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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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den Fischen. Der wichtige Unterschied blieb ihm aber treu: Er wurde Wissenschaftler. Er gab es auf, Rabbi zu werden, was sein Vater selbst hatte werden wollen und was zu tun dann Jack als dem einzigen Sohn oblag. Er hätte vielleicht eine Tierhandlung eröffnen können, doch das war nicht nach seinem Geschmack. Ohne die Unterscheidung seines Großvaters zu verstehen – zu seiner Schande muss gesagt sein, dass er sie erst verstand, als er dieses Kapitel schrieb –, war er eine Bienenkönigin mit globalen Interessen, keine Wespe, die sich nur um menschenbezogene Dinge kümmert.
    Die Ironie an der Geschichte: Jack hatte den verendeten Fisch für ein Männchen gehalten und geglaubt, ihn durch ein andres Männchen zu ersetzen. Wie sich zeigte, waren beide Weibchen; der überlebende Fisch, den er für ein Weibchen hielt, war in Wahrheit ein Männchen. Selbst als Bienenkönigin braucht man etwas Glück. Nun wird klar, dass Jacks Großvater gefragt hatte, ob Jack menschenbezogen und universumbezogen war: ein omnianischer Fundamentalist oder ein Zauberer.
    Findet derzeit ein Streit der Wissenschaft gegen die Religion statt? Wie seinerzeit, nachdem Darwin den Ursprung der Arten veröffentlicht hatte? Wenn man die Zeitungen liest, könnte man denken, die Wissenschaftler hätten mobilgemacht und versuchten, die Religionen zu vernichten.
    Zweifellos gibt es ein verbissenes Vorurteil gegen den Darwinismus in den Zentralstaaten der USA , in Indonesien und in einigen anderen Ländern. Das scheint seinen Ursprung eher in der Politik als in Vernunftfeindlichkeit zu haben, da viele Verfechter dieses Vorurteils, etwa die Anhänger der Hypothese vom intelligenten Design, behaupten, eine vernunftgemäße, wissenschaftliche Kritik am Darwinismus vorzutragen. Das politische Ziel in den USA besteht darin, die verfassungsmäßige Trennung von Staat und Kirche zu umgehen, indem die Religion in einem wissenschaftlichen Mäntelchen in die Schulen eingeschleust wird. (Das ist nicht nur unsere Ansicht: Es ist das Urteil von Richter John Jones, als er im Prozess Kitzmiller gegen Dover Area School District festlegte, dass es verfassungswidrig sei, intelligentes Design in den wissenschaftlichen Schulfächern zu unterrichten.) Die Vorgehensweise ist die, in den Schulen einen darwinfeindlichen Standpunkt zu vertreten, etwa um »Naturalismus« zu leugnen, den Glauben, die Natur könne durchaus ohne Götter auskommen. Alvin Plantinga und Dennett erörtern diesen Punkt in Wissenschaft und Religion: Sind sie vereinbar? Das ist ein weiteres Beispiel für Benfords Unterscheidung. Wer an einen intelligenten Designer glaubt und diesen Glauben verficht, will ein menschenbezogenes Weltsystem. Diese Leute wollen, dass die Evolution gelenkt wird. Sie haben Darwins Kerngedanken überhaupt nicht verstanden, dass kein Schöpfer notwendig ist: Natürliche Auslese kann die gleichen Ergebnisse hervorbringen, ohne dass es ein Design von menschlichem Typus gibt.
    Dieses darwinfeindliche Vorurteil, dieser Wunsch nach einer menschlichen Art von Design in der Evolution, muss von allen jenen Orten auf der Welt unterschieden werden, die die mittelalterliche Abhängigkeit von der Religion im menschlichen Alltag noch nicht überwunden haben und wo man »nicht an Evolution glaubt«. Und es muss auch unterschieden werden von der Gedankenlosigkeit, mit der die meisten Leute selbst in der wissenschaftlich-technischen Gesellschaft von heute der Religion anhängen und daher nicht an Evolution – oder überhaupt an Wissenschaft – glauben.
    Dennett und Thomson erklären sehr gut, warum jemand der Religion anhängt. Religion ist irrational, basiert auf Glauben, doch für viele scheint sie geradezu ein notwendiger Bestandteil des Menschseins zu sein. Sie liefert ein Gefühl für Identität und Teilhabe an einer Kultur. Der Grund dafür ist teilweise darin zu sehen, dass sich die meisten Religionen im Lauf ihrer Entwicklung immer weiter angepasst haben, den Wesen, denen sie dienen, immer angemessener geworden sind. Ihre ganze Organisation und der Großteil ihrer Praktiken sind dahingehend entwickelt worden, ihren Gläubigen besser zu dienen. Diejenigen, die das nicht besonders gut konnten, sind in der Geschichte verschwunden. Wenige Menschen glauben heutzutage an Odin oder Osiris.
    Die modernen Religionen mit ihrem Glauben an Götter oder zumindest an das Übernatürliche haben allesamt Gemeinden erlangt, die mit der Hierarchie von Oberen, welche den Wortlaut des Credos festlegen,
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