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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition)
Autoren: Susanna Calaverno
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geendet, dass Veronika das Geld holen ging.
     
    «Wie weit bist du mit der Werbung, Jenny?», fragte Mascha am siebten Abend, als sie alle erschöpft um den großen Tisch saßen. «Ist da schon was zu sehen von unserem Internetauftritt?»
    Inzwischen strahlte das ganze Haus vor Sauberkeit. Die Zimmer waren so aufgeteilt worden, dass Mascha und Jenny je eins der Ankleidezimmer in der ehemaligen Suite von Veronika und Erwin beziehen würden und das dazwischenliegende große Schlafzimmer als privates Wohnzimmer für sie drei reserviert bleiben sollte. «Ein bisschen Privatsphäre muss sein», hatte Mascha entschieden gesagt. «Wir wissen ja nicht, was für Typen sich hier einmieten werden.»
    Die vier verbleibenden Gästezimmer würden dann den jeweiligen Hausgästen zugewiesen werden. Veronika hatte an ihnen wahre Meisterwerke vollbracht: Jedes Zimmer war ein innenarchitektonisches Kunstwerk für sich. Die Einrichtung orientierte sich an einem dominierenden Gemälde, das jeweils an einer besonders ins Auge fallenden Stelle aufgehängt war und dem Zimmer seinen Namen gab. Es gab ein chinesisches Zimmer, sehr maskulin in Schwarz und Schilfgelb, mit einem wertvollen Seidenrollbild. Daneben lag das Dalí-Zimmer mit dem gerahmten Druck der zerfließenden Uhren. Das hatte sie betont sachlich möbliert, als Farbe dominierte ein elegantes Taubengrau.
    Das dritte Gästezimmer hatte Veronika für Naturliebhaber ganz in Grüntönen, mit Kissen in Tigerfelloptik und einem Druck von Rousseau ausgestattet, und das vierte, auf das sie besonders stolz war, orientierte sich an Mackes nordafrikanischer Impression «Händler mit Krügen». Hier lagen vor allem farbenprächtige Teppiche, die in der Abendsonne zu glühen schienen. Samtkissen in tiefem Madrasrot auf weichen Ledersesseln luden zum Entspannen ein. Ein Zimmer, das seinem Bewohner die Wärme und die Lebensfreude des mediterranen Raums suggerierte.
    «Sozusagen fertig», sagte Jenny. «Ich möchte uns nur noch ein paar Stellen weiter vorschieben, und ein paar Schlüsselworte ergänzen. Aber die Bilder und das Kontaktformular stehen. Vorhin kam bereits die erste Anfrage.»
    «Was! Und das sagst du uns so nebenbei?», rief Mascha empört. «Wir müssen ihm doch sofort antworten!»
    «Hab ich doch schon», winkte Jenny ab. «Er wollte übrigens unbedingt das Dschungelzimmer.»
    «Und wann kommt er?», wollte Veronika wissen. «Für wie lange hat er gebucht?»
    Jenny seufzte theatralisch auf. «Ihr nervt, Leute! Ich wollte es euch doch sowieso gerade sagen. Kommt mal mit.» Sie sprang auf und schlenderte voraus ins Büro, das einmal Erwins Hobbykeller gewesen war. Der Raum hatte sich vollkommen verändert: Das ebenerdig gelegene Fenster, vor dem dicke Vorhänge gehangen hatten, ließ nun ausreichend Licht herein. In der Mitte des Zimmers stand ein riesiger Schreibtisch, auf dem Jenny die EDV-Anlage aufgebaut hatte. Aktenschränke an den Wänden standen bereit, Rechnungen, Belege und andere Papiere aufzunehmen. Gleich hinter der Tür hing eine große Tafel für Einsteckschildchen. «Damit ihr mir die Finger vom Computer lasst», erklärte Jenny. «Zwar schrecklich altmodisch, aber praktisch. Jedes der vier Zimmer hat eine eigene Spalte mit seinem Symbol: einem Bambusstängel, einer Uhr, einem Tiger und einer Amphore. So sieht man auf einen Blick, welches Zimmer wann gebucht ist.» Sie wies auf den ordentlichen Eintrag unter dem Tiger Herr Manfred Schmidt, 4.   –   6. August . «Seht ihr, das ist unser erster Gast.»
    Veronika betrachtete stirnrunzelnd den Eintrag. «Nicht gerade besonders originell», bemerkte sie leicht spöttisch. «Wie Herr Schmidt wohl in Wahrheit heißt?»
    «Er heißt wirklich so. Ich habe seine Kreditkarte bereits gecheckt», erwiderte Jenny, in deren Stimme offener Stolz durchklang. «Jetzt schaut mal, wie es euch gefällt.» Damit winkte sie die beiden anderen zu sich heran und ließ ihre Finger über die Tastatur fliegen. Auf dem dunkelblauen Monitor erschien ein Bild der Villa, zerfloss und formte sich neu. Man erkannte das chinesische Zimmer, und die Kamera begann, sich langsam zu drehen. Jedes der vier Gästezimmer war aus mehreren Blickwinkeln heraus aufgenommen worden, zudem der große Wohnraum im Erdgeschoss, der Essbereich und das Schwimmbad samt Weinkeller.
    «Hier ist das Kontaktformular.» Jenny klickte es an, und auf dem Bildschirm erschien ein übersichtlich gestaltetes Textfeld.
    «Das hast du toll gemacht», lobte Veronika. «Wirkt
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