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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat
Autoren: Suzanne Forster
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abgestandenen Kaffee in seinem Atem riechen und einen anderen Geruch, der ihr die Kehle zuschnürte. Er roch wie die Männer, die ihre Mutter besucht hatten. Lela Smith war von Beruf Handleserin, die ihre Kunden im Schlafzimmer des kleinen Apartments empfing, das sie mit ihrer Tochter bewohnte. Zu jung, um zu verstehen, was genau vor sich ging, nahm Mattie doch das Gelächter wahr, das Flüstern und den seltsamen Geruch.
    Weil sie Angst hatte, dass ihr schlecht würde, drehte Mattie den Kopf zur Seite. Übelkeit stieg in ihr auf, und das Licht drehte sich über ihr. Sie hatte kein Talent für weibliche Berechnung, sonst hätte sie die Gelegenheit genutzt und einen Ohnmachtsanfall vorgetäuscht. Die anderen Mädchen hätten das bestimmt gemacht, aber sie waren nicht so unbeholfen.
    Sie fasste einen verzweifelten Plan, als sie darum kämpfte, das Gleichgewicht zu bewahren.
    "Es ist alles in Ordnung", sagte sie, ließ ihn ihr Gesicht berühren und es sanft anheben. Er würde sie jetzt küssen, und sie wusste, dass Miss Rowe das zulassen und sogar mit etwas Genugtuung zusehen würde.
    Das Licht, das in Matties Augen brannte, verhinderte, dass sie einen Blick auf ihn werfen konnte. Vielleicht war es auch besser so, dachte sie, sonst wäre sie nie in der Lage, das, was sie sich vorgenommen hatte, durchzuziehen. Er zog sie an sich, den Finger auf ihr Kinn gelegt. Miss Rowe schubste und drängte sie immer weiter.
    "Matilda mit dem hübschen Mund", sagte er sanft.
    Angesichts dessen, was passieren sollte, lief es ihr eiskalt den Rücken herunter. Als er sich zu ihr beugte, um sie zu küssen, spuckte Mattie ihn an. Und nicht nur ein bisschen. Sie hatte alle Flüssigkeit, die sich noch in ihrer ausgedörrten Kehle befunden hatte, gesammelt und ihm alles wütend entgegengeschleudert.
    Er heulte vor Wut auf, und Miss Rowe sprang dazwischen. Sie griff so fest nach Matties Arm, dass ihre Knochen knackten und Mattie vor Schmerzen aufschrie. Der Mann verschwand im Schatten, und die Direktorin schob Mattie zur Seite, um mit ihm zu sprechen.
    "Es tut mir furchtbar leid." Sie hob flehentlich die Hände. "Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. Entschuldigen Sie mich bitte, ich rede mit ihr."
    Mattie konnte die Erwiderung des Mannes nicht hören. Es hätte sowieso keine Rolle gespielt. Er hätte sie nicht retten können, nicht mal, wenn er es gewollt hätte. Niemand konnte es. Wenn er einmal aus dieser gotischen Monstrosität von einer Schule verschwunden wäre, würde sie auf eine Weise bestraft werden, die sicherstellte, dass sie die Direktorin nie wieder bloßstellte, dass sie es nicht einmal wagen würde, jemals wieder daran zu denken.
    Matties Mund war mit etwas vollgestopft, das wie Höllenfeuer brannte. Als sie versuchte, es auszuspucken, stellte sie fest, dass es ihre eigene Zunge war. Sie war auf die doppelte Größe angeschwollen und jeder Millimeter der Oberfläche war rau. Sie konnte Blut schmecken, aber sie traute sich nicht, zu schlucken. Sie würde bestimmt ersticken.
    Das war ihre erste erschreckende Erkenntnis, als sie sich ihren Weg zurück ins Bewusstsein kämpfte. Die zweite war schlimmer. Sie war in Dunkelheit eingehüllt und gefangen in einem so engen Raum, dass sie ihren eigenen Atem über sich spüren konnte. Die Decke des Raums konnte kaum mehr als zehn Zentimeter entfernt sein.
    War dies etwa ein Sarg? War sie in einem Grab, lebendig begraben?
    Panik ergriff sie, ließ sie die Kontrolle verlieren. Sie musste da raus, oder sie würde sterben! Ihre Hände waren an ihren Seiten gefangen und ihre Knie schlugen schmerzhaft an die Wände. Es war so eng in dem Raum. Sie konnte sich nicht genug bewegen, um gegen die Wände zu schlagen oder sie einzutreten.
    Ein Lichtblitz überraschte sie. Er erhellte ihr Gefängnis, und von dem, was sie sehen konnte, ähnelte der dreckige Bereich eher einer Abseite als einem Sarg. Aber woher kam das Licht?
    Beruhige dich, sagte sie sich. Lieg still und schau dich um, hör genau hin. Aber jeder Atemzug verstärkte das enge, panische Gefühl in ihrer Brust. Irgendwie musste Mattie einen sicheren Ort in sich selbst finden. Sich darin versenken und sich beruhigen. Anders konnte sie nicht überleben. Dies war der Albtraum, der sie seit jeher verfolgt hatte – und der sie für alle Zeiten verfolgen würde. Jeder hatte Urängste. Sie hatten darüber im Unterricht gesprochen. Sie stecken in uns, noch aus den urzeitlichen Wäldern und Sümpfen. Das hier war Matties schlimmste Angst. Aber woher
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