Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auf diesen romantischen Ort und auf die Menschen.« Dabei stand er auf und lachte.
    Seine Masche kam nicht so recht an. Die Waliser waren anders als die Großstädter. Sie nickten dem Fremden nur zu und kippten dann den Whisky in die Kehlen.
    Der Vertreter war stehengeblieben. »Na?« fragte er, nachdem die Gläser geleert waren, »wie hat es den Gentlemen geschmeckt?«
    Man nickte wieder, ein Zeichen, daß man zufrieden war. Der Vertreter kannte die Gebräuche und Reaktionen der Menschen. Er hatte sich vor seiner Reise gut informiert. »Es freut mich, daß ich mit meiner Whiskymarke nicht danebengegriffen habe. Wenn ich mich vielleicht vorstellen dürfte? Ich heiße Malt. Jerry Malt!« Er lachte. »Malt wie Malz. — Gott erhalte Whisky und Malt. Mein Motto, ähem.«
    Über die Gesichter der Männer zuckte ein spärliches Grinsen. Eigentlich war er ein sympatischer Bursche. So um die 30, immer agil wirkend, stets auf Action lauernd. Er trug eine Brille, hatte blondes Haar, das locker nach hinten gekämmt war, und auf seiner Oberlippe wuchs ein blonder Schnäuzer. Sein Gesicht war schmal. Die Wangen waren ein wenig eingefallen. Überhaupt machte er mehr den Eindruck eines alternden Sportlers als den eines Vertreters. »Wenn Ihnen der Schluck geschmeckt hat, lassen Sie es mich wissen, denn ich verkaufe auch privat.«
    Einer der Männer war interessiert. »Wieviel soll die Flasche denn kosten?«
    »Das ist kaum der Rede wert.« Malt nannte den Preis.
    »Ich werde mal mit meinem Familienrat sprechen.«
    »Wenn Sie eine Kiste bestellen, Mister, bekommen Sie eine Flasche gratis hinzu.«
    »Das läßt sich hören.«
    »Brennst du dein Gesöff nicht selbst?« fragte ein anderer den Interessenten.
    »Nein, das…«
    »Ach, lüg doch nicht.«
    »Ich will nicht mehr selbst brennen. Außerdem hat mein Weib so einiges dagegen. Sie meint, mein Whisky wäre wie Säure. Lebensgefährlich.«
    »Ja, ja«, meldete sich Jerry Malt. »Wenn wir die Frauen nicht hätten, ginge es uns oft schlecht.«
    »Oder besser«, sagte ein anderer.
    Die anderen lachten. Ihr Gelächter stoppte jedoch, als die Tür aufgestoßen wurde. Der Mann, der den Raum betrat, sah aus, als käme er frisch vom Feld. Seine Stiefel waren schmutzig, die Kleidung ebenfalls, und er roch nach Kuhmist. Bei seinem Hut zeigte die Krempe nach unten, und ebenso grau wie die Kopfbedeckung war auch sein Gesicht.
    »Was ist los, Burns?« fragte der Wirt.
    »Gib mir erst einmal einen Schluck.«
    »Was denn?«
    »Whisky.« Burns schlug mit seiner schwieligen Hand auf die Theke.
    »Ich brauche den jetzt.«
    »Sicher, du bekommst gleich einen Doppelten.«
    »Ist mir auch recht.« Burns verzog die Lippen, drehte sich halb herum und schaute die anderen an, ohne etwas zu sagen. Auch Jerry Malt blickte er ins Gesicht. Dann kippte er den scharfen Alkohol weg.
    »So«, sagte er und stieß kräftig auf, »das hat gutgetan.«
    »Rülpsen kannst du woanders«, beschwerte sich Hugol, der Wirt.
    »Sollte ja auch ein Lied werden. Aber ich kann nun mal nicht singen.«
    »Dann laß die Versuche«, meldete sich einer vom Tisch.
    »Gib mir noch einen Doppelten.« Auch diesen kippte Burns, bevor er mit der Sprache herausrückte. »Hört mal her, Männer. War einer von euch in der letzten Viertelstunde schon draußen?«
    »Nein!« antwortete der Wirt für alle. »Dann geht mal nachsehen.«
    »Wieso?«
    Burns machte winkende Handbewegungen. »Los, geht zur Tür! Schaut hinaus, ihr werdet schon erkennen, was ich meine. Beeilt euch! Ich will eure Gesichter sehen.«
    »Wie du meinst.«
    Die vier Männer erhoben sich von ihrem Tisch. Auch Jerry Malt schloß sich ihnen an. Wenn es etwas Außergewöhnliches zu sehen gab, durfte er nicht fehlen.
    Hugol baute sich an der Theke so auf, daß er durch die offenstehende Tür schauen konnte.
    Die Männer gingen auf die Straße. Jerry Malt drückte sich ebenfalls vor. Er sah das gleiche wie seine Begleiter.
    Sie standen da und staunten.
    Jerry Malt schluckte ein paarmal. Als ängstlichen Menschen konnte man ihn wahrhaftig nicht bezeichnen, doch was er da zu sehen bekam, das ging schon an die Nieren.
    Der Tag war zur Nacht geworden. Wenn er den Kopf in den Nacken legte und zum Himmel schaute, sah er nur eine Farbe. Grau!
    Wohin er auch blickte, der Himmel hatte sich mit einem düsteren, manchmal schwarz wirkenden Grau überzogen, als hätte ein Maler einen gewaltigen Pinsel über das Firmament geführt.
    »Da kommt was auf uns zu«, flüsterte einer.
    »Ja, ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher