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Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff
Autoren: Jason Dark
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wert.
    »Jerry!« rief ich. »Jerry Malt! Hören Sie mich?«
    Er reagierte nicht.
    Meine Hoffnung sank zwar, trotzdem wollte ich nicht aufgeben. Noch einmal versuchte ich es, nachdem ich mich durch einen Rundblick vergewissert hatte, daß die Luft rein war und die fünf Hexen nicht in meiner unmittelbaren Nähe standen.
    »Mr. Malt, hören Sie mich?«
    Ja, er regte sich. Er hatte mich also gehört und wälzte sich auf die Seite, in mein Blickfeld.
    Ich schaute in ein blutiges und verquollenes Gesicht und redete in einem beschwörenden Tonfall weiter. »Mr. Malt, reißen Sie sich noch einmal zusammen. Sie müssen zu mir kommen!«
    Er wollte etwas sagen, hatte auch schon den Mund geöffnet, nur bekam er keinen Laut hervor.
    Verdammt, das ging schief.
    Einen dritten Versuch unternahm ich, und der bewirkte etwas. Durch die Gestalt des auf dem Deck liegenden Mannes fuhr ein Ruck. Er schaute zunächst noch skeptisch, und als ich nickte, da verzerrten sich seine aufgerissenen Lippen zu einem verstehenden Grinsen.
    »Ich komme schon!« keuchte er. »Ich komme zu Ihnen. Warten Sie, ich werde Sie…« Er schwieg plötzlich, als er damit begann, über die Schiffsplanken zu kriechen.
    Dabei streckte er die Arme aus, suchte Halt in zahlreichen Spalten oder Ritzen und schob sich immer weiter in meine Richtung. Die Kleidung schleifte über den Boden. Ein paarmal knickte er ein, ich munterte ihn auf und schaute dabei über das Deck. Hoffentlich blieben die Hexen bei ihren Gefangenen.
    Die Distanz zwischen uns schmolz zusammen. Ich sah das Gesicht des Mannes jetzt deutlich. Schmerz, Verzweiflung, aber auch ein wenig Hoffnung zeichneten sich in seinen Zügen ab.
    Jerry Malt gab wirklich sein Letztes. Er wußte auch genau, daß es unsere einzige Chance war.
    Wenig später klatschten seine Hände auf meine Füße. Er spreizte die Finger und griff in den Stoff meiner Hosenbeine, um sich dort festzuhalten. Dann zog er die Beine an, so daß er sich hinknien konnte.
    »Okay, okay«, sagte ich. »Sie haben es gleich geschafft. Versuchen Sie, in meine Tasche zu greifen.«
    Mühsam öffnete er den Mund. »In welche?«
    »In die rechte.«
    Er zog sich an mir hoch. Seine Fingernägel verhakten sich im Stoff der Hose, so daß ich manchmal das Gefühl hatte, eine Katze würde an meinen Beinen in die Höhe kriechen. Dann hielt er sich mit einer Hand am Gürtel fest, während die andere versuchte, in meiner rechten Tasche zu verschwinden.
    Da hörte ich Schritte.
    Und einen wütenden Schrei.
    Zwei Sekunden später hätte die Zeit gereicht. So aber gelang es Esmeralda, uns zu schnell zu erreichen. Sie war plötzlich da, ich sah hinter Malts Schulter ihr verzerrtes Hexengesicht, und im nächsten Augenblick schlug sie ihre Hände in seinen Körper. Malt brüllte wie am Spieß.
    Er wurde zurückgerissen, hielt aber noch wie im Krampf den Aufschlag meiner rechten Jackentasche fest, als wäre er ein Rettungsanker. Die Tasche bog sich nach außen. Ich hatte zur Seite geschielt und sah das silbrige Schimmern des Kreuzes.
    Wenn es jetzt herausfiel, dann…
    Es blieb hängen. Zum Teil schaute es noch hervor, das war auch alles. Der Plan hatte nicht geklappt.
    Und Malt mußte büßen.
    Die Hexe schleuderte ihn auf das Deck. Er krachte dabei auf den Rücken und streckte ihr abwehrend beide Arme entgegen. In seinen Augen flammte die Panik, und ich wußte, daß Esmeralda kein Pardon mehr kennen und ihn vor meinen Augen töten würde.
    »Laß es!« schrie ich.
    Sie fuhr herum.
    Ich merkte den plötzlichen Ansturm des Grauens, der mich streifte. Es war die Schwarze Magie, die sie beherrschte, aber ich widerstand. Wie schon so oft und geschützt durch mein Kreuz.
    »Nein!« brüllte sie. »Nein! Ich werde ihn…«
    Das Geschrei ihrer eigenen Schwestern ließ sie nicht mehr weitersprechen, und aufmerksam werden.
    Zwei Hexen standen an der Bordwand und deuteten auf die See. »Da ist ein Boot!« schrien sie zugleich.
    »Es kommt auf uns zu. Menschen, sie wollen…« Ihre Stimmen brachen ab, weil sie sich überschlugen.
    Esmeralda wurde abgelenkt. Sie ließ Jerry Malt kurzerhand liegen, er war nicht wichtig.
    Die Gefangenen ruderten unverdrossen weiter. Ihre Angst vor Peitschenhieben war einfach zu groß, als daß sie sich durch irgendwelche Vorgänge hätten ablenken lassen.
    Ich schaute über die Reling.
    Leider konnte ich nicht viel sehen. Nur Wellenberge und die lange Dünung, aber ich hörte etwas.
    Das Tuckern eines Motorboots.
    Gesehen hatte ich ja nichts. Nur
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