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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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stinksauer auf Mama gewesen sein, Dustin. Sonst wären Sie nach dem Tod Ihres Vaters wohl kaum nach Hause gegangen und hätten sämtliche Familienfotos beseitigt. Aber noch nicht einmal das hat Ihnen gereicht. Sie mußten das ganze Haus niederbrennen, und es war Ihnen dabei völlig egal, ob Sie einen finanziellen Verlust erlitten, weil Sie es ja nun nicht mehr so gut verkaufen konnten. So was nenne ich ein wütendes Kind.«
    Dustin schüttelte kläglich den Kopf.
    »Daddys Studio haben Sie auch in die Luft gesprengt, nicht wahr?«
    »Nein!« ächzte Pode. »Das ist nicht wahr! Ich wollte sagen, nichts von all dem ist wahr.«
    »Es ist alles wahr«, fuhr Decker fort. »Ich habe schon Tausende von Kindesmißhandlungen gesehen, Dustin. Bei der Mordkommission bin ich nur aushilfsweise. Normalerweise bin ich für Jugendkriminalität zuständig, und Sie würden sich wundern, wie viele Fälle mir dabei schon untergekommen sind, die Ihrem Fall aufs Haar gleichen.«
    Pode tropfte der Schweiß von der Nase aufs Hemd.
    »Heiß, Kollege?« fragte Decker.
    »Nein.«
    »Wollen Sie ein Taschentuch?«
    »NEIN!«
    »Okay. Immer schön mit der Ruhe.« Decker entfernte sich ein paar Schritte. Er stöberte in einem Karton herum und fand eine Abrechnung, bei der die Zahlen nicht stimmten. »Wer macht Ihnen eigentlich die Buchhaltung, Dustin?«
    Pode antwortete nicht.
    »Jemand hat die Bilanzen frisiert, hm? Den Rahm abgeschöpft. Hat von den legalen Gewinnen ein bißchen was abgezweigt, um Pornos und zwielichtige Immobiliengeschäfte zu finanzieren.«
    »Seien Sie still!«
    »Schon gut, das waren Sie nicht. Dafür sind Sie viel zu clever, Cameron dagegen …« Decker machte eine Pause. »Er ist ein Holzkopf, stimmt’s? Earls bester Freund, den Sie noch nie leiden konnten. Aber Earl mochte ihn. Die beiden waren vom selben Schlag. Verrückte. Es hieß immer, sie wären unzertrennlich.«
    »Ich sage kein Wort mehr, Decker.«
    »Ich will nicht behaupten, daß Earl für Sie nichts übrig gehabt hätte. Im Gegenteil, er hat Sie bewundert, Ihnen alles nachgemacht. Wenn Sie im Arbeitskreis Spanisch waren, mußte Earl auch in den Arbeitskreis Spanisch. Wenn Sie in der Footballmannschaft waren, mußte Earl auch in die Footballmannschaft. Deshalb konnten Sie auch nicht verstehen, warum Earl sich mit diesem Widerling Cameron abgab, den Sie nicht leiden konnten. Sie haben eben nicht ahnen können, wie ähnlich sich die beiden waren.«
    Pode sagte nichts, aber er zitterte am ganzen Leib.
    »Kommen wir noch einmal auf jenen schwarzen Tag im Mai zurück. Sie haben Ihre Mutter getötet …«
    »Nein!«
    »Earl wohnte damals nicht mehr zu Hause, aber er hatte noch Kontakt zu Ihnen – und zu Cameron. Sie haben Earl erzählt, was passiert war. Wenn es überhaupt jemand verstehen konnte, dann Earl. Aber dann hat Earl eine Dummheit gemacht. Er hat es Cameron verraten.«
    »Ich kriege keine Luft mehr«, keuchte Pode plötzlich.
    Decker drehte die Klimaanlage höher.
    »Wollen Sie es sich nicht von der Seele reden?« drängte Decker.
    »Lassen Sie mich in Frieden!«
    »Nun hatte der unberechenbare Cameron Sie in der Hand. Er hat nicht nur Sie, sondern auch Ihren Vater erpreßt. Cameron hat Ihren Vater gezwungen, die sadistischen Snuff-Filme für ihn zu drehen und sie mit Hilfe seiner alten Pornokontakte unter die Leute zu bringen. Für den Fall, daß Ihr Vater sich geweigert hätte, hat Cameron ihm damit gedroht, Sie wegen des Mordes an Ihrer Mutter zu verpfeifen.«
    »Nein!«
    »Haben Sie sich mal einen von den Filmen angesehen, Dustin? Haben Sie das Grauen in den Augen eines Mädchens gesehen, das aufgeschlitzt und gefoltert wird? Kennen Sie den Anblick brennenden Fleisches? Zu schade bloß, daß bei der Vorführung der Gestank von verbrannter Haut nicht auch noch naturgetreu rüberkam …«
    »NEIN, NEIN, NEIN!« schrie Pode. »Das war doch alles nur Trick, verdammt noch mal! Ketchup und Sirup.«
    Er fiel auf die Knie.
    »Erzählen Sie mir davon, Dustin?«
    »NEIN!«
    »Dann muß ich wohl weiterreden.« Decker sah auf seine Uhr. »Wo nur Detective Dunn und Mr. Smithson abgeblieben sind?«
    Er lächelte, denn er konnte sich denken, was für eine Show Marge mit Smithson senior abzog. Die Frau war wirklich klasse.
    »Bevor ich fortfahre, möchte ich Sie, nur so zum Spaß, über Ihre Rechte belehren.«
    Pode schwieg, während Decker die Litanei herunterbetete.
    »Und Sie wollen ganz bestimmt nicht darüber reden?«
    Pode antwortete nicht.
    »Wo waren wir
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