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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande
Autoren: Mary Scott
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lange nicht, daß sie sich alles erlauben kann. O Lester, streiten wir uns doch nicht! Siehst du denn nicht ein, wie unmöglich es ist?«
    »Was ist unmöglich?«
    »Daß Jo Medway in Rangimarie leben und sich täglich anhören soll, daß dieser und jener Mann >kein wahrer Gentleman< und daß Mrs. Sowieso >recht nett, aber keine Lady< sei. Soll ich mir wirklich gefallen lassen, daß sie auf meine Freunde in Eldado herabsehen? Soll ich mir sagen lassen, ich dürfte nicht mit ihnen verkehren, weil sie nicht auf meiner Stufe stünden?«
    Er versuchte einen Arm um ihre Schultern zu legen, aber sie stieß ihn weg und sagte: »Nein, es hat keinen Sinn. Ich liebe dich, und du liebst mich, aber solange du in diesem schrecklichen Rangimarie lebst, kann ich dich nicht heiraten.«
    »Ich habe dir doch gesagt, daß ich nur noch zwei Jahre hierbleibe. Das haben wir schon oft genug besprochen. Es wäre so einfach, und du bauschst die ganze Sache zu einem Riesenproblem auf. Du brauchtest meine Verwandten ja nicht oft zu sehen. Ein Besuch in der Woche würde meiner Großmutter genügen. Wir könnten unser eigenes Leben führen und nur freundschaftliche Beziehungen zu ihnen unterhalten.«
    »Freundschaftliche Beziehungen! Was bei diesen Beziehungen herauskommt, habe ich ja heute erlebt. O ja, ich weiß, die alte Hexe war schlecht gelaunt, weil Robert nicht gekommen ist, und sie hat ihre Wut an mir ausgelassen. Aber solche Situationen werden immer wieder entstehen, und ich habe keine Lust, ständig den Fußabstreifer zu spielen. Nein, Lester, mein Entschluß steht fest. Ich reise am Wochenende mit meinen Eltern ab, und wir wollen uns jetzt Lebwohl sagen. Komm bitte nicht mehr zu mir, es hätte keinen Sinn. Du kannst mich nicht umstimmen. Der heutige Nachmittag hat mir klar vor Augen geführt, daß es keine Hoffnung für uns gibt. Wenn wir hier zusammen lebten, würden wir uns schon nach ein paar Monaten hassen. Da ist es noch besser, wir gehen als Freunde auseinander.«
    Und sie änderte ihre Meinung nicht, trotz aller Argumente, die Lester vorbrachte, trotz seiner Bitten. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Ich weiß nicht mehr, was ich noch sagen soll. Du liebst mich eben nicht.«
    »Wenn du das glauben willst und wenn es dadurch leichter für dich wird, dann glaub es eben. Denk ruhig, daß ich ein herzloses Biest bin, das dich an der Nase herumgeführt hat und nun in die Stadt zurückkehrt, als wäre nichts geschehen.«
     
    Am nächsten Morgen erklärte Jo mit ruhiger Stimme: »Ich habe mir überlegt, wie ich mein lebendes Inventar nach Hause schaffen kann.«
    Sie saßen am Frühstückstisch. Christine blinzelte verwirrt, und Adrian fragte mit gerunzelter Stirn: »Meinst du Sheikh und Rajah?«
    »Wen sonst? Warum tust du so erstaunt? Ich muß meine beiden Lieblinge doch mitnehmen.«
    Keiner sagte etwas, aber alle hatten gedacht, sie würde Rajah hierlassen, bis sie Lesters Frau würde. Sheikh würde sie natürlich mit nach Hause nehmen, wenn es auch problematisch war, sich in der Stadt eine so große Dogge zu halten. Aber auf der Farm konnte man Sheikh nicht zurücklassen. Robert hätte keine Zeit, sich um ihn zu kümmern und zu verhindern, daß der Hund irgendwelchen Unsinn anstellte. Eine kleine Pause entstand, während sie alle erst einmal die Neuigkeit verdauten, daß sie Lester doch nicht heiraten würde. Vielleicht, dachten Robert und sein Vater, hatte Jo das auch nie vorgehabt. Vielleicht war es nur einer von Jos zahllosen Flirts gewesen. Aber Christine war sehr traurig. Das war also der Grund für Jos unnatürliche Blässe heute morgen. Beim letzten Besuch in Rangimarie war die Entscheidung gefallen. Jo hatte erkannt, daß sie in dieser Atmosphäre nicht leben konnte.
    Und nun fängt alles wieder von vorn an, dachte Christine. Diese rastlose Suche nach dem richtigen Mann, nach dem richtigen Job. Aber einen Lester wird sie nie mehr finden. Mit ruhiger Stimme fragte sie: »Und wie sollen wir Rajah transportieren?«
    »Ich reite ihn nach Avesville, dort gibt’s ein Pferdetransportdepot. Von da aus kann ich ihn dann in die Stadt bringen lassen. Ich werde ziemlich früh aufbrechen und treffe euch dann am nächsten Morgen. Ich habe schon im Hotel angerufen und ein Zimmer bestellt.«
    Sie hatte also schon alles geregelt. Sie waren einverstanden mit Jos Plan. Gut, sie würden sich mit ihr in Avesville treffen, und Sheikh würden sie im Wagen mitnehmen. Sie würden ihn nach Jos Aufbruch festbinden, damit er ihr nicht
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