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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp
Autoren: Martina Steinkuehler
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konfirmiert werde, koste es, was es wolle.«
    »Auch wenn es heißt, dich derartig – auszuliefern?« Simone war außer sich. »Nur über meine Leiche …« Sie ahmte den schleppenden Tonfall von Diakon Jott nach. »Ich glaube, unsere Eltern wissen mehr«, mischte Tamara sich ein. »Ich weiß von einem Termin im Kirchenamt.« Die anderen starrten sie an. Tamara, die Fremde. Die wusste also was. »Spuck’s aus«, befahl Pitt ungeduldig. »Was weißt du noch?«
    Johanna hatte eine Sprachreise geplant, Tom eine Hüttentour. Matti wollte seinen geschiedenen Vater besuchen und Pitt und Andi die geschiedene Mutter. Es dauerte eine Weile, bis jeder der zwölf von jedem wusste, warum er in den kommenden Sommerferien auf keinen Fall mit dem Jott auf die Insel konnte.
    »Überhaupt«, seufzte Simone. »Eine Nordseeinsel! Nicht die Bohne von Bock!« »Das ist was für Babys«, ergänzte Jakob prompt. Es kam heraus, dass sie sich alle längst schlau gemacht hatten. Es handelte sich um eine kleine – eine sehr kleine – Insel.
    Da gab es nichts als eine Vogelwarte, ein paar Fischerhäuser und einen Campingplatz. Und Sand und Watt, jede Menge. Touristen mochten das gut finden. Für die zwölf war es öde. »Warum nicht gleich in die Wüste?«, maulte Tom.
    Judith und Andi tauschten einen Blick, und Andi grinste. Britt war die Einzige, die keine eigenen Pläne für die Sommerferien genannt hatte. »Ich will einfach nicht«, sagte sie stur. »Und ich lass mich nicht zwingen.«
    Pitt schlug ihr auf die Schulter. »Du bist nur ein kleines Mädchen«, sagte er. Sie trat ihn mit voller Wucht vor das Schienbein und hasste ihn wieder ein paar Grad heißer.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Lose
    Am nächsten Dienstag trafen sie sich wieder. Verabredet war es nicht. Aber es musste wohl sein. Es hatte wieder geschneit, und der Küster hantierte mit einem Schneeschieber. »Soll ich euch aufschließen?«, fragte er, als er die zwölf in Schal und Mütze an der Bank stehen sah.
    Kurz darauf hatten sie die Stühle zu einem engen Kreis zusammengeschoben und zeigten sich gegenseitig schmale Streifen Papier. Jeder von ihnen hatte einen bekommen. »Uralt«, meinte Matti und strich seinen glatt. »Seht nur: So ein komisches Zeug gibt es heute gar nicht mehr.«
    Die anderen glaubten ihm nicht. Aber zugeben mussten sie, noch nie so etwas Fremdes in den Händen gehalten zu haben. Papier war nicht das richtige Wort. Es war grober, körniger, ungleichmäßiger als Papier, aber weicher und biegsamer als Pappe. Es war mit Buchstaben bedeckt, die keinen Sinn ergaben. »Geheimschrift«, meinte Tom. »Oder ein Code«, sagte Philip.
    »Meine Mutter sagt, das sind griechische Buchstaben«, erklärte Tamara, und von da an hasste Britt auch Tamara. »Lies es vor«, befahl Pitt. »Na, los, wenn du so schlau bist: Lies es vor!« Tamara rollte ihren Streifen zwischen den Fingern und tat, als hätte sie ihn nicht gehört.
    »Wir schmeißen es weg«, sagte Simone plötzlich. »Ja, los, das wird das Beste sein. Wir schmeißen es weg. Wir lassen das nicht mit uns machen!« Zustimmendes Gemurmel erhob sich. »Was genau?«, fragte Judith plötzlich. »Was lassen wir nicht mit uns machen?« Simone hob die Schultern. »Was weiß ich«, sagte sie ungeduldig.
    »Eines ist doch klar«, sagte Pitt. »Da steckt der Jott dahinter. Und dass der ein ganz übles Spiel mit uns spielt, dürfte wohl jedem klar sein.« »Wenn Tamara recht hat mit dem, was sie neulich sagte«, mischte Jacques sich ein, »dann spielen unsere Eltern mit.«
    Ein leises Ratschen störte die Stille, die eintrat. Britt riss ihren Streifen langsam und energisch in ganz kleine Fetzen.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Bücher sind zum Lesen da
    »Irgendwas mit Griechisch«, bestellte Andi bei der Frau hinter dem Bildschirm. »Alt oder neu?«, fragte die Bibliothekarin der Stadtbücherei und fügte, als sie ihn ratlos sah, hinzu »Ich meine: Altgriechisch oder Neugriechisch?« Sie hatte lange, rote Fingernägel, die auf der Computertastatur unangenehm kratzende Geräusche machten. »Wieso denn alt?«, brummte Andi. Da legte sich eine Hand auf seinen Arm. »Altgriechisch«, sagte Judith, die unbemerkt dazugekommen war. »Das Papier ist doch auch schon steinalt«, flüsterte sie ihm zu, während die roten Fingernägel über die Tasten tanzten. »Woher weißt du, was ich hier will?« Andi fühlte sich nicht wohl. »Ist nicht schwer«, meinte Judith.
    »Tamara hatte recht«, flüsterte Judith. Sie saß neben Andi
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