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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande
Autoren: Mary Scott
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man es fallen läßt... Heb doch die Hülle auf, Christine, ich habe diese Thermosflasche so geliebt.«
    »Unsinn! Es ist einfacher, eine neue zu kaufen, als nach einem Ersatzteil zu suchen. Thermosflaschen haben eben nur ein begrenztes Leben.«
    »Aber das ist doch die Flasche, die wir in die Berge mitgenommen hatten, damals in den Ferien, die du unsere zweiten Flitterwochen nanntest...«
    Als sie seinen gekränkten Blick sah, sagte sie sanft: »Wir brauchen doch keine Thermosflasche, um an jene glückliche Zeit erinnert zu werden.«
    Sofort war er getröstet und ließ es widerspruchslos geschehen, daß seine Frau die Reste der geliebten Thermosflasche in den Mülleimer warf. Bald danach tranken sie alle Kaffee, während ein kleines Feuer widerwillig im Herd brannte, dessen Schornstein vermutlich durch ein Vogelnest verstopft war. Adrian hatte sich von dem Zwischenfall mit der Thermosflasche erholt und war wieder voller Enthusiasmus. »Kommt, wir wollen uns draußen umsehen.«
    Aber Christine hatte schon festgestellt, wie steil die Hänge und wie holprig die Wege waren, und sie weigerte sich energisch. Zu ihrer Überraschung erklärte sich Jo bereit, die Männer zu begleiten. »Wenn ich ein Jahr lang auf dieser verdammten Farm leben soll, dann will ich wenigstens gleich von Anfang an wissen, was mir blüht«, sagte sie mit einem honigsüßen Lächeln, das ihren Vater kränkte und ihre Mutter amüsierte. Wäre es möglich, daß Jo das Lebensziel, das sie so rastlos suchte, auf dem Land fände? Doch dann reizte sie der Gedanke, ihre weltgewandte Tochter könne sich in ein Landmädchen verwandeln, zum Lachen. Ihre Begeisterung für die Farm würde genauso schnell nachlassen, wie sie stets das Interesse an ihren diversen Beschäftigungen und Jobs verlor. »Geht nur ohne mich«, sagte Christine. »Ich verstehe nichts von Farmen, aber um so mehr von Häusern. Während ihr euch draußen umseht, werde ich mir überlegen, wie man diese Bude hier wohnlich gestalten kann.«
    »Du darfst aber nicht vergessen, daß alles von der Beschaffenheit des Landes abhängt, nicht vom Haus«, ermahnte Adrian seine Frau. »Sei also nicht zu enttäuscht, wenn unsere Entscheidung negativ ausfällt.«
    Sie blieb allein zurück und wunderte sich erst einmal über den überraschenden Optimismus ihres Mannes. Er glaubte also, daß sie sich bereits in das Haus verliebt hatte. Er liebte es zweifellos schon jetzt. Aber wie lange würde das anhalten? Nun, es mußte immerhin ein Jahr lang anhalten, denn sie würden ihr Haus in der Stadt für ein ganzes Jahr vermieten. Und Jo? Es war durchaus möglich, daß der neue Lebensstil, kombiniert mit Hund und Pferd, sie hier für eine ganze Weile festhielt.
    Sie beobachtete die drei, wie sie auf einen Hügel stiegen. Adrian hatte die Führung übernommen, in straffer Haltung, ganz der künftige Gutsherr. Er wird die Farm also kaufen, dachte Christine resignierend. Doch dann ging ihr ein neuer Gedanke durch den Kopf: Wenn Robert sich dadurch etwas Eigenes aufbauen kann, dann will ich gern alle Mühen auf mich nehmen.
    »Nun?« fragte sie, als Jo vor den beiden Männern zurückkam.
    »Oh, er wird die Farm kaufen, komme, was da wolle.«
    »Es wäre immerhin ein Anfang für Robert. Und du? Hast du ihn um ein Pferd und einen Hund gebeten, wenn du ohnehin nur ein paar Wochen bleibst?«
    Jo lachte. »Vielleicht bleibe ich viel länger. Vielleicht macht es mir Spaß, Robert bei der Arbeit zu helfen. Und wenn ich doch früher als erwartet verschwinden sollte, kann Robert das Pferd versorgen, und den Hund kann ich mitnehmen.«
    Christine sagte nichts dazu, und Jo fuhr nachdenklich fort: »Seltsam, wie viele meiner Freundinnen sich zu nichts entschließen konnten... Sicher, ein paar sind Lehrerinnen und Krankenschwestern, aber die meisten fliegen einfach nach Europa, um dort zu jobben und endlich heauszufinden, wofür sie sich eigentlich interessieren.«
    »Willst du das auch tun?«
    »Vorerst nicht. Diese Farm hat mich bezaubert, dazu noch die Aussicht, ein Pferd und einen Hund zu halten... Ah, da kommt ja Adrian der Eroberer, gefolgt von seinem treuen Vasallen. Die Antwort wird >ja< lauten. Was wollen wir wetten?«
    Jo hatte sich nicht geirrt, und Adrian fragte Christine besorgt, ob sie sich ein »Leben in primitiver Isolation« vorstellen könne. »Ja, aber nur für ein Jahr«, antwortete sie. »Also sieh zu, daß du möglichst bald deine Seele findest.«
    Sie schlangen das Essen hinunter, weil sie noch Malcolm Trent
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