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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat
Autoren: Suzanne Forster
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Überprüfung seiner verfassungsmäßigen Rechte. War er wirklich ein freier Mann? Eine Autotür schlug in der Ferne zu, und er duckte sich, offenbar in der Erwartung, erschossen zu werden.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein anderer Mann, neben einem glänzend schwarzen Geländewagen mit verdunkelten Scheiben. Jameson Cross war genauso groß wie der Ex-Häftling, und sein dunkles Haar hatte den gleichen Blauschimmer. Aber damit endete die Ähnlichkeit; abgesehen von den körperlichen Merkmalen waren die Männer grundverschieden.
    "William Broud? Kann ich dich mitnehmen?" Cross trat vorsichtig nach vorn, streckte die Hand aus und zeigte mit der anderen auf sein Auto. "Es ist ein langer Weg zurück in die Zivilisation."
    Broud sah nicht auf oder ließ sonst wie erkennen, dass er Cross wahrnahm. Der entlassene Häftling tat gerade so, als würde er nicht existieren. Doch Cross wusste, dass der andere ihn gehört hatte. Es geschah mit voller Absicht. William Broud hatte ihn schon ignoriert, bevor er ins Gefängnis ging. Sie waren keine Feinde, nein, es war schlimmer.
    Cross lief ein Stück neben ihm her. "Ich möchte mit dir über die Morde im Mädcheninternat sprechen. Du wirst jetzt einen Job brauchen, und ich kann dich einige Zeit bezahlen."
    Cross war ein Bestsellerautor, er schrieb über wahre Kriminalfälle, und sein Interesse an dem Fall ging über das Buch weit hinaus. Broud war Gärtner und Hausmeister an der exklusiven Akademie in Tiburon gewesen. Er hatte dreiundzwanzig Jahre im Gefängnis verbracht, die meisten davon im Todestrakt, verurteilt wegen des Mordes an Millicent Rowe, der Schulleiterin. Aber Broud war kürzlich durch eine DNA-Probe entlastet worden. Cross verstand nicht, warum der Mann sich weigerte, über eine Ungerechtigkeit dieses Ausmaßes zu sprechen. Bei der Verhaftung hatte er behauptet, unschuldig zu sein, von Verschwörungen und Vertuschungen geschwafelt, von einem Sexring, dem angeblich Schülerinnen angehörten. Aber er war damals im Besitz von Drogen gewesen, und es war Blut der Gruppe B-negativ gefunden worden, Brouds Blutgruppe.
    "Wer sind die einsamen Mädchen?", fragte Cross. "Du hast behauptet, dass sie die Direktorin getötet haben. Waren sie Schülerinnen des Mädcheninternats?"
    Broud ging weiter, den Kopf gesenkt, das Gesicht vom Haar verdeckt.
    Cross war verärgert. Das musste aufhören. "Du bist dreiundzwanzig Jahre im Gefängnis verrottet, und keinen hat es interessiert", sagte er. "Sie hätten dich sterben lassen. Wer auch immer es getan hat, sollte dafür zahlen, dass er dich durch die Hölle gehen ließ."
    Das schwarze Haar flog zur Seite und entblößte Brouds gequälte Miene. Er starrte Cross an. "Du hast recht. Es hat keinen interessiert. Warum sollte es dann mich noch interessieren? Lass mich in Ruhe."
    "So muss es nicht sein. Billy …"
    "Nenn mich nicht so", fauchte Broud mit wildem Blick. "Billy ist verschwunden. Es gibt ihn nicht mehr."
    Cross blieb stehen und sah zu, wie Broud davonhumpelte. Wenn er weitergemacht hätte, wäre es nur zum Streit gekommen. Es mochte keinen Billy Broud mehr geben, aber wenn Zombies existierten, hätte dieser Mann einer sein können. Sein Gesicht glich einer furchterregenden Halloweenmaske. Auch wenn ihm die Hinrichtung erspart geblieben war, so schien doch seine Menschlichkeit nun ausgelöscht. Nur in seinen Pupillen brannte noch ein Funken von Leben. Und Jameson Cross würde diesen Ausdruck nicht so schnell vergessen.
    Cross war sicher, dass Broud wusste, wer ihm das angetan hatte, aber aus irgendeinem Grund sprach er nicht darüber. Vielleicht wollte er sich selbst rächen. Nichtsdestotrotz war dies eine Geschichte, die Cross erzählen wollte. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Allein seine Verdächtigungen würden Schlagzeilen machen.
    Es würde spannend sein, zu sehen, wer in Deckung gehen würde, sobald Cross den ersten Schuss abfeuerte. Wenn er recht hatte, jagte er Großwild. Die Leute, die er verdächtigte, operierten auf den höchsten Ebenen der Regierung, in Justiz und Wirtschaft. Und was es noch interessanter machte: Es waren alles Frauen.

2. KAPITEL
    "S ag mir, dass sie einen weißen Spitzenslip unter der schwarzen Robe trägt, und ich
schwöre,
ich schmeiße meine Videos weg."
    Mattie Smith lehnte tief über einen Karton mit Rechtsakten und ignorierte das geflüsterte Gebet ihres Assistenten an den Allmächtigen. Als das vierundzwanzigjährige Ex-Gang-Mitglied ihre Kammer betrat, veränderte
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