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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Garth Nix
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Aufbrüllen des Wasserfalls. »Zurück!«
    Das silberne Kästchen erhob sich aus dem blutrot verfärbten Wasser, um in der Luft hängen zu bleiben; dann öffnete es sich wie eine Blume und enthüllte in der Mitte rot pulsierende Staubblätter, die direkt auf mich zeigten. Haddad feuerte wieder, aber das Kästchen wich aus, und der Energiestoß verfehlte es nur um ein Haar.
    Ich fuhr herum und hechtete auf die Tür zu – eine Tür, die vor mir explodierte, als das Silberkästchen seinen Sonnenblitz direkt über meinem Kopf entlud. Ich rollte mich weg von den rauchenden, geschmolzenen Trümmern der Tür und drehte mich in der Annahme, das Silberkästchen würde sich für einen neuerlichen Angriff rüsten.
    Stattdessen sah ich, wie es von Haddads drittem Schuss getroffen wurde; ich aktivierte automatisch meine Zusatzliderund meinen visuellen Filter, um nicht für immer durch die Helligkeit der Nanofusionsimplosion zu erblinden, mit der die Kraftpflanze des Kästchens sich entlud.
    Haddad schloss zu mir auf, und zusammen liefen wir auf eine der anderen Türen zu und in den Tempel. Ein Priester des Aspekts der Heilenden Hand, der aus der anderen Richtung kam, neigte den Kopf vor mir, bevor er seine Schar Altardiener hinüberführte, um den Schaden zu reparieren, den der Attentäter angerichtet hatte.
    »Wie ist das … wer würde denn …«, stammelte ich. Doch die Wörter, die ich im Sinn hatte, wollten nicht auf meine Zunge kommen, obwohl meine inneren autonomen Systeme alles daransetzten, meinen Herzschlag zu regulieren und mich ruhig werden zu lassen.
    »Wir unterhalten uns in Eurem Quartier, Hoheit«, erwiderte Haddad. »Dort sind wir sicher. Vorläufig.«
    Ich freute mich, meine Gemächer im Tempel verlassen zu können. Ich stellte mir bereits viel kostspieligere und luxuriösere Unterkünfte vor. Ich wusste, dass ich sie als Prinz einfach requirieren konnte, vorausgesetzt, die Räumlichkeiten waren nicht schon Eigentum eines anderen Prinzen oder standen unter dem Schutz eines Prinzen, eines Tempels oder gar des Imperators selbst.
    Aber an diesem Tag war ich schon froh, mein einfaches Wohngemach betreten zu können. Ich ließ mich auf dem einzigen Sessel nieder, während Haddad vor mir stehen blieb, und wir sahen einander an, auch wenn Haddad natürlich die Augen gesenkt hielt, wie es sich gehörte.
    Ich hatte noch nie einen Assassinen gesehen, oder zumindest hatte ich keinen als solchen erkannt, denn Haddad sah keinen Deut anders als andere Priester aus. Die Priester jedes Aspekts besaßen unterschiedliche offizielle Roben, doch sielegten sie selten an; normalerweise trugen sie einfache hellbraune Roben oder Raumanzüge – Overalls aus einem Stück wie der, den Haddad anhatte.
    Er war groß und von schlankem Körperbau und sah wie vierzig oder fünfzig aus. Seine Haut war heller als meine und eher gelb denn braun. Sein Schädel war rasiert und offenbarte die durchsichtigen Platten, die von seinen Schläfen bis hinters Ohr liefen, das Kennzeichen eines vollwertigen Priesters. Ich konnte den Schimmer des blauen Kühlfluidums sehen, das um sein Gehirn pulste und zeigte, dass er gerade Psitech anwandte, obwohl ich mit meinen eigenen Psitech-Fähigkeiten nichts feststellen konnte. Er hatte ein natürliches Auge, dessen Iris dunkelbraun war, und einen grünen, offensichtlich hochspezialisierten Bitech-Ersatz ohne Pupille, doch ich kannte dieses Fabrikat nicht und ebenso wenig seinen Zweck.
    Ich fragte mich, was er von mir hielt und ob ich dem gerecht wurde. Er musste schon vor mir einigen Prinzen gedient haben, denn Assassinen wurden vom Imperator alle zehn Jahre versetzt. Haddad mochte schon einmal der Meister frischgebackener Prinzen gewesen sein, die ganz am Anfang ihrer Laufbahn standen.
    Ich war größer, schneller und stärker als die Priester, die Novizen und die programmierten Diener, mit denen ich gelebt hatte, aber mich beschlich der Schatten eines Zweifels, nun, da Haddad vor mir stand. Vielleicht war ich gar kein würdiger Prinz. Vielleicht war ich nicht so schnell oder stark oder groß wie die anderen. Ich war vielleicht auch hässlicher, da ich das Gesicht behalten hatte, mit dem ich geboren war. Prinzen war es verboten, ihr Äußeres zu verändern, einmal abgesehen von technischen Verbesserungen oder notwendigen Reparaturen. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, denn ich war noch nie in Gesellschaft Gleichgestellter gewesen, ja nicht einmalin Gesellschaft von Leuten, die ihre Meinung unverblümt
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