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Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)

Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)

Titel: Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)
Autoren: Françoise Héritier
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klappen will. Nicht auf gezielte Schmeicheleien hereinfallen. Der Versuchung des Essens nachgeben. Auf den Turm von Notre-Dame steigen und von Machu Picchu träumen. Die Gischt der Niagarafälle voll abbekommen. Einen riesigen Baobab umrunden. Wasser ohne Flaschenzug mit der Kraft der Arme aus einem Brunnen ziehen. Sich von einem Moskitonetz geschützt fühlen.
    Ein Geschenk auspacken (»Was ist denn das?«). Neugierig und begierig auf das Morgen sein. Einen großen Esel aus dem Poitou und ein Salers-Rind bestaunen. Sich im Bewusstsein getaner Arbeit erschöpft aufs Bett fallen lassen. Einen umfangreichen Abwasch beenden. Im Finistère bei Nebel auf den Menez-Hom, bei gutem Wetter auf den Puy-de-Dôme im Zentralmassiv und bei frischem Wind auf den provenzalischen Mont Ventoux steigen.
    Die Kühlerhaube eines Wagens öffnen, der in den Alpen in der Casse Déserte des Col d’Izoard qualmt (das war Anfang der Fünfzigerjahre). Eine alte Schatzkiste finden mit einem schönen Glimmerstein darin. Sich der Flüchtigkeit der Dinge bewusst sein und der Notwendigkeit, sich an ihnen zu erfreuen. Ein Märchen im richtigen Tonfall nacherzählen.
    Seine Faulheit und seine Angst vor Veränderungen überwinden. An einem schönen Spätnachmittag ein Glas Bier auf der Terrasse einer Bar trinken und ein wenig Hunger bekommen. Bei Einbruch der Nacht leicht schaudern. Unempfänglich sein für die Niedertracht gewisser Worte. Im Hintergrund bleiben, wenn die Angeber fröhliche Urstände feiern. Muskelprotze und ihre Waschbrettbäuche unschön finden. Eine Ziege an den Hörnern nehmen. Sich von einer eifersüchtigen Siamkatze anfauchen lassen. Instrumente erkennen, ohne zu wissen, wozu sie dienen.
    Schweigen und erst nach reiflicher Überlegung sprechen. Sich nicht verpflichtet fühlen, alles so zu tun wie alle anderen. Sich fragen, ob einem das klösterliche Leben liegen würde. Auf alles neugierig sein. Immer die Augen offen halten. Glücklich den Duft frischen Heus oder Tangs riechen. Einen Augenblick im Schlammgeruch bei Ebbe verharren. Durch einen Bach waten oder von Stein zu Stein springen. Der Mona Lisa einen Schnurrbart aufmalen (und heimlich lachen bei der Erinnerung an deren surrealistische Verfremdung L. H. O. O. Q. von Marcel Duchamp).
    So still sein, dass ein Vogel darauf hereinfällt. Eine Fliege mit einer einzigen Handbewegung fangen wie Obama. Einen Wildbach rauschen hören. Gellende Schreie ausstoßen, während man in einem Wagen sitzt, der von der Sonne aufgeheizt wurde …

21. August
    … ein Perlhuhn, ein anderes Geflügel oder Tier geschenkt bekommen, das sich wehrt. Viele Kartons, Speicher und tiefe Schränke haben.
    Am Abgrund stehen. Stimmen, Diktion und Gang von Menschen und Tieren perfekt nachahmen. In ein frisch bezogenes Bett schlüpfen. Scheinheilig die bukolischen Fresken im Festsaal des Bezirksrathauses des 11. Pariser Arrondissements betrachten. Sich die Nägel richten. Aufstehen und Nein sagen. Mit dem Herzen bei der Sache sein. Über die Humoristen Coluche und Pierre Desproges, über Charlie Chaplin und Buster Keaton lachen. Sich in völliger Ratlosigkeit in gewisse »Kunstwerke« vertiefen. Sich kategorisch weigern, bestimmte Bücher zu Hause zu haben (xenophobe beispielsweise oder solche, die Völkermorde leugnen). Sich gut in seiner Haut und in seinem Kopf fühlen, wenn auch nur flüchtig … Etwas finden, das ein fehlendes Werkzeug ersetzt. Noch immer die Regierungsbezirke mit ihren Hauptstädten aufsagen können (hm, da bin ich mir nicht so sicher). Angesichts der Damenmode der Dreißigerjahre in schallendes Gelächter ausbrechen, die Mode der antiken Kreterinnen aber schön finden. Die ersten Iris im Jahr sprießen sehen. Mit Liebe seine Kosmeen schneiden. Herbstlaub harken. Schöne kerzengerade, parallele Heureihen aufschichten. Nach einem Höllenradau die Stille schätzen. Staunen und gerührt sein, wenn man Erinnerungsstücke wiederfindet. Die Zeitung von der letzten Seite her lesen.
    Über die eigenen verrückten Schwierigkeiten mit der Verwechslung von rechts und links lachen. Vor oder nach allen anderen losfahren oder sich gegen den Strom bewegen und die Illusion der Allmacht haben. In einem riesigen Topf ein einziges Ei kochen (wie Buster Keaton).
    Ausnahmsweise mal schlagfertig sein …

24. August
    Ist es zu Ende?
    … einen Grashalm zwischen die Finger spannen und darauf pfeifen. Nachts im Bett die Glocke von Westminster hören, die zu jeder Viertelstunde in der Küche von Bodélio ihre
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