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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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uns getrennt«, antwortete sie.
    »Das tut mir leid«, sagte er.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Keiner konnte mehr viel Geduld für die Schwächen des anderen aufbringen«, sagte sie.
    Decker nickte.
    »Finanziell wird es für uns beide nicht leicht werden.« Sie zögerte kurz und fuhr dann fort: »Er hat nämlich seine Stellung verloren.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Decker.
    »Ja.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Irgendwie ist es für ihn viel schlimmer als für mich. Einer Frau gesteht man Trauer zu – obgleich andererseits niemand bei ihr sein will, wenn sie trauert. Aber ein Mann darf sich nichts anmerken lassen. Er muß sich zusammenreißen.« Sie seufzte. »Wir leben jetzt beide von unseren Ersparnissen und brauchen sie langsam auf. Ein Glück, daß Erin so ein kluges Mädchen ist. Sie wird zusehen müssen, daß sie ein Stipendium bekommt.« Sie sah Decker ins Gesicht. »Wissen Sie, was sie geantwortet hat, als ich sie darauf vorbereiten wollte?«
    »Nein, was?«
    »›Mach dir mal um mich keine Sorgen, Mom.‹ Ich glaube, das war seit Jahren das erste Mal, daß wir uns vernünftig miteinander unterhalten haben.«
    »Das ist schön.«
    »Ja, das finde ich auch.« Sie atmete tief durch. »Ich weiß, daß ich mich früher oder später nach einem Job umsehen muß. Aber die meisten Arbeitgeber sind leider der Ansicht, daß eine Museumspädagogin keinerlei nützliche Fähigkeiten mitbringt. Wahrscheinlich haben sie damit sogar recht.«
    »Sie finden bestimmt etwas.«
    »Ich bin ein wenig müde, Sergeant. Vielleicht kehren wir lieber langsam wieder um.«
    Als sie vor ihrer Haustür standen, gab Decker ihr zum Abschied die Hand. Sie drückte sie fest.
    »Vielen Dank für alles«, sagte sie. »Und danken Sie auch Detective Dunn von mir. Sie hat mich neulich erst besucht. Sonderbar, daß ich ausgerechnet bei der Polizei Trost finde.«
    »Melden Sie sich mal«, sagte Decker. »Lassen Sie mich wissen, wie es Ihnen geht.«
    »Bestimmt.«
    Decker fuhr zur Ranch. Die Sonne ging unter – rosa- und rostrote Streifen zogen sich über den unendlichen, tiefblauen Himmel. Er stand auf der Veranda und sah nach Osten in die heraufziehende Abenddämmerung. Er war mit sich selbst ins reine gekommen. Er nahm den Siddur heraus und sagte das Abendgebet.
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