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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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Dame überstanden?« fragte Decker.
    »So weit, so gut. Scheint hart im Nehmen zu sein. Keine Anzeichen für einen Schock oder Herzanfall. Die Sanitäter kümmern sich um sie.«
    »Gut.«
    »Kriegst du Scherereien?« fragte sie.
    »Nein, ich glaube nicht. Immerhin habe ich ihn ja getroffen. Der Schuß ging nur leider ein Stückchen daneben.«
    »Pete, wenn du wirklich auf seinen Kopf gezielt hättest, wäre er jetzt reif für den Leichenwagen.«
    »Wenn ich danebengeschossen habe, dann höchstens unbewußt.«
    Marge kicherte.
    »Das kannst du deiner Großmutter erzählen, Kumpel!«
    Decker zuckte mit den Schultern. »Sagen wir einfach, ich habe einer höheren Macht den schwarzen Peter zugeschoben. Außerdem will ich Arlington und die ganze Schweinebande hochnehmen. Und aus einem Toten kriege ich keine Namen mehr heraus.«
    »Geh ein bißchen an die frische Luft, Pete. Du bist ganz käsig um die Nase.«
    Plötzlich wurde ihm schwindelig, und er wußte, daß sie recht hatte.

27
    Dieser Fall war nicht der erste, den Decker zum Abschluß brachte, aber er war mit Abstand der sensationellste, denn er hatte genau die richtige Mischung: Pornographie, Mord und große Namen.
    Vom Krankenhausbett aus hatte Cameron Smithson Arlington schwer belastet und Beweise für dessen Beteiligung an den Snuff-Filmen geliefert. Arlington hatte, umringt von seiner liebenden Frau und den Kindern, mit feuchten Augen in die Kameras geblickt, seine Unschuld beteuert und mit dem Finger auf andere gedeutet. Prominente waren zu Verhören vorgeladen, Prominente waren verhaftet worden.
    Nach jeder neuen Enthüllung fielen die Reporter wie Geier über Decker her und belästigten ihn auf dem Revier oder, was noch schlimmer war, auf der Ranch. Ständig hielt ihm irgendwer ein Mikrofon unter die Nase. Er könne dieses Affentheater nicht mehr ertragen, erklärte er Rina. Sie telefonierten täglich miteinander, meistens spätabends, wenn in beiden Haushalten Ruhe eingekehrt war.
    Je größer das öffentliche Interesse an ihm wurde, desto mehr zog er sich zurück. Er gewöhnte es sich an, nur noch durch die Hintertür ins Revier zu schlüpfen, und er vermied es, nach Feierabend auf die Ranch heimzufahren. Statt dessen machte er lange Spaziergänge in den Bergen oberhalb der Jeschiwa. Anfangs leistete ihm Rabbi Schulman dabei noch oft Gesellschaft, aber als sich die Aufregung allmählich wieder legte, unternahm Decker immer größere Wanderungen allein.
    Manchmal nahm er ein Buch oder einen Fotoapparat auf seine Exkursionen mit, meistens allerdings streifte er mit leeren Händen umher und redete mit sich selbst. Vielleicht redete er aber auch mit jemand anderem.
     
    Mrs. Bates begrüßte Decker herzlich. Es war später Nachmittag, aber das herrliche Wetter hatte sich gehalten. Die anfangs noch frühlingshaften Temperaturen waren im Laufe des Tages in sommerliche Hitze umgeschlagen. Er schlug ihr vor, einen Spaziergang zu machen. Sie ließ sich gern überreden.
    Schweigend gingen sie nebeneinander her und genossen die frische Luft und den Sonnenschein. Als Decker merkte, daß ihr Atem ein wenig pfeifend ging, verlangsamte er das Tempo. Lächelnd bedankte sie sich dafür. Sie kamen durch zwei Straßen mit gepflegten Reihenhäusern und gelangten dann auf den La Canada Boulevard. Zehn Minuten später standen sie vor einem Laden. Mrs. Bates wollte nichts trinken, aber Decker kaufte sich eine Flasche Orangensaft. Nach noch einmal fünf Minuten hatten sie den Stadtpark erreicht. Dort setzten sie sich unter einer Ulme auf eine Bank.
    Decker nahm einen großen Schluck und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. Er sagte: »Man hat mich heute morgen aus dem County Krankenhaus angerufen. Smithson ist tot.«
    Zunächst schwieg sie eine Weile, doch dann fragte sie: »Woran ist er gestorben?«
    »Lungenentzündung.« Er trank noch einen Schluck Orangensaft.
    »Ich dachte, er hätte eine Blutvergiftung«, sagte sie emotionslos.
    »Hatte er auch. Offenbar war die Infektion an der Hand mit leichteren Antibiotika nicht in den Griff zu bekommen und sie haben ihm stärkere Mittel gegeben. Das hat zwar die Infektion abgetötet, gleichzeitig aber auch seine Abwehrkräfte extrem geschwächt. Vor ungefähr einer Woche hat er dann eine Lungenentzündung bekommen, an der er gestern abend gestorben ist.«
    »Gut. Hoffentlich mußte er leiden.«
    »Ich glaube schon.« Nach einem langen Blick zum Himmel blickte Decker in seinen Schoß. »Wie geht es Ihrem Mann?«
    »Wir haben
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