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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Garth Nix
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Entzücken darüber verkauft wurde, dass sie dem Imperium dienen durften.
    »Euer Kind ist als Prinzenkandidat angenommen.«
    Manchmal denke ich daran, wie es für meine Eltern gewesen sein muss, diese Worte zu hören. Ich überlege auch, welche Wahl sie wohl als Nächstes getroffen haben, denn das Imperium in seiner großen Barmherzigkeit stellt solchen Eltern einen Wunsch frei.
    Natürlich nicht den, das Kind zu behalten. Das Imperium braucht Prinzen und muss daher Kandidaten rekrutieren. Aber es gewährt den Eltern eine kleine Gnade. Man kann sie vergessen machen, dass sie jemals dieses Kind hatten, indem die Priester des Aspekts des Liebenden Imperialen Herzens ihr Gedächtnis sorgfältig umprogrammieren, bevor diese Eltern in eine andere Welt umgesiedelt werden, um dort neu zu beginnen.
    Sie können auch den Tod wählen. Wie in allem, was die Imperiale Justiz betrifft, wird auf der Stelle vollstreckt. Es geht schnell – schneller, als sie vielleicht erwarten. Mechbi-Soldaten stehen hinter den Eltern, wenn sie ihre Entscheidung treffen. Beschleunigte Muskelkraft und Monofilklingen reagieren auf den mentalen Befehl des vorsitzenden Prinzen, und alles ist innerhalb eines Wimpernschlags vorüber.
    Ich denke nicht oft über meine Eltern nach, denn es hat keinen Sinn. Aber ich habe einigen Grund zu hoffen, dass sie sich für eine Gedächtnislöschung und einen Neubeginn entschieden haben und dass sie irgendwo zwischen den weit verstreuten Sternen noch leben und wieder Kinder haben. Kinder, die ihnen nicht weggenommen wurden, um Prinzen aus ihnen zu machen.
    So wurde ich zum Prinzenkandidaten des Imperiums und trat meine Anwärterschaft an, in deren Verlauf ich von Tempel zu Tempel gereicht wurde, sobald ein Abschnitt meiner Prinzwerdung erfolgreich beendet war.
    Denn Prinzen werden gemacht, nicht geboren. Die genetischen Tests sollen lediglich zeigen, ob wir über das Potenzial für die ganze Wichtigtuerei verfügen, die auf uns zukommt, und ob wir es aller Wahrscheinlichkeit nach überleben werden.
    Ich erinnere mich nicht wirklich an die ersten zehn Jahre meiner Kandidatenschaft. Ich weiß nur, was man mir später darüber erzählt hat. Viele Jahre lang hielt man mich in einem Traumzustand in einem Bad aus Bitech-Glibber gefangen und stimulierte meinen Geist mit erzieherischen und entwicklungsfördernden Programmen, während Viren meine DNA überschrieben und jeden Teil meines Körpers veränderten und optimierten.
    Und auch, nachdem man mich wieder zu Bewusstsein gebracht hatte, führte man mich oft zurück in den Traumzustand, um die Erholung von jenen Operationen zu beschleunigen, die Mechtech-Verbesserungen in meinem Fleisch und meinen Knochen verankerten.
    Sobald mein organischer Körper den Anforderungen entsprach und die Mechtech-Verbesserung abgeschlossen war, verbrachte ich die meiste Zeit in dem zuweilen albtraumhaftenMentalraum, in dem ich die besonderen Psitech-Fähigkeiten erlernte, die Prinzen vorbehalten sind: die Künste des Herrschens und Befehlens und die gewöhnlicheren Techniken der mentalen Kommunikation, des Abschirmens und so weiter.
    Ich bin mir nicht sicher, ob man das Kindheit nennen kann, nun, da ich darüber nachdenke.
    Zwischen zehn und siebzehn Jahren war ich bei vollem Bewusstsein; mir wurden von verschiedenen Priestern eher profane Dinge beigebracht, und ich spielte mit holografischen Freunden und den programmierten Kindern der Bediensteten. Es waren immer meine Spiele, die wir spielten. Schon sehr früh wusste ich, dass ich ein Prinz und etwas ganz Besonderes war, und in meiner eigenen Vorstellung war ich mir absolut sicher, dass ich noch weiter kommen und zu gegebener Zeit Imperator werden würde. Alles bestärkte mich darin, und tatsächlich glaubte ich eine Weile, der einzige Prinz in der gesamten Galaxie zu sein – eine absichtliche Verkennung der Tatsachen, die selbst dann noch in gewissem Maße anhielt, nachdem man mir beigebracht hatte, dass ich nur einer von Millionen war.
    Denn obwohl man mir von der Existenz anderer Prinzen erzählt hatte, traf ich nie welche. Ebenso wenig wusste ich, wann das der Fall sein würde, bis ich eines Tages zum Flüstern der vertrauten mentalen Stimme meines Tutors Onkel Coleport im Hinterkopf aufwachte. (Ich nannte ihn »Onkel«, weil dies die Anrede für Priester ist. Priesterinnen ruft man »Tante«, aber selbstverständlich besteht auch zu ihnen keinerlei Verwandtschaftsbeziehung.)
    :Prinz Khemri. Heute ist der Tag Eurer Amtseinsetzung,
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