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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande
Autoren: Mary Scott
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und dir zur Hand gehen, wann immer du Hilfe brauchst.« Und da mußte auch Robert lachen.
    Langsam fuhren sie die Lehmstraße entlang, durch den Wald, dessen grünes Dunkel von hellgelben Sonnenstrahlen durchbrochen wurde. Adrian summte ein Lied vor sich hin, und Christine wußte, daß er diesen Abschied auskosten wollte. »Ich werde bald wiederkommen«, sagte er dann leise, wie zu sich selbst.
    Er sagte es noch mehrmals auf der Straße nach Avesville, auch als er einen der Maori-Farmer traf. Der Mann wäre mit einer höflichen Verbeugung weitergegangen, aber Adrian war in gefühlvoller Stimmung und trat auf die Bremse. Sofort kam der Maori an den Wagen, und Adrian schüttelte ihm die Hand. »Richten Sie Ihren Leuten herzliche Grüße von mir aus. Ich bin froh, daß ich Ihre Lebensart kennengelernt habe. Es ist eine gute Lebensart.«
    »Und wir sind stolz, daß wir einen Mann kennenlernen durften, der in der Welt da draußen berühmt ist«, lauteten die Abschiedsworte des Maori, und Adrians Stimmung hob sich noch um ein paar Grade. Sogar diese Leute kannten seine Werke. Er hatte sich also nicht umsonst angestrengt.
    Als sie die Asphaltstraße erreichten, sah Adrian voller Bedauern auf das Schottersträßchen zurück. »Es war schön hier, Christine, und wir müssen wiederkommen.« Und mit diesen hoffnungsfrohen Worten gab er Gas. Sie sahen Avesville bereits vor sich aus dem Dunst aufsteigen, als ihnen ein Reiter entgegenkam.
    »Das ist ja Jo!« riefen sie beide gleichzeitig.
    »Was macht sie denn hier?« fügte Adrian hinzu. »Ich dachte, sie wollte in der Stadt auf uns warten. Dieses ganze Gehetze, damit Jo nur ja keine Minute zu lang warten muß - und da kommt sie angetrabt. Ich hätte mir ganz gern noch ein bißchen Zeit gelassen. Ich weiß gar nicht, ob ich diese letzte Manuskriptseite aus der Schreibmaschine genommen habe.«
    »Ganz sicher hast du das. Außerdem hattest du ja vierzehn Tage Zeit, deine Sachen zu packen.«
    In diesem Augenblick richtete sich Sheikh auf dem Rücksitz auf und starrte aus dem Fenster. Dann begann er wie verrückt zu bellen und auf dem alten Teppich zu scharren, den Christine in weiser Voraussicht auf den Ledersitz gebreitet hatte. »Er hat sie gesehen«, sagte sie jetzt. »Fahr schneller, Adrian, bevor er das Auto sprengt.«
    »Ja, ja, schon gut, verdammter Köter«, schimpfte Adrian und trat aufs Gaspedal. »Warum macht sie denn nicht kehrt und reitet zum Depot? Sie muß uns doch gesehen haben.«
    Aber Jo machte nicht kehrt. Langsam ritt sie dem Wagen entgegen, und als sie auf gleicher Höhe waren, flüsterte Adrian: »O Gott, wie schön sie ist... Was ist denn über sie gekommen?«
    »Das Glück, glaube ich«, sagte Christine. Und Jo war wirklich wie verwandelt. Aller Stolz war von ihr gewichen, aller Hochmut, und in ihren Augen war ein Leuchten reiner Freude, als sie aus dem Sattel stieg. Sheikh attackierte das Fenster mittlerweile so heftig, daß Adrian verzweifelt rief: »Um Gottes willen, Jo, nimm diese Bestie mit! Er ruiniert mir ja den ganzen Wagen!«
    Jo öffnete lachend die Wagentür, und der große Hund sprang an ihr hoch und warf sie beinahe um. Als er sich beruhigt hatte, bat das Mädchen: »Steigt aus, Leute, ich muß mit euch reden, sonst platze ich.«
    Jo wollte mit ihren Eltern reden... Kein Wunder, daß Adrian in Windeseile aus dem Wagen sprang und vergaß, sich über die Verzögerung aufzuregen. Christine stieg etwas gelassener aus, aber ein Stein war ihr vom Herzen gefallen. Sie standen am Straßenrand, und Sheikh kauerte höchst zufrieden zu Füßen seiner Herrin.
    »Ich fahre nicht mit euch«, sagte Jo.
    Adrian blinzelte verwirrt. »Nicht mit uns... Wovon redest du eigentlich? Natürlich fährst du mit uns nach Hause. Rajah wird es bei deiner Freundin sicher gut haben und...«
    Jo brach in helles Gelächter aus. »Aber in Rangimarie wird es ihm noch viel besser gefallen.«
    »In Rangimarie?. Kann mir jetzt endlich jemand sagen, was eigentlich los ist, bevor ich endgültig den Verstand verliere?« Plötzlich dämmerte es ihm, und er stieß hervor: »Was hast du uns verheimlicht? Warum bist du nicht schon längst damit herausgerückt?«
    »Weil ich strohdumm war und mich nicht dazu entschließen konnte, Lester zuliebe den Schrecknissen von Rangimarie ins Auge zu sehen. Gestern abend wurde ich endlich vernünftig. Es ist alles okay, Adrian. Ich reite zu Robert zurück, und in vierzehn Tagen wird Lester mit mir zu euch fahren und um meine Hand anhalten, ganz korrekt
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