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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition)
Autoren: Jessica Andersen
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Finger auf die Brust des Jägers.
    Mühelos erinnerte sie sich an die magischen Worte, die ihre Maman ihr beigebracht hatte. Sie hatten zusammen auf einem moosbewachsenen Ufer am Ententeich gesessen, die Beine verschränkt und so nah beieinander, dass ihre Knie sich berührt hatten. „Konzentrier dich“, hatte ihre Maman gesagt, immer und immer wieder, auch wenn es ihr irgendwie nie wie eine Lektion vorgekommen war, nie wie Arbeit. „Schließ die Augen, stell dir eine Tür vor, und sag den Zauberspruch, und wenn du deine Augen wieder öffnest, bist du dort, wo du sein sollst.“
    Die Worte waren natürlich nicht magisch und würden keinen geheimen Gang in ein magisches Reich vor ihr öffnen. Aber sie waren genau das, was ihr Verstand brauchte, um diese verdammten Mauern ein für alle Mal einzureißen.
    Also dachte sie sich was soll’s? und sagte die Worte.
    Ein krachender Blitz zerriss die Luft um sie herum, und Wind erhob sich, so unmöglich das war. Er wirbelte um sie herum, obwohl sie mitten in ihrer Wohnung stand. Panik stieg in ihr auf, und sie erstarrte, gelähmt vor Angst. Ihr Puls hämmerte in ihren Ohren, aber dieser schnelle Herzschlag war die einzige Bewegung, zu der sie noch in der Lage war.
    Sie versuchte, nach Hilfe zu rufen, aber sie konnte nicht, versuchte, ihren Blick von dem Buch loszureißen, konnte aber auch das nicht. Sie war kurz davor, durchzudrehen. Sie schrie, doch kein Laut war zu hören; sie kämpfte, doch sie konnte sich nicht bewegen. Die Augen des Försterswurden größer und größer, bis sie nichts mehr sehen konnte als das Tintenschwarz, nur noch den Wind hörte, und sie spürte …
    Nichts.
    Welt der Königreiche
    Moragh fuhr aus ihrer Trance, als ihre Hellseherei von einer anderen Magie unterbrochen wurde – einer blutgebundenen Macht. Seit vielen Jahren hatte sie desgleichen nicht mehr gespürt.
    „Der Prinz!“, zischte sie aufgeregt, als sie die Quelle des Signals erkannte. Endlich – endlich – nach all dieser Zeit konnte sie den Zauber spüren, der ihr damals die Beute entrissen hatte. Mehr noch, sie konnte ihm folgen. Auch jetzt noch, da das erste Aufflackern der Macht abgeklungen war, spürte sie die Verbindung in sich, pochend wie ein Herzschlag. Einer, der signalisierte: Hier entlang. Ich kann dich zu ihm führen.
    Der Zauber war wieder aktiv. Den dunklen Lords sei Dank.
    Ihre Lippen bogen sich zu einem Lächeln, das in dem reich verzierten und vergoldeten Zauberspiegel wild aussah. Kurz blitzten Fangzähne hinter den Lippen einer braunhaarigen kühlen Schönheit von etwa vierzig Jahren auf. Als es ihr damals nicht gelungen war, Prinz Dayn umzubringen, hatte sie den Zorn des Blutmagiers nur mit Mühe überlebt, und es hatte lange gedauert, seine Gunst zurückzugewinnen. Und ihr Versagen hing ihr immer noch nach. Doch jetzt … „Genugtuung“, sagte sie, und dasWort hallte von den kalten Steinmauern der Burg wider.
    Neben dem Herd blickte Nasri, ihr Diener, von seinem Wischmopp auf. Der alte Gnom mit den krummen Fingern – jetzt nur noch sieben, weil man ihn vor Kurzem beim Stehlen einer Fleischpastete erwischt hatte, für die er mehr als genug bare Münze gehabt hätte – entfernte die Blutflecken der letzten Nacht von den Steinen. Das Wasser in seinem Eimer war dunkel, der graue Mopp blutbeschmiert. „Herrin?“
    „Schick nach dem Bestiarium. Ich will die zwei größten Ettine in einer Stunde zur Jagd bereit.“ Die dreiköpfigen Riesen waren reine Wut gepaart mit Hunger, Tötungsmaschinen, die man nur auf ihr Ziel loslassen musste. „Und sag dem Aufseher, er soll ihre Halsbänder noch einmal mit einem Zauber verstärken. Ich werde sie selbst führen, und du kommst mit, um dich um sie zu kümmern.“
    Er zuckte zusammen und wimmerte angstvoll. „Solltet Ihr nicht lieber …“
    „Geh“, fuhr sie ihn so energisch an, dass er quietschend zur Tür hinausstolperte. Als er verschwunden war, lächelte sie noch einmal den verzauberten Spiegel an. „Bei meinem Leben und meinem Blut, diesmal erwische ich ihn.“
    Sie hatte einmal versagt. Sie würde es nicht wieder tun.

2. KAPITEL
    Welt der Wolfyn
    D er Blutmond hob sich wie ein perfekter weißblauer Kreis über die dunklen Baumwipfel und schien durch die große Fensterfront ins Schlafzimmer. Dayn schloss den letzten Knopf an seinem karierten Hemd und zog seine fleecegefütterte Bomberjacke an.
    „Du könntest auch bleiben, weißt du. Da sein, wenn ich zurückkomme.“
    Er sah zu ihr hin. Eine Lampe aus
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