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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Garth Nix
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in der Lage sein würde, mit dem Imperialen Geist überall zu kommunizieren, wo es Priester für die Übermittlung gab, musste meine erste Kontaktaufnahme aus dem inneren Allerheiligsten eines Tempels heraus erfolgen.
    »Es ist Prinzen verboten, das Allerheiligste eines Tempels zu betreten, es sei denn, es handelt sich um einen Tempel ihres eigenen Dienstes, wenn sie im Einsatz sind oder eine direkte Imperiale Anweisung erhalten haben«, sagte Haddad.
    »Aber ich gehe oft ins Allerheiligste hier … äh … ich ging zumindest hin, als ich noch Prinzenkandidat war …«
    »Genau, Hoheit. Der geeignetste Datenknoten ist nun der Tempel des Aspekts des Edlen Kriegers auf Kwanantil Neun, der der Nationalen Kwanantil-Flottenakademie der Imperialen Flotte dient.«
    »Aber du hast doch gesagt, ein Prinz kann nur das Allerheiligste eines Tempels seines eigenen Dienstes betreten, oder auf direkte Anweisung«, wandte ich ein. Mein höherer und beschleunigter Verstand arbeitete ganz offensichtlich nicht so, wie er sollte.
    »Ja, Hoheit«, sagte Haddad.
    »Du meinst, ich muss in die Raumflotte eintreten.«
    »Ja, Hoheit.«
    Mein Traum von einer schnittigen Raumyacht, verschwenderisch ausgestattet und bemannt mit angemessen attraktiven, programmierten Bediensteten, löste sich in Wohlgefallen auf, weggewischt von der frischen, heftigen Erinnerung anden Lichtstrahl der Blumenfalle, der über meinen Kopf hinwegging. Nächstes Mal waren es vielleicht mehrere Mörder, mehrere Energieblitze …
    »Abgesehen davon, dass Ihr dort die Verbindung zum Imperialen Geist herstellen könnt, würde Euch die Raumflotte auch ein hohes Maß an Schutz ermöglichen, Hoheit. Außerhalb der Urlaubszeiten dürfen Kadetten an der Raumflottenakademie oder Offiziere im aktiven Dienst nicht getötet werden. Nicht von Gesetzes wegen. Auch wenn sehr wohl Unfälle passieren. Ihr müsst immer auf der Hut sein.«
    »Das wird ja immer besser, nicht wahr?«
    Haddad nickte. Ich war mir nicht sicher, ob er mir zustimmte oder ob es einfach eine Geste war.
    »Was sind die Alternativen, und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs?«, fragte ich, so knapp ich konnte. Diese Zeile stammte aus einer meiner prinzlichen Lieblingsbiografien, einer Psitech-Erfahrung aus neununddreißig Episoden mit dem Titel Die Heldentaten von Prinz Garikm , die ich zahllose Male durchlebt hatte. Garikm bellte immer diesen Satz, so oder abgewandelt, etwa in seiner unsterblichen Kurzform: »Alternativen! Wahrscheinlichkeiten!«
    »Ohne einen Priester, der die Wahrscheinlichkeit berechnet, kann ich es nicht genau sagen, Hoheit.«
    O ja. Ich hatte vergessen, dass, als Garikm diese Zeile sagte, etwa fünfzig kriecherische Priester zur Stelle waren, um die Wahrscheinlichkeiten festzustellen. Alles, was ich hatte, waren ein einziger Assassinenmeister und eine Menge Probleme. Ich begann zudem zu begreifen, dass »biografische« Psitech-Erfahrungen wahrscheinlich ein Haufen Scheiße waren. Jedenfalls zeigte keine davon jemals Prinzen, die einander einfach umbrachten oder die Ermordung anderer anzettelten. Es ging immer um formvollendete Duelle und cleveres Ausbooten,das am Ende einen Prinzen immer ziemlich dumm dastehen ließ. Aber es ging nicht darum, völlig kopflos auf dem Boden zu liegen, mit einer rauchenden Wunde dort, wo einmal der Hals gewesen war.
    »Obwohl uns keine Wahrscheinlichkeitsanalyse vorliegt, glaube ich, dass ein rascher Transit zur Nationalen Kwanantil-Flottenakademie und Eintritt in die Raumflotte der beste Weg ist, Euer Überleben zu sichern.«
    »Richtig«, sagte ich. Einen Augenblick lang nahm ich meine Prinz-Garikm-Denkpose ein, aber anders als bei einer Pose in einer Psitech-Simulation fühlte ich mich jetzt einfach nur dumm. Das Kinn auf beide geballten Fäuste zu stützen, ist schon ziemlich unnatürlich. Stattdessen begann ich, rastlos in meinem Zimmer herumzulaufen. Ich bemerkte nicht einmal, dass ich nervös mit den Fingern schnippte, bis ich mein Bein traf und zusammenzuckte.
    Was zum Henker sollte ich tun? Haddad wusste viel mehr über meine Situation als ich, und offenbar machte er sich einen weit besseren Begriff von dem, was man tun konnte. Aber konnte ich ihm vertrauen? Vielleicht gab es andere Alternativen, aber wie sollte ich sie herausfinden in den etwas mehr als zwanzig Minuten, bevor wir aus dem Tempel geworfen würden? Aus dem Tempel, der der einzige Ort war, den ich wirklich kannte, auch wenn ich ihn nie ein Zuhause genannt hätte …
    »Wir
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