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Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)

Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)

Titel: Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)
Autoren: Françoise Héritier
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Regen laufen. Lange Gespräche in der Dämmerung. Küsse auf den Hals. Der Duft warmer Croissants auf der Straße. Verschwörerisches Zwinkern. Der Moment, wenn es draußen in der Natur ganz still wird … Die fröhlichen Schreie der Kinder auf dem Pausenhof. Sich an Eiscreme und Pralinen laben.
    Zu wissen, dass man gefällt, dass man angesehen, angehört wird. Sich beweglich fühlen. Ausschlafen.
    An Bord eines Fischerboots gehen. Einem Handwerker zusehen. Vor einem Marktschreier stehen bleiben (ha, das ist lange her!). Sich am Treiben auf der Straße freuen. Freunde treffen, die man seit Ewigkeiten nicht gesehen hat. Den anderen wirklich zuhören …
    Ich habe noch so viel vergessen.
    Und was würde Ihnen am meisten fehlen, sollte all das für immer aus Ihrem Leben verschwinden?

14. August
    Vielleicht langweile ich Sie ja ganz schrecklich.
    … andächtig Mozart, die Beatles oder Astrud Gilberto hören. An einem Abend in die Schweiz und wieder zurück zum Konzert seines Lieblingssängers fahren. In Walderdbeeren schwelgen. Bei steifem Wind einen Küstenweg entlanggehen. Auf eine Sonnenfinsternis oder den nächtlichen Flug eines Uhus warten.
    Sich den Kopf darüber zerbrechen, was einem anderen gefallen würde. Barfuß gehen. Stimmen lauschen, die das Meer zurückwirft. Sich strecken und gähnen. Ein kleines Licht anzünden oder große Scheinwerfer einschalten. Auf ein Abenteuer aus sein und Komplimente machen. Auf vielsagende Blicke lauern. Ein Eselsohr knicken (auch wenn man das nicht macht!). Eine Zeit lang die Höflichkeit in den Wind schreiben. Vergessen, die Post zu holen. Sich im Arm halten, Händchenhalten. Gegen den Strom schwimmen. Einem vornehmen älteren Herrn die Tür aufhalten.
    Sich zusammenkuscheln. Die kühle Luft am frühen Morgen riechen. Zusehen, wie Äste sich im Wind wiegen. Ein schön knisterndes Feuer entzünden. Sich mit Wurst und Gürkchen vollstopfen. Die Minute abpassen, in der ein Engel vorbeihuscht (zwanzig vor, zwanzig nach und zur vollen Stunde). Ins Fettnäpfchen treten. Wild die Haare schütteln. Jemandem zulächeln, der nicht damit rechnet.
    Ernst über ein oberflächliches Thema sprechen und Witze über eine ernste Angelegenheit machen (aber nicht mit jedem!). Sich von einem Trottel oder einem Besserwisser nichts vormachen lassen.
    Sich bedenkenlos an dem freuen, was man gern tut (Geräusche wie ein Rennwagen machen mit inbegriffen). Dem Leben in sich lauschen. Auf dem Rücken ausgestreckt schlafen.
    Die Hand zum Gruß heben wie Inspektor Columbo. Auf allen vieren die Treppen hinaufklettern. Irgendwo außer Atem ankommen. Im Kino weinen. Gefühle zeigen oder aber olympische Ruhe bewahren. Schweigen-staunen-hören. Wieder mal Fahrrad fahren, Klavier spielen oder Bogen schießen.
    Bei einem Spaziergang einfach so die Toiletten eines Luxushotels benutzen. Sich beherzt in einen zu tiefen Sessel sinken lassen. Aufs Geratewohl kleine Dinge aufsammeln. Die Hände ins Moos des Waldes oder in den Schaum des Spülwassers stecken.
    Dem Trommelwirbel des Feldhüters lauschen (das ist vorbei) oder dem Drehorgelspieler auf der Straße (auch vorbei). Beim Fangenspielen hinter einem Freund herrennen. Sich an ein offenes Fenster setzen.
    An einem Ort aufwachen, den man nicht wiedererkennt. Herzklopfen haben. Argumente sorgsam abwägen, eine Melone mit der Hand abwiegen. Einen Sandkastenfreund wiedersehen.
    Vergrabene Erinnerungen wiederfinden (mein Gott, wie wahr!). Sich Zeit nehmen, um eine unbedeutende Kleinigkeit auszuwählen (und wichtige Dinge ganz spontan entscheiden). Dem Flug einer einzelnen Schwalbe im Schwarm folgen. Von oben eine Katze beobachten, die nichts davon bemerkt. Sich ins Fäustchen lachen. Die blaue Stunde erwarten. Seine Pflanzen gießen und zu ihnen sprechen. Die Berührung von schönem Leder, einem Pfirsich oder von Haaren genießen. Ganz genau den Hintergrund der Mona Lisa oder die Spitzen bei Maurice de Vlaminck studieren. Beim Klang einer Stimme vor Freude in die Luft springen. Zu einem Abenteuer aufbrechen.
    Im Halbdunkel sitzen und nichts tun. Vorsichtig in gegrillte Heuschrecken beißen. Sich an endlosen Gesprächen mit alten Freundinnen freuen. Sich schöne Geschichten ausdenken …

15. August, 18 Uhr 27
    Ich fahre fort, auch wenn ich Sie langweilen sollte, denn das wird immer aufregender. Ich habe den Eindruck, einstürzende Ufer zu unterspülen. Wie auch immer, jedenfalls liefere ich Ihnen Munition, falls man Sie in zwanzig Jahren fragen sollte, was ich für ein
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