, während sie keinerlei Verantwortung für die Gültigkeit dieser Vorhersagen übernehmen. Religionen, zu deren Inventar Himmel oder Verdammnis gehören, versprechen und drohen ebenso erfolgreich, ohne irgendeine Garantie für ein seliges oder schreckliches Leben nach dem Tod zu bieten. Aber es ist mein Leben nach dem Tod, das auf dem Spiel steht, durch und durch persönlich, kein bisschen universell. Garantie ist nicht nötig, wenn man Glauben hat.
    Stellen Sie dies alles dem wissenschaftlichen Standpunkt gegenüber. Es ist überraschend schwer, eine Wissenschaft zu finden, die für mich bedeutsam ist, soweit sie nicht in Technik verkörpert wird. Die Zahlen sind bedeutungslos; sogar diese wichtige Sonne ist fast einhundertfünfzig Millionen Kilometer entfernt; Sonnenstürme können Elektronik stören, aber (in der Regel) nicht meine Elektronik. Es gibt Milliarden Sterne in der Milchstraße, Milliarden Galaxien wie die unsere – aber was habe ich davon? Es gibt Hunderte von Chemikalien in unseren Nahrungsmitteln, Hunderte von Pflanzenarten – größtenteils Unkraut, dessen Einzelheiten niemanden zu interessieren brauchen – in unseren Wäldern und auf unseren Wiesen. Es gibt Millionen Transistoren in einem Computer, einem Mobiltelefon oder einem Fernseher. Aber ich brauche nicht zu wissen, wie man damit umgeht. Ich brauche einfach nur einzuschalten, Spiele auf dem Computer zu spielen, irgendeine Serie in der Glotze zu verfolgen. Mir Naturprogramme, Wissenschaftssendungen anzusehen. Ohne wirklich gefesselt zu werden – nichts scheint mich direkt etwas anzugehen. Es ist alles universumbezogen, nicht bezogen auf die Leute: abermals der Benford’sche Gegensatz.
    Hier ist eine Geschichte über Jack von Belang. Als er etwa vierzehn Jahre alt war, züchtete er Tropenfische, um Geld anzusparen und später auf die Universität gehen zu können. Sein Vater war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beim Entsorgen von Munition ums Leben gekommen, und seine Mutter verdiente als Maschinistin ungefähr 2 £ die Woche – das reichte nicht einmal für die Miete (sie erhielt nur eine Teilrente). Jack fand ein Pärchen Große Segelflosser, damals sehr selten, und kaufte sie für 50 £. Das war eine Menge Geld: Er hatte vom Züchten anderer Fische ungefähr 75 £ auf der Bank. Binnen einer Woche war einer der Fische gestorben. Da kaufte er für 15 £ einen anderen.
    Sein Großvater, der bei ihnen wohnte, sagte (und er erinnert sich lebhaft an das »Arbeitszimmer« seines Großvaters – eine Ecke im Wohnzimmer mit Stapeln von Zeitungen): »Jetzt werden wir merken, ob du eine Bienenkönigin oder eine Wespe bist.« Sein Großvater verstand nicht viel von Biologie, und Jack erinnerte sich noch Jahre später an diese unbiologische Aussage. Doch sein Großvater kannte den Unterschied zwischen jemandem, der globale Interessen hat, und jemandem mit nur augenblicklichen Interessen, und diesen Unterschied meinte er.
    Die Großen Segelflosser bekamen Junge, und Jack verkaufte die erste Brut für 50 £; sechs Wochen später hatten sie wieder Junge und wieder und wieder. Er verdiente eine Menge Geld mit
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