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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande
Autoren: Mary Scott
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gingen nur Adrian, Trent und Holden in den Wald, um zu sehen, ob der Bulldozer gute Arbeit geleistet hatte.
    Alles war in Ordnung, der Müll lag unter dem aufgewühlten Erdreich begraben. Aber insgeheim war Adrian doch sehr traurig, als er sah, wie viele Zweige die große Maschine abgebrochen, wie viele Büsche sie entwurzelt hatte. Das Tal war nun eine Masse aus häßlicher gelber Erde, auf der kein einziges Pflänzchen wuchs. »Das macht nichts«, sagte Trent. »Wenn du in zehn Jahren wiederkommst, wirst du dieses Tal nicht mehr vom übrigen Wald unterscheiden können, Adrian.«
    Adrian wandte sich ab. In zehn Jahren wiederkommen? In diesem Augenblick hatte er das Gefühl, daß er überhaupt nie mehr wiederkommen wollte. Vergessen waren die glücklichen Tage auf »Gipfelkreuz«, vergessen die Freunde, die er gewonnen hatte, die klare Sommerluft, das frische Grün ringsumher. Er sah nur noch diese gelbe Masse, die entwurzelten Büsche und dachte, das Leben in der Stadt ist doch gar nicht so übel. Dort versuchen wenigstens ein paar Leute, die Schönheit der Natur zu erhalten.
    Nachdem sie das Tal inspiziert hatten, beschlossen die drei Komiteemitglieder, dem Bauunternehmer sein Geld zu geben. »Wir brauchen nicht in die Gemeindehalle zu gehen, um die Einzelheiten zu besprechen«, meinte Malcolm Trent. »Setzen wir uns in meinen Wagen.« Und James Holden war tatsächlich damit einverstanden. Wenigstens hatte er es auf Umwegen geschafft, die beiden zusammenzubringen, dachte Adrian. James hatte nichts mehr gegen Beths Ehe einzuwenden, zwischen den beiden Familien herrschten Friede und Eintracht. Und das, so dachte Adrian wehmütig, war wahrscheinlich der beste Beitrag, den er zum Gemeinschaftsleben in Eldado geleistet hatte.
    Er war froh, daß der Bulldozer endlich sein Werk getan hatte, daß das Tal in Ordnung war, denn ein paar Tage später traf die Nachricht ein, die Christine erwartet hatte. Der englische Dozent wollte einen Monat früher als ursprünglich geplant in seine Heimat zurückkehren. Christine las den Brief mit geheimer Freude. Sie war auf »Gipfelkreuz« nie richtig heimisch geworden und sehnte sich nach ihrer gewohnten Umgebung. Sie hatte keine Bedenken, Robert allein zu lassen. Er ging ganz in seiner Arbeit auf, und er brauchte nur seinem Freund Sam auf der Schaffarm im Süden zu schreiben, wenn er einen Assistenten benötigte. Hoffentlich lernte er bald ein nettes Mädchen kennen. Schade, daß Craig keine Schwester hatte... Aber vielleicht hatte Robert noch gar kein Bedürfnis nach weiblicher Gesellschaft. Seine Arbeit war ihm am allerwichtigsten, und freundschaftliche Kontakte hatte er mehr als genug. Da waren die Trents, die jungen Ehepaare in Eldado, die Leute aus Rangimarie — und vor allem die alte Mrs. Holden, dachte Christine lächelnd. Eigentlich fuhr er immer nur ihretwegen nach Rangimarie und nicht, um Cynthia und James Holden zu besuchen. Und sobald er das Haus betrat, pflegte die alte Dame auch schon schamlos Besitz von ihm zu ergreifen.
    Am Sonntag vor ihrer Abreise machten sie einen Abschiedsbesuch bei den Holdens, und Lester tauchte ebenfalls auf, um Jo zu sehen. Wie stand es zwischen den beiden? Christine hätte es gern gewußt, aber sie wäre überrascht und entsetzt gewesen, wenn sie herausgefunden hätte, daß es die beiden selbst nicht wußten. Sie liebten sich, aber Jo mußte ein Opfer bringen, und sie war es nicht gewohnt, ihre eigenen Interessen hintanzustellen. Wenn Lester sie wirklich liebte, dann würde er schon jetzt die Farm verkaufen und den Grundbesitz erwerben, von dem er träumte. Er hatte genug Geld dazu. Er hatte ihr erzählt, daß er und sein Bruder beträchtliche Summen geerbt hatten, als sie fünfundzwanzig geworden waren. Der Bruder hatte sich eine Anwaltspraxis gekauft. Lester hatte sich das Geld für die Farm aufgehoben, die nun immer noch in weiter Ferne lag. Jo hatte ihn noch einmal gebeten, die Farm seines Vaters schon jetzt zu verkaufen. Aber er hatte sich geweigert und daran erinnert, daß er sein Wort gegeben hatte. Wenn Jo ihn liebte, würde sie es zwei Jahre lang in Rangimarie aushalten. Schließlich verlange er ja nicht von ihr, auf dem Nordpol zu leben. Sie befanden sich in einer Sackgasse, und anscheinend war keiner der beiden bereit nachzugeben.
    Der Nachmittag nahm einen schlechten Anfang, weil Mrs. Holden über Roberts Abwesenheit verärgert war. »Er hat sehr viel zu tun, weil er morgen seine ersten Lämmer auf den Markt bringen will«, sagte
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