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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt
Autoren: Graham Masterton
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»Worüber reden wir hier, Ralph?«
    »Ich bin nur stolz auf dich, wie du das alles im Griff hast.«
    »Noch mal: Ich habe gar nichts im Griff. Ich bin abends ins Bett gegangen und morgens waren sie weg.«
    »Bonnie…«
    Sie legte einen orange lackierten Finger auf seine Lippen. »Sag jetzt bitte nichts mehr, Ralph. Sag jetzt gar nichts mehr außer >Ich liebe dich<, hörst du? Es stimmt. Mein Leben hat sich verändert. Ich bin plötzlich Single. Ich bin allein. Ich habe niemanden. Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich sagen soll, wenn du anrufst. Ich wusste, dass du es tun würdest. Aber könnte ich wirklich deine Ehe zerstören? Das wolltest du doch sagen, oder? Sag’s ruhig, Ralph. Es macht mir nämlich gar nichts aus, dass du verheiratet bist, Hauptsache, wir sehen uns hin und wieder. Du bleibst schön mit deinem Kühlschrank verheiratet und behältst dein Haus und dein Auto und deine Firma. Ich bleibe gern alleine hier. Aber wir müssen uns sehen und Sex haben, wann immer du Zeit hast, und solange ich das Gefühl habe, dass du das auch willst, ist alles in bester Ordnung, Ralph.«
    Ralph starrte sie an. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Hast du das Gefühl, ich mache Witze?«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Bonnie.«
    Sie küsste ihn auf die Lippen. »Dann sag einfach gar nichts. Komm einfach mit ins Bett und zeig mir, dass wir uns verstehen.«
    Ralph schwitzte so sehr, dass er sich mit dem Ärmel seines Jacketts über die nasse Stirn wischen musste. »Bonnie… dein Mann ist verschwunden, vielleicht ist er sogar tot.«
    »Na und? Was kümmert’s dich? Was kümmert’s mich? Er war ein fauler, gewalttätiger, bigotter Alkoholiker, und mein Sohn war auf dem besten Wege, so zu werden wie er.«
    »Kein Grund, ihn umzubringen.«
    Bonnie setze sich abrupt auf. »Was ist los mit dir?«
    »Ich hab nur gesagt, das ist kein Grund, ihn umzubringen.«
    »Bonnie stand auf und reichte Ralph die Hand. »Komm mit ins Schlafzimmer. Wir denken einfach gar nicht an Duke, wir denken nur noch an uns.«
    »Ich… ähh… ich habe wirklich keine Zeit mehr.«
    »Du hast keine Zeit?! Natürlich hast du Zeit.«
    Mit beiden Händen ergriff sie seinen Arm und zog ihn vom Sofa und hinter sich her durchs Wohnzimmer bis zum Schlafzimmer.«
    »Bonnie…«
    »Ich will dir etwas zeigen, Ralph, etwas wirklich Unglaubliches. Bist du bereit, Ralph?«
    »Also Bonnie, hör mal. Ich hab da dieses wirklich wichtige Geschäftsessen und ich bin eigentlich nur auf einen Sprung…«
    Bonnie verstärkte ihren Griff um seine Hand, stellte sich auf die Zehenspitzen, küsste ihn und sagte: »Komm rein, das musst du einfach sehen.«
    Sie drehte den Knauf und schob die Tür auf.
    Im Schlafzimmer war es fast vollkommen dunkel. Bonnie lächelte. Ralph versuchte, seine Hand aus ihrem Griff zu befreien.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte er.
    Bonnie lauschte. Jetzt konnte auch sie es hören. Ein leises, aber deutliches Wispern, als würden Blätter aneinander reiben, und dann ein hohes, feines Klirren und Kratzen, als würde jemand ein Messer wetzen.
    »Komm und sieh«, sagte Bonnie eindringlich.
    »Besser nicht. Was ist das? Da ist doch irgendwas drin, Bonnie? Was ist das?«
    »Komm und sieh selbst.«
    Für einen Moment wurde das Klirren und Wetzen lauter, dann war ein heftiges Flattern zu hören, als würde ein großes Insekt blind gegen das Innere eines Lampenschirms schlagen. Es war der Moment, in dem Ralph von Panik ergriffen wurde.
    »Holt mich hier raus!«, schrie er. »Um Himmels willen, Leute, holt mich hier raus!«
    Mit einen Ruck zog Bonnie die Schlafzimmertür zu. »Mit wem redest du, Ralph?«, sagte sie. »Welche Leute?«
    Ralph versuchte immer noch verzweifelt, sich von ihr zu befreien, aber Bonnie hielt ihn fest und riss schließlich mit einer Hand das Jackett von seinen Schultern. Und da sah sie es: das Kabel und das Mikrofon.
    »Du bist verkabelt«, sagte sie mit tiefer Verachtung in der Stimme. »Du hast gesagt, dass du mich liebst und bist verkabelt.«
    Sekunden später wurde die Haustür eingetreten und Dan Munoz stürmte herein, gefolgt von Detective Mesie und vier uniformierten Polizisten. Endlich gelang es Ralph, sich loszureißen. Er zog sich auf die gegenüberliegende Seite des Raumes zurück und sah verletzt und sehr unglücklich aus.
    Als Dan ins Zimmer trat, sah er sich kurz um und kam mit einem bedauernden Lächeln auf Bonnie zu.
    »Würdest du das bitte erklären«, sagte Bonnie. Sie bebte vor Zorn. »Dieser
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