Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition)
Autoren: Susanna Calaverno
Vom Netzwerk:
aussuchen.»
    «Ich habe doch keine Ahnung, wie man ein Hotel führt!», protestierte Veronika, immer noch ablehnend.
    «Du müsstest nur als Dame des Hauses fungieren.» Mascha sah ihr beschwörend in die Augen. «Du musst nicht in der Küche stehen, das übernehme ich. Ich bin gut in Haushaltsführung und eine sehr gute Köchin. Und Jenny kann die Buchhaltung machen. Sie ist gut in so was, ehrlich. Wusstest du, dass sie eine eigene Computer-Firma hatte? Alles, was du tun müsstest, wäre, hier zu präsentieren.»
    Das klang verlockend. Mascha schien zu spüren, wie Veronikas Widerstand schmolz. «Was hätten wir denn dabei zu verlieren?», setzte sie nach. «Schlimmer als jetzt kann es auch nicht werden.»
    «Du hast recht.» Veronika sah sich kritisch um. «Aber dann müsst ihr bei mir einziehen. Ich bleibe nicht allein in einem Haus voller fremder Männer.»
    «Sehr gerne», sagte Mascha, erleichtert grinsend. «Meine Wohnung ist sowieso nur ein Loch, und ich glaube, Jenny schläft immer bei Freunden. Wir werden uns fühlen wie die Prinzessinnen.»

Kapitel 2
    «Ihr meint wirklich, es wird funktionieren?», fragte Veronika und betrachtete zweifelnd ihre beiden Gegenüber. Jenny mit ihren zerzausten Haaren und dem verschlafenen Gesichtsausdruck wirkte im Moment nicht wie eine PC-Expertin, die fähig wäre, die Buchhaltung zu bewerkstelligen. Mascha rührte angestrengt in ihrem Kaffee und schien in Gedanken ganz woanders zu sein.
    «Natürlich», meinte Jenny gähnend und rieb sich den letzten Rest Schlaf aus den Augen. «Hab ich doch schon gestern gesagt. Die werden uns hier noch die Bude einrennen.» Sie sah sich kritisch um, ehe sie hinzufügte: «Sobald hier jemand mal gründlich saubergemacht hat.»
    «Keine Angst, das ist das geringste Problem», erwiderte Mascha und sah Veronika an. «Wir sollten einen Plan aufstellen. Kannst du deine Bank noch ein bisschen hinhalten?»
    «Ich denke schon.» Sie hob angriffslustig den Kopf. «Diesmal gehe ich gleich zum Chef. Und dann werde ich einige Telefonate erledigen.» Veronikas Blicke wanderten unwillkürlich zu der Vitrine, und sie musterte wehmütig die letzten Stücke ihrer geliebten Muranoglas-Sammlung. «Damit sollte ich uns eine Galgenfrist erkaufen können. Und außerdem gibt es noch das eine oder andere Gemälde, das etwas bringen könnte.»
    «Gut. Ich habe mir schon einen Termin bei meinem Arbeitsberater geben lassen», sagte Mascha sachlich. «Zu verkaufen habe ich leider nichts. Aber ich könnte ein Existenzgründungsdarlehen beantragen. Wenn wir Glück haben, kriegen wir es rechtzeitig», bot Mascha an. «Damit müssten wir es doch schaffen, bis es läuft. Meinst du nicht?»
    «Ich denke schon», war Veronika zuversichtlich. «Wenn wir alle mit anpacken!»
     
    In den folgenden zwei Wochen schienen die Tage und Nächte im Zeitraffertempo zu verfliegen. Unter Maschas Kommando wurde im ganzen Haus gründlich saubergemacht. Während sie und Veronika Möbel polierten, Böden wischten, Teppiche klopften, Fenster putzten und selbst den Kühlschrank mit Essigwasser auswuschen, war Jenny damit beschäftigt, das sogenannte Büro einzurichten. In Erwins altem Hobbykeller, in dem nur noch ein paar herumliegende Kabel und ein völlig verstaubter PC an seine Nutzung als Heimkino erinnerten, hatte sie mit Feuereifer begonnen, EDV-Teile aufzustellen, die von zweifelhaft aussehenden jungen Männern in alten Kastenwagen angeliefert wurden.
    «Ist das auch legal, was du hier machst?», hatte Veronika misstrauisch gefragt. «Nicht, dass wir alle im Gefängnis landen, ehe wir unseren ersten Gast empfangen können.»
    «Keine Sorge, ich weiß, was ich tue», hatte Jenny geistesabwesend geantwortet und eine Hand ausgestreckt. «Hast du mal zweihundert Euro?»
    «Jenny, wir brauchen korrekte Rechnungen. Du kannst das hier nicht alles unter der Hand machen! Und wenn es nun Hehlerware ist?»
    «Schau mal auf den Tisch da. Alles Rechnungen. Zufrieden? Ich brauche das Geld für ein Extrateil, das du sicher nicht offiziell kriegen würdest.»
    «Wofür brauchen wir es dann?», drängte Veronika. «Mit kriminellem Zeug möchte ich nichts zu tun haben!»
    «Jetzt stell dich doch nicht so an!», seufzte Jenny, langsam ärgerlich werdend. «Glaub mir, es ist sein Geld wert. Und kein Mensch wird je erfahren, dass wir es haben, das verspreche ich dir. Ich bin Profi, hast du das vergessen?»
    «Wofür ist es denn?»
    «Das würdest du sowieso nicht verstehen.»
    Der Disput hatte damit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher