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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt
Autoren: Graham Masterton
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Händen? Oder haben Sie sie erstochen? Aber dafür gilt dasselbe wie für das Erwürgen. Es geht nur nacheinander und es waren zwei. Erschießen wäre wohl eine Möglichkeit gewesen.«
    »Wir haben keine Schusswaffe im Haus. Na ja, Duke hatte mal eine, musste sie aber verkaufen.«
    »Womit diese Version ausscheidet. Aber die entscheidende Frage bleibt: Wo sind sie hin? Selbst wenn Sie sie ermordet hätten – wo sind ihre Leichen? Wie wird man als Frau in einem netten Vorort zwei Leichen los, ohne dass jemand etwas merkt? Die Leichen sind doch noch nicht gefunden, oder?«
    Bonnie strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich hatte wirklich gehofft, Sie hätten eine Erklärung für das, was geschehen ist.«
    »Sie wollten tatsächlich die Schuld für das alles einer mexikanischen Dämonin in die Schuhe schieben?«
    »Ich dachte, Sie glauben an Itzpapalotl.«
    »Natürlich glaube ich an sie. Ich glaube aber auch, dass alte Dämonen in der modernen Welt nur etwas anrichten können, wenn man sie anruft.«
    »Sie glauben, ich hätte sie gerufen?«
    »Vielleicht. Möglicherweise können Sie sich nur nicht mehr daran erinnern. Vielleicht wissen Sie es, bestreiten es aber trotzdem.«
    Die Band setzte zu einer romantischen Version von »La Pesadilla« an. »Sie glauben nicht, dass ich es war, oder? Ich habe sie nicht ermordet, ich kann sie nicht ermordet haben – und selbst wenn ich es war, wusste ich es nicht. Es war Itzpapalotl.«
    »Das können nur Sie allein wissen.«
     

 
    Der Tag des Apollofalters
     
     
    Sie stand im Wohnzimmer und ihr Haar glänzte in der Nachmittagssonne. Sie betrachtete den Druck eines Elvisporträts, den Duke ihr zum Dreißigsten geschenkt hatte. Elvis in Love Me Tender mit Cowboyhut und Wildlederfransenhose.
    An den Geburtstag hatte sie lebhafte Erinnerungen. Damals hatte Duke noch Arbeit. Am Abend hatte er sie in ein Westernlokal ausgeführt. Es gab Steaks und Spareribs und Tanz. Auf der Rückfahrt hatten sie so gelacht, dass Duke nicht mehr weiterfahren konnte und an den Randstein fahren musste. Dann hatte er seinen Arm um sie gelegt, sie geküsst und gesagt: »Wir zwei gehören für immer zusammen, weißt du das? Bis der beschissene Tod uns scheidet.«
    Vorsichtig nahm sie den Druck von der Wand. Sie lehnte den Rahmen an das Sofa und löste die Schrauben auf der Rückseite. Mit dem Bilderdraht ging sie in die Küche, nahm ihre Gartenhandschuhe aus der Schublade und zog sie an.
    Ray lag noch immer auf der Liege hinterm Haus und hörte mit geschlossenen Augen Musik. Sie war so laut wie zuvor. Duke machte gerade noch ein Bier auf und las die Sportseite der Zeitung.
    Sie schob die Tür zur Terrasse auf. Rays Musik übertönte jedes Geräusch. Weder er noch Duke blickten auf. Sie trat nach draußen und blieb bewegungslos hinter Dukes Liegestuhl stehen. Beinahe eine Minute verstrich. Sie hielt den Draht in den Händen. Vielleicht hatte Duke sie auch bemerkt und schmollte nur, weil sie hinter seine Lüge von der Arbeit im Century Plaza gekommen war.
    Bonnie dachte: Wenn du dich jetzt umdrehst und mich anlächelst, lasse ich dich vielleicht am Leben.
    Aber er blätterte nur um und nahm noch einen Schluck.
    Sie war kräftig. Das Scheuern, Matratzenschleppen und Staubsaugen hatte sie stark gemacht. Sie legte den Bilderdraht in einer Schlinge um seinen Hals und zog diese zu, ehe Duke noch danach greifen konnte. Er drehte und wand sich und schlug mit den Beinen aus, aber Bonnie zog die Schlinge immer fester und fester zu, bis der Draht in seinem Fleisch versunken war und ihm das Blut über die Schultern lief. So hielt sie den Draht, bis nur noch ein leises Schaudern durch Dukes Körper lief und sein Kopf zur Seite sank.
    Ray hatte seine Augen die ganze Zeit geschlossen.
    Sie nahm die Schlinge von Dukes Hals und ging zu Rays Liegestuhl hinüber. Er sang leise vor sich hin und schnippte mit den Fingern. Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Stirn.
    Öffne deine Augen, dachte sie, sieh mich an und erkenne, wer ich wirklich bin, dann werde ich dein Leben verschonen. Aber er grinste nur, sang weiter vor sich hin und schnippte mit den Fingern.
    Danach ging sie ins Wohnzimmer und rief Esmeralda an.
    »Es ist alles arrangiert«, sagte Esmeralda. »Wir treffen uns um acht in der Stadt.«
    »Abgemacht.«
    »Alles okay? Du klingst so angespannt.«
    Sie drehte sich zu Duke und Ray um und sah sie auf ihren Liegestühlen im Garten liegen, als sei nichts passsiert.
    »Ich hab alles im Griff«, sagte
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