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Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff
Autoren: Jason Dark
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»Rudersklaven« ebenfalls Bewegung geriet, wobei die einen gegen die Bordwand und die anderen von ihr weggedrückt wurden. So weit, daß sich die Ketten spannten.
    Der Bug zerschnitt die erste Welle.
    Sie war langgezogen und hoch. Plötzlich türmte sie sich zu beiden Seiten der Bordwand auf und rollte über uns hinweg. Keiner blieb von der Nässe verschont. Auch mich packte sie. Die Gefangenen wurden ebenfalls überspült, und nur Esmeralda bekam wenig mit. Sie stand nach wie vor auf dem Dach des alten Ruderhauses und schickte uns ein gellendes Gelächter entgegen. Nur allmählich beruhigte sich das Schiff. Es sah so schwer und klobig aus, wobei es dennoch zu einem Spielball der Wellen wurde, da es noch steuerlos über das Meer fuhr.
    Dann gab Esmeralda den Befehl. Zuerst hob sie ihren rechten Arm, ließ ihn plötztlich fallen, und ihrer Kehle entrang sich ein gewaltiger Schrei, der in den folgenden Worten endete.
    »Rudert, Sklaven, denn ihr seid diejenigen, die für die Sünden eurer Ahnherren büßen müßt. Rudert in den Tod hinein!«
    Im nächsten Moment schwangen die vier Hexen die Peitschen. Ich sah, wie die Riemen auf die Rücken der Menschen klatschten und erkannte auch die Funken, die plötzlich in die Höhe stoben. Das waren magische Peitschen, keine normalen. Wahrscheinlich verdoppelten die Treffer die Schmerzen der Menschen. Es blieb den Bedauernswerten nicht anderes übrig, als den Befehlen Folge zu leisten.
    Beide Hände hielten sie jeweils um die dicken Wulste der Ruderstangen, während die Blätter zu beiden Seiten des Hexenschiffes ins Wasser tauchten.
    Vor und zurück schwangen die Körper. Zuerst noch ungleichmäßig, so daß das Schiff keinen korrekten Kurs laufen konnte. Peitschenschläge sorgten dafür, daß die Fahrt glatter wurde.
    Die Hexen wußten genau, wie sie zu schlagen hatten. Ich hörte so manche Schreie über Deck hallen und beeilte mich, die Fesseln loszuwerden.
    Durch meine eigenen Bemühungen achtete ich nicht so intensiv auf die übrigen Hexen. Das rächte sich, denn plötzlich erwischte es mich. Ein Peitschenhieb traf meinen Hals und einen Teil des Gesichts. Ich spürte einen beißenden Schmerz, konnte es zwar nicht sehen, dennoch glaubte ich, daß Haut ab-und aufgerissen worden war.
    »Hör auf!« schrie Esmeralda. »Gib auf, du wirst es nicht schaffen! Unsere Rache ist stärker. Wir lassen sie uns von keinem auf der Welt nehmen. Hast du verstanden, du Hund?«
    Ich nickte verbissen und entging so dem zweiten Hieb. Es wäre unklug gewesen, die Hexen weiter zu reizen, denn sie waren unberechenbar geworden. Sie wollten das Schicksal, das sie erlitten hatten, in der Neuzeit wiederholen.
    Der Rhythmus wurde besser. Die Menschen gewöhnten sich an die harte Arbeit und ruderten, als ginge es um ihr Leben. Nur noch vereinzelt schlugen die vier Hexen zu. Dann waren es in der Regel Frauen, die von den Hieben getroffen wurden.
    Sie zuckten zusammen, schrien, und ich fragte mich, wie lange es die Leute noch aushalten konnten.
    Mein Blick war starr dem Horizont entgegengerichtet. Ich schmeckte Blut auf der Lippe. Der Hieb hatte mich stärker erwischt, als es im ersten Moment den Anschein gehabt hatte.
    Wo befand sich mein Kreuz?
    Da es nicht vor der Brust hing, mußte ich es eigentlich noch in der Tasche haben, denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß es die Hexen angefaßt hatten.
    Das Kreuz war der Joker.
    Nur kam ich an ihn nicht heran.
    Ich nicht, aber Jerry Malt!
    Die Idee blitzte plötzlich in meinem Kopf auf. Das war es. Ich mußte ihn dazu bringen, zu mir zu kriechen und mir das Kreuz abzunehmen. Wenn er es besaß, konnten auch ihm die Hexen nichts mehr antun. Zwar war die Entfernung zwischen ihm und mir ziemlich kurz, dennoch sehr weit. Wie sollte er die Strecke überwinden, ohne von den Hexen angegriffen und behindert zu werden.
    Im Moment hatten die Geschöpfe des Teufels andere Sorgen. Sie kümmerten sich um die »Sklaven« und gönnten Jerry Malt nicht einen Blick.
    Ja, es war günstig!
    Der Mann war erschöpft. Seine Gegnerinnen hatten ihn malträtiert, ihm übel mitgespielt, dennoch mußte es ihm gelingen, sich noch einmal zusammenzureißen. Wenn er mein Kreuz an sich nehmen konnte, war viel, wenn nicht alles gewonnen.
    Ich sprach ihn an. Leise konnte ich nicht reden, denn ich mußte mit meiner Stimme das Knattern des Segels übertönen. Wenn ich seinen Namen zu laut rief, wurden die anderen aufmerksam. Das sah nicht gut aus.
    Dennoch, es war einen Versuch
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