Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
nächsten, und sie haben genug Leute, auch die richtigen. Sie sollen am besten zwei Männer und zwei Frauen schicken, die sich als Paare ins Republican Hotel einquartieren können. Diskret und natürlich nicht gleichzeitig, aber das überlasse ich ihnen. Starten Sie das Telefonsystem. Quinn, wir müssen die Anrufe bei Nzululwazi in Guguletu abhören! Rajkumar, holen Sie Ihre Leute her! Ich will wissen, wer Thobela Mpayipheli ist. Mir ist völlig egal, in welcher Datenbank Sie danach suchen, es hat absolute Priorität. Gut, Leute, zwanzig Minuten, dann ist alles bereit.«
     
    Tiger Mazibuko stieg als letzter aus der Falcon. Er ließ die Mitglieder von Team Alpha vorgehen, er beobachtete sie, weiß, schwarz, braun, jeder mit seiner eigenen Geschichte. Da Costa, sehniger Abkömmling angolanischer Flüchtlinge, mit der Messernarbe auf der Wange und einem Bartschatten am Kiefer. Weyers, der Afrikaaner aus Germiston, mit den Armen eines Bodybuilders. Little Joe Moroka, ein Tswana, der auf einer Maisfarm in Bothaville groß geworden war; er sprach sieben der elf offiziellen Sprachen des Landes. Cupido, der Kleinste, der am meisten redete, ein farbiger Junge aus Ashton, mit einem Diplom als Elektroingenieur. Sogar »Adel« hatten sie, wie Zwelitini, der großgewachsene, schlanke Zulu gern betonte – obwohl er gar nicht zur königlichen Familie zählte.
    |42| Sie standen in einer Reihe auf der Landebahn. Der Sommerwind des Kaps strich sanft über Mazibukos Wange, als er selbst herabstieg.
    »Ausladen! Beeilt euch! Ihr kennt den Drill.«
     
    In der Tür legte Thobela seine Arme um Miriam, er zog ihren schlanken Körper an sich, er genoß ihren Duft, die feinen Überreste von Shampoo, die Aromen der Küche und ihre ganz einzigartige Wärme.
    »Ich muß in Johannesburg übernachten«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich kann erst morgen nach Lusaka fliegen.«
    »Wie viel Geld hat sie dir gegeben?«
    »Genug.«
    Miriam sagte nichts weiter, sie klammerte sich bloß an ihn.
    »Ich rufe an, sobald ich im Hotel bin.«
    Immer noch drückte sie ihr Gesicht an seinen Hals und schlang ihre Arme um ihn. Schließlich trat sie zurück und küßte ihn schnell auf den Mund. »Bitte komm zurück, Thobela.«
     
    Janina Mentz rief aus ihrem Büro zu Hause an. Lien, ihre Ältere, nahm ab. »Hallo, Mama.«
    »Ich muß heute lange arbeiten, Süße.«
    »Ma, du hast versprochen, mit mir Biologie zu üben.«
    »Lien, du bist fünfzehn. Du weißt, wann du das Thema gut genug kannst.«
    »Ich bleibe auf.«
    »Gib mir bitte mal Suthu. Sie muß über Nacht bleiben, denn ich werde heute nicht nach Hause kommen.«
    »Ma, meine Haare – morgen früh.«
    »Tut mir leid, Lien. Es ist ein Notfall. Du mußt mir jetzt helfen. Du bist meine Große. Hat Lizette ihre Hausaufgaben gemacht?«
    »Sie hat den ganzen Nachmittag telefoniert, Ma, und du weißt ja, wie diese Siebenkläßler sind. ›Hat Kosie irgendwas |43| über mich gesagt? Glaubst du, Pietie mag mich?‹ Es ist furchtbar kindisch, richtig ekelerregend.«
    Mentz lachte. »Du warst auch mal in der siebten Klasse.«
    »Ich kann es kaum ertragen, daran zu denken. War ich genauso?«
    »Das warst du. Laß mich mit Lizette sprechen. Du mußt früh schlafen gehen, Süße. Du mußt ausgeruht sein für deine Arbeit. Ich rufe morgen wieder an. Versprochen.«

5
    Das Taxi fuhr Thobela bis vor die Abflughalle; er zahlte, nahm seine Tasche und stieg aus. Wie lange war es her, daß er zuletzt geflogen war? Alles hatte sich verändert, alles glänzte neu, um die ausländischen Touristen zu beeindrucken.
    Bei Comair kaufte er sich ein Ticket mit dem Geld, das Monica Kleintjes ihm gegeben hatte – ein Stapel neuer Hundert-Rand-Noten. »Das ist zu viel«, hatte er gesagt. »Sie können mir den Rest ja zurückgeben«, war ihre Antwort gewesen. Jetzt fragte er sich, woher das Geld kam. Hatte sie die Zeit gehabt, am Automaten Geld zu ziehen? Oder hatte Kleintjes soviel im Haus?
    Er schob seine Tasche durch das Röntgengerät. Zwei Hosen, zwei Hemden, zwei Paar Socken, seine schwarzen Schuhe, ein T-Shirt, seine Waschsachen, das restliche Bargeld. Und die Festplatte, klein und flach; Technologie, die er nicht begriff. Irgendwo in diesem Elektroding steckten gefährliche Fakten über die Vergangenheit des Landes.
    Er wollte gar nichts darüber wissen, er wollte nichts damit zu tun haben, er wollte das Ding nur Johnny Kleintjes in die Hand drücken, er wollte ihn in Sicherheit bringen, er wollte zurück nach Hause fahren und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher