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Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff
Autoren: Jason Dark
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meine Arme nicht heben, aber durch die Bewegungen merkte ich, daß sich die Stricke ein wenig lockerten. Leider nicht so weit, daß ich hindurchschlüpfen konnte.
    Zudem dachte ich noch immer daran, wo wir uns befanden. Nicht auf dem Wasser, sondern in der Luft. Beides besitzt keine Balken, nur war mir persönlich das Wasser lieber.
    Manchmal hörte ich über mir ein Knattern. Immer dann, wenn der Wind in das Segel fuhr, es aufblähte oder durch die Stoffritzen pfiff. Ich wartete ab und stoppte meine Bemühungen, wenn ich die Blicke der Hexen auf mich gerichtet sah. Ich wollte nicht riskieren, noch einmal bewußtlos geschlagen zu werden. Das eine Mal reichte mir, denn die Nachwirkungen waren nicht ohne.
    Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Nackenschmerzen, die sich hinunter bis in den Rücken zogen. Wenn ich den Kopf stillhielt, ließen sie sich ertragen.
    Esmeralda hatte das Kommando auf dem Deck des Hexenschiffes übernommen. Urplötzlich ließ sie sich auf die Knie fallen, streckte die Arme gegen die Wolken, als wollte sie diese umfangen. »Ihr Geister der Natur!« schrie sie laut und krächzend. »Ihr Arme des Windes, bitte, tut mir den Gefallen und stellt euch auf meine Seite. Ich will und ich werde euch beschwören, denn ihr gehorcht demjenigen, dessen Dienerin ich bin, und der die Elemente beeinflussen kann.«
    Damit war der Teufel gemeint!
    Und sie gehorchten tatsächlich. Plötzlich einsetzender Wind zerriß die Wolken, so daß ich den blauen Himmel sehen konnte. Gleichzeitig hörte ich das Knattern des Segels.
    Wir nahmen Fahrt auf.
    Es war unwahrscheinlich. Das Schiff schien sich auf unsichtbaren Wellen zu befinden. Das Heck wurde immer tiefer gedrückt, der Bug stellte sich in die Höhe, und der gesamte Kahn schien plötzlich überzurollen, obwohl kein Wasser vorhanden war.
    Wir schaukelten auf unsichtbaren Wellen, getrieben von der Kraft einer kaum faßbaren Magie, die mit dem Schiff spielte, als wäre es ihr Eigentum.
    »Segeln!« brüllte Esmeralda. »Wir segeln in die Unendlichkeit. Unser Ziel ist die Hölle. Uns gehören Himmel und Meer. Hexenschiff ahoi! Die Zeit der Rache ist da!«
    Ihre vier Hexenschwestern klatschten in die Hände. Auch ich spürte den Wind. Er zerrte an mir, blies mir scharf in das Gesicht und ließ mich meine Kopfschmerzen vergessen. Es ging voran!
    Die Richtung konnte ich nicht feststellen. Ich sah nur die huschenden oder jagenden Wolkenfetzen, die uns bei der Fahrt über den Himmel begleiteten.
    Der Wind zerzauste die Frisuren der Hexen, stellte sie hoch, so daß sie wie grauweiße Fahnen wirkten, als sie um die hageren Schädel flatterten.
    Ein Beobachter hätte es bestimmt für ein schaurigschönes Bild gehalten, ich dachte da anders und bemühte mich weiter, die Fesseln loszuwerden. Bis plötzlich das fast zerstörte Gesicht einer Hexe dicht vor meinen Augen auftauchte.
    Sie funkelte mich bösartig an und schleuderte mir ihre nächsten Worten entgegen. »Wenn du versuchst, dich zu befreien, werden wir die anderen töten. Und mit dem beginnen wir!« Dabei deutete sie auf den vor mir liegenden Mann.
    »Wer ist er?« rief ich gegen den Wind an.
    »Jemand, der sich im Dorf aufgehalten hat und sich gegen uns stellte.«
    »Ich will seinen Namen erfahren.«
    »Weiß ich nicht. Es interessiert uns nicht. Dem Teufel ist es egal, wie die Menschen heißen, deren Seelen er bekommt.«
    Da hatte sie recht. Satan kam es allein auf die Seelen an. Aber der Mann hatte unsere Worte gehört, denn er drehte sich so, daß er mich anschauen konnte.
    Sein Gesicht war gezeichnet. Die Brille hatte man ihm vom Nasenrücken geschleudert. Wahrscheinlich durch Peitschenhiebe, denn die Wunden auf den Wangen konnten meines Erachtens nur daher stammen. Ich preßte die Lippen hart zusammen. Gleichzeitig versuchte ich, ihm mit den Augen ein Zeichen zu geben, damit er sich beruhigte, denn er sollte die Hoffnung nicht verlieren.
    »Ich heiße Malt!« keuchte der Mann. »Jerry Malt. Und ich bin in diesen Horror hineingeraten, ohne daß ich etwas dafür konnte. Wir haben keine Chance mehr, Mann, keine Chance, begreifen Sie das doch! Die anderen sind stärker.«
    Nach diesen Worten sackte er wieder zusammen. Sie hatten ihn zu sehr angestrengt.
    Ja, ich hatte für ihn Verständnis. Mir wäre es nicht anders ergangen in seiner Lage. Ich jedoch war der Fachmann und kannte mich in ausweglosen Situationen aus. Zwar sah es im Augenblick schlecht aus, die Hoffnung hatte ich nicht aufgegeben. Ich merkte, daß wir an Höhe
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