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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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nicht.»
    «Lügnerin!» Er schlug wieder mit dem Gürtel zu. Sie schrie vor Schmerzen, was aber seinen Jähzorn nur zu schüren schien. Er drosch auf sie ein und bezichtigte sie lauthals der Sünde. Blind vor Wut, schwang er den Gürtel und sah nicht, wohin er schlug. Ihre Schreie verstummten. Zu hören war nur noch hilfloses Wimmern. Sie lag eingerollt auf dem Kissen am Kopfende des Bettes. Von der Schnalle getroffen, blutete das Handgelenk. Die Haushälterin hielt sie immer noch bei den Haaren gefasst. Sie blickte zu ihrem Herrn auf. «Geht’s weiter, Sir?»
    Matthew Slythe schnappte nach Luft. Die Haare standen ihm zu Berge, sein Gesicht war rot angelaufen und verzerrt. Seine Wut hatte sich immer noch nicht gelegt. «Dirne! Hure! Schamlose!»
    Campion weinte. Sie litt schreckliche Schmerzen. Ihr Rücken war geschunden und blutete an etlichen Stellen, so auch die Beine, der Bauch und die Arme, die getroffen worden waren, als sie versucht hatte sich wegzuducken. Sie sagte nichts, konnte ihren Vater kaum hören.
    Dass sie nicht antwortete, brachte ihn nur noch mehr in Rage. Wieder sauste der Gürtel herab und knallte auf ihre Hüfte. Sie schrie auf. Das schwarze Kleid nahm den Schlägen nichts von ihrer Wucht.
    Matthew Slythe keuchte heiser. Er war jetzt vierundfünfzig Jahre alt, aber immer noch ungemein kräftig. «Nackt! Das Weib brachte die Sünde in die Welt. Seine Nacktheit gereicht ihm zur Schande. Dies ist ein christliches Haus!» Er bellte die letzten Worte und schlug ein weiteres Mal zu. «Ein christliches Haus!»
    Draußen schrie eine Eule. Der Nachtwind bauschte die Vorhänge. Die Kerzen flackerten und ließen den großen Schatten an der Wand beben.
    Matthew Slythe zitterte. Seine Wut klang ab. Er schnallte sich den Gürtel um den Hosenbund und achtete nicht darauf, dass er sich selbst an der Hand verletzt hatte. Mit Blick auf Goodwife Baggerlie sagte er: «Bring sie runter, wenn sie sich zurechtgemacht hat.»
    «Ja, Sir.»
    Es war nicht das erste Mal, dass sie von ihm geschlagen wurde. Schon oft hatte er die Hand gegen sie erhoben. Sie schluchzte, betäubt von Schmerzen. Die Haushälterin schlug ihr ins Gesicht. «Steh auf!»
    Elizabeth Baggerlie, der Matthew Slythe nach dem Tod seiner Frau den Titel Goodwife verliehen hatte, war eine gedrungene Frau mit breiten Hüften, einem groben, zänkischen Gesicht und kleinen, stets geröteten Augen. Sie herrschte über die Dienerschaft von Werlatton Hall, sorgte für Sauberkeit und Ordnung und widmete sich diesem Amt mit der gleichen Entschlossenheit, die auch ihr Herr an den Tag legte, wenn es darum ging, Lasterhaftigkeit und Sünde von Werlatton fernzuhalten. Mit ihrer schrillen Stimme scheuchte sie die Dienstboten umher und hielt, von Matthew Slythe dazu angehalten, ein wachsames Auge auf dessen Tochter.
    Sie warf Campion die Haube zu. «Du solltest dich schämen, Mädchen! In Grund und Boden. In dir steckt ein Teufel! Wenn deine liebe Mutter wüsste … Los, beeil dich.»
    Campion setzte mit tauben Fingern die Haube auf. Sie schluchzte und rang nach Luft.
    «Beeilung!»
    Es war bedrückend still im Haus. Die Dienstboten wussten genau, was geschehen war. Sie hatten die Schläge gehört, die Schreie und das fürchterliche Gebrüll ihres Herrn. Aber sie ließen sich nichts anmerken. Auch ihnen drohten jederzeit Prügel.
    «Steh auf!»
    Campion zitterte vor Schmerzen. Aus Erfahrung wusste sie, dass sie die nächsten drei oder vier Nächte nicht auf dem Rücken schlafen können würde. Sie wusste auch, was ihr nun bevorstand, und erhob sich wie von Fäden gezogen. Der Gewalt ihres Vaters war nicht zu entrinnen.
    «Runter mit dir, Mädchen!»
    Ebenezer, der um ein Jahr jüngere Bruder, saß im großen Wohnzimmer vor seiner Bibel. Das Parkett glänzte. Die Möbel glänzten. Seine Augen, so schwarz wie die Kleider der Puritaner, waren auf die Schwester gerichtet und ließen keinerlei Mitgefühl erkennen. Sein von Geburt an verkrüppeltes linkes Bein stand seitlich etwas ab. Er hatte seinem Vater mitgeteilt, was ihm zu Gesicht gekommen war, und mit stiller Genugtuung dem Klatschen des Ledergürtels gelauscht. Ebenezer selbst wurde nie geschlagen. Gehorsam und unermüdlich im Gebet und im Studium der Bibel, stand er in der Gunst seines Vaters.
    Campion weinte immer noch, als sie die Treppe herunterkam. Tränen rannen über ihr schönes Gesicht. Die Augen waren gerötet, die Lippen aufeinandergepresst.
    Ebenezer, dessen schwarze Haare nach dem Brauch geschnitten
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