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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt
Autoren: Graham Masterton
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Mann dort ist schließlich so etwas wie mein Liebhaber.«
    »Ich weiß«, sagte Dan sanft, »darum war er auch am besten für diese Aufgabe geeignet.«
    »Welche Aufgabe? Mich eines Verbrechens zu überführen, das nicht einmal stattgefunden hat?«
    »Oh, es hat aber stattgefunden, Bonnie. Darum sind wir ja hier. Zugegeben, ich hatte gehofft, dein Geständnis auf Band zu bekommen, aber für einige Indizien hat’s immerhin gereicht.«
    »Ach ja? Na, was denn? Dass ein Messer sauberer ist als die Polizei erlaubt? Oder willst du mich verhaften, weil mein Klo geputzt ist?«
    »Wir haben die Leichen gefunden.«
    Bonnie wurde auf einen Schlag eiskalt. »Ihr habt sie gefunden? Duke und Ray? Beide?«
    Dan nahm ihren Ellbogen. »Du kannst sie dir ansehen, wenn du einen starken Magen hast. Mesic! Das Schlafzimmer.«
    »Wo sind sie? Wie sind sie gestorben?«
    »Wir bringen dich zu ihnen, dann kannst du selbst sehen.«
    Detective Mesic öffnete die Schlafzimmertür. »Hier ist es ziemlich dunkel«, sagte er. »Moment mal, ich mach schnell die Jalousien hoch.«
    Er zog an der Schnur und sofort drangen helle Sonnenstrahlen durch die Scheibe. Mesic machte den Schrank auf und wieder zu, zog geräuschvoll die Wäscheschubladen auf und zu. »Hier ist nichts, Sir.« Ralph sah Bonnie stumm und entgeistert an. Dan schob sie zur Haustür.
     

 
    Duke und Ray tauchen auf
     
     
    Auf der Südostseite der Riverside-Deponie inmitten eines stinkenden Müllgebirgszuges trafen sie auf vier Streifenwagen, zwei Fahrzeuge der Gerichtsmedizin und einen Krankenwagen. Sie standen fein säuberlich in einer Reihe nebeneinander wie zur Besichtigung auf einem Schulfest. Dan hielt neben dem ersten Streifenwagen.
    »Hier?«, fragte Bonnie.
    »Wir haben sie hier gefunden, weil wir hier nach ihnen gesucht haben. Wir wussten sogar, wo genau auf der Deponie sie höchstwahrscheinlich liegen würden.«
    Er öffnete ihr die Tür und gemeinsam schritten sie über zerquetschte Cornflakes-Packungen, aufgerissene Windeln und fauliges Gemüse. Ein brennender Gestank stieg von der nahen Müllverbrennungsanlage auf und verdichtete den ohnehin kaum zu ertragenden mittäglichen Smog. Detective Mesic hustete.
    Keiner sprach. Es gab nichts zu sagen. Dan führte Bonnie durch die Reihe von Polizisten, Fotografen und Gerichtsmedizinern, die um eine bestimmte Stelle herumstanden. Und da lagen sie einträchtig nebeneinander: Duke und Ray. So wie man einst im Wilden Westen erlegte Revolverhelden in offenen Särgen für Schaulustige ausstellte.
    Nur dass Duke und Ray nicht in Särgen lagen. Sie lagen in aufgeschlitzten, blutgetränkten Matratzen. In den Matratzen, auf denen David Hinsey und Maria Carranza gestorben waren. Duke und Ray waren nackt und aufgedunsen und von Maden übersät. Beiden war die Brust geöffnet worden. Duke war entmannt worden. Zwischen seinen Beinen hing eine Traube fetter, grünlich glänzender Schmeißfliegen.
    Bonnie stand da und starrte lange Zeit auf ihre Familie hinab. Dan hatte die Arme gefaltet und wartete geduldig.
    »Du hast mir damals erzählt, du hättest erst die Matratzen auf die Deponie gebracht und wärst dann nach Hause gefahren«, sagte er schließlich. »Aber weil du dir über den gesamten Tagesablauf so unsicher warst, hab ich das noch mal überprüft. Demnach hast du die Matratzen erst um vier Uhr siebenundvierzig hier abgeliefert, kurz bevor die Deponie zumachte. Um drei Uhr zwei hast du Esmeralda angerufen. Zu diesem Zeitpunkt waren Ray und Duke wahrscheinlich schon tot. Du musstest nur noch die Matratzen aufschlitzen, ihre Körper hineinlegen, die Matratzen wieder notdürftig zunähen und sie hier wegwerfen. Wir hatten Glück, dass noch kein Bulldozer sie für immer begraben hatte.«
    Bonnie betrachtete Dukes deformiertes, geschwollenes Gesicht, dann sah sie auf Ray, aber die beiden sahen nicht einmal mehr aus wie ihr Mann und ihr Sohn. »Es war Itzpapalotl«, sagte sie leise. »Ich habe sie um Hilfe gebeten, wollte von ihr einen Ausweg wissen. Sie kam und hat mich frei gemacht – frei wie ein Schmetterling.«
     

 
    Auf dem Anrufbeantworter
     
     
    »Bonnie? Hier ist Howard Jacobson. Du hast mir vor einiger Zeit diese Raupe gebracht, erinnerst du dich? Parnassius mnemonsyne, der Apollofalter. Ich dachte, es würde dich vielleicht interessieren, dass ich herausgefunden habe, woher die Falter kommen. Offenbar waren die Larven in einer größeren Lieferung grünem Kohl aus Mexiko. Durch El Niño und das ungewöhnlich warme
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