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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat
Autoren: Suzanne Forster
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ursprünglich die eigene Identität verbergen und das Kind habe entführen wollen, um Lösegeld zu erpressen. Der Staatsanwalt war darauf eingegangen – eine exzellente Strategie.
    "So wie ich das sehe, hat Langston keine Chance auf ein ordentliches Verfahren." Jaydee fuchtelte mit seinem Block. "Aber ich werde den Retter spielen. Willst du meine Idee hören, wie man das wieder hinkriegt?"
    "Ich glaube nicht, Jaydee. Lieber nicht."
    "Mattie, er wird verlieren, und bei allem gebotenen Respekt, die Beweise, die du zugelassen hast, sind die Schlinge um seinen Hals. Seine einzige Chance ist eine Berufung. Und die bekommt er nicht, es sei denn, es liegt im Verfahren ein Formfehler vor. Jemand muss einen Fehler machen, einen großen."
    "Formfehler können nicht im Vorfeld arrangiert werden, Jaydee, und erst recht nicht von mir."
    Matties Knie knackte verdächtig, als sie sich hinkniete, um erneut durch die Akten zu blättern. Sie wurde wirklich gebrechlich. Die Knieverletzung stammte von einem Vorfall in ihrer Kindheit, der mehr seelische als körperliche Schmerzen verursacht hatte. Welche Ironie, dass sie glaubte, sie hätte ihre Vergangenheit besser unter Verschluss als den Karton, den sie suchte. Nun zwang sie der Fall dazu, beides wieder hervorzuholen.
    "Also geht Langston ins Gefängnis, möglicherweise lebenslänglich, weil er ein guter Bruder sein wollte?"
    Mattie seufzte. Jaydee konnte nicht wissen, wie dieser Fall sie erschütterte, sonst hätte er nicht versucht, sie dazu zu bringen, dass sie ihre Macht auf fragwürdige Art und Weise einsetzte. Sie sah ihn befremdet an.
    "Denkst du, wir könnten den Prozess fortführen, bis wir das Urteil der Geschworenen haben? Dafür ist unser Gerichtssystem da."
    "Es sei denn, der Angeklagte hat schlechte Karten und ist nicht mal selbst schuld daran."
    "Hier ist sie!" Sie riss die Akte aus dem Karton. "Das Volk gegen Randolph."
    "Alles, was wir brauchen, ist ein korrigierbarer Fehler", beharrte Jaydee, "ein polizeilicher Ermittlungsfehler oder Interessenkonflikt vielleicht. Der Vater des Angeklagten spielt wahrscheinlich Golf mit dem Staatsanwalt. Zur Hölle, eine falsche Beratung des Angeklagten könnte schon ausreichen."
    "Ich kann nicht, Jaydee. Berufsethik."
    Er schlug mit seinem Block auf den Schreibtisch. "Das einzige Ethische, was man hier tun kann, ist, dem Jungen ein anständiges Verfahren zu verschaffen. Wo ist dein weiblicher Gerechtigkeitssinn?"
    Sie warf ihm einen warnenden Blick zu und stand auf. "Gerade vorhin stand meine Weiblichkeit noch in Frage, oder nicht?"
    "Das würde sie nicht, wenn du aufhören würdest, diese Weste zu tragen."
    Seine Augen funkelten dunkel. Aber irgendwie taten sie das immer.
    "Verzieh dich", sagte sie. "Ich brauche etwas Zeit allein mit Justitia hier." Sie berührte die Marmorstatue, die auf dem Schreibtisch stand. Es war zu einem ihrer Rituale geworden, vor einem schwierigen Fall ruhig dazusitzen und die Symbolfigur zu betrachten, die die Waagschalen der Gerechtigkeit balancierte. Nicht, um zu beten, zu meditieren oder nach Rat zu fragen; nur um zur Ruhe zu kommen und sich der Schwere der Aufgabe bewusst zu werden, die vor ihr lag.
    Heute würde sie vielleicht sogar beten.
    Sie wusste, dass Jaydee ihre Überzeugungen nicht in Frage stellte. Er konnte nur nicht verstehen, dass dieser Fall für sie persönlich schwierig war, sie sich zurückhalten musste und deshalb versuchte, vorsichtig zu sein. Normalerweise kritisierte Jaydee Matties Unwillen, eine politisch korrekte Moral vor das Gesetz zu stellen. Sie schreckte nicht vor Doppeldeutigkeiten zurück. Sie ging bei ihren Fällen in die Tiefe und analysierte sie von Grund auf. Die Suche nach der Wahrheit nahm sie ernst – auch wenn die Wahrheit nicht immer das war, was die Leute hören wollten. Meist lag ihnen lediglich daran, eine Rechtfertigung für ihre Überzeugungen zu bekommen, egal wie falsch sie waren. Sie wollten, dass Mattie es ihnen leicht machte, an ihren Lügen festzuhalten – aber sie machte es ihnen schwer.
    Jaydee warnte sie permanent vor der Gefahr, sich Feinde zu machen. In vielerlei Hinsicht war er konservativer als sie. Und manchmal sogar klüger. Aber er war kein Richter. Er musste sich keine Gedanken darüber machen, wo die Grenzen des Gesetzes mit denen der eigenen Macht kollidierten.
    "Also, tragen wir heute etwas Interessantes unter der Robe?", fragte Jaydee, während er die Plastikhaube seines Kaffees drehte.
    Mattie zog die schwarzen Falten des Stoffes
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