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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum
Autoren: Hermann Kant
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schwere. In Singen hat er einmal eine Eins gehabt, das wundert ihn immer noch. In Kirchen hat es ihn immer gegruselt, auch in den schönsten.
    Er hat einen zornigen Pablo Neruda erlebt, das Thema war: Traven.
    Als er zum erstenmal betrunken war, hängten ihn seine Freunde über ein Brückengeländer.
    Er findet Sektierer lustig, wenn sie nichts zu sagen haben.
    Er hat nicht alle Interviews gekriegt, die er haben wollte; von den Fehlschlägen ärgert ihn besonders der mit Richard M. Nixon, Rechtsanwalt, auf der Berliner Karl-Marx-Allee.
    Aber in Schanghai hat ihm ein Schuhhändler ein Lied aus dem ersten Weltkrieg gesungen: »Im Feldquartier auf hartem Stein …« Und in einem Antiquariat hat er dort Ernst von Salomons »Kadetten« gekauft.
    Er hat schon einmal Hundekuchen gegessen, dreimal täglich sechs Tage lang.
    Er war dabei, als Tschou En-lai Ehrendoktor der Humboldt-Universität wurde.
    Erinnerlich ist ihm ferner: Daß er geschlagen worden ist, weil er mit dem Stuhl gewackelt hat, weil er hinter dem falschen Mädchen her war, weil er die Rede eines ehemaligen Bannführers mitgeschrieben hat; daß er gelobt worden ist,weil er einen Zwanzigmarkschein abgegeben hat, weil er einer alten Frau Geschichten erzählt hat, weil er Bohnensuppe kochen konnte.
    Erinnerlich sind ihm weiter: Das Ticken einer Taschenuhr von IWC; der Tag, an dem die Rosenbergs starben; der Herbst in Ungarn; der Geruch am Barlach-Grab; der Morgen, an dem der Krieg begann, und der Morgen, an dem der Krieg gegen Rußland begann; der Abend, an dem er sein Parteibuch vermißte; ein Gewitter auf der Müritz; das Feuer am vierzehnten Geburtstag; die Sauna in Lahti; Brechts Stimme; Gerhart Eislers Stimme; Spargel mit Schinken im Schabbelhaus zu Lübeck; die Aufbaustunde an der Leninallee, in der die Nachricht vom Tode Stalins kam; der Papa aus den »Tagen der Commune« und Joseph Roths »Radetzkymarsch«.
    Ohne Mühen ist ihm noch Weiteres erinnerlich; mit Mühen noch weit mehr.
    Für sicher hält er: In allem steckte ein Sinn; in allem steckt ein Sinn.
    Auf das ungefähr komme ich, wenn ich mich mustere; auf das etwa kam ich, als ich den einen von drei Milliarden besah, und ich wurde sehr unruhig, als ich die Rechnung machte: Diesen einen multipliziert mit drei Milliarden – wer setzt das hier aufs Spiel?
    Aber ich wurde auch ruhig, weil ich eine ungeheure Stärke sah, denn was sollte stärker sein als zusammengefaßte Erfahrung? Hier, dachte ich und meine ich, steckt eine Möglichkeit, auch deine Möglichkeit, steckt eine Aufgabe, auch deine Aufgabe; für das sind wir bis hier gekommen, dafür bist auch du mit da.
    Wahrhaftig, ich weiß, wieviel noch zu lernen ist, aber ich finde, es ist kein Schade, wenn einer das weiß. Schade fände ich es eher, für einen Schaden hielte ich es, man wüßte von so einem und holte ihn sich nicht.
    Ich jedenfalls holte ihn, und ich jedenfalls – das bleibt wohl noch zu sagen –, ich käme.

Informationen zum Buch
    "Ich will aber nicht Minister werden."
     
    David Groth hat allen Grund, stolz auf den Aufstieg vom Laufburschen zum Chefredakteur zu sein. Aber wieso sollte einer wie er Minister werdenő Plötzlich fällt ihm vieles ein: seine Einblicke in die Kunst des Überlebens während des Krieges, eine maßlose Wette und die Chancen, die ihm der junge Staat bot.
    Erzählt "Die Aula" vom Aufbruch einer Generation in der frühen DDR, wird im "Impressum" eine ebenso bemerkenswerte und vergnügliche erste Bilanz gezogen.

Informationen zum Autor
    HERMANN KANT wurde 1926 in Hamburg geboren. Er machte eine Lehre zum Elektriker. Im Zweiten Weltkreig war er Soldat, befand sich von 1945-49 in polnischer Kriegsgefangenschaft. Der Mitbegründer des Antifa-Komitees war im Arbeitslager Warschau und Lehrer an der Antifa-Zentralschule. Ab 1949 besuchte er die Arbeiter- und Bauern-Fakultät Greifswald und studierte von 1952 bis 1956 Germanistik in Berlin. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent und Redakteur. Er lebt seit 1962 als freier Schriftsteller in Berlin. Von 1978 bis 1989 war er Präsident des Schriftstellerverbandes der DDR.
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