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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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mit seinem Leben weitermachen. Er hatte so viele Pläne für sich und Miriam und Pakamile … Dann bemerkte er die beiden grauen Anzüge hinter sich, es war reiner Instinkt, ein Überbleibsel aus einem |44| anderen Leben, eine dumpfe Warnung in seinem Hinterkopf. Er schaute sich um, nichts, es mußte bloße Einbildung gewesen sein. Er nahm seine Tasche und schaute auf die Uhr. Noch dreiunddreißig Minuten bis zum Boarding.
     
    »Was machen wir jetzt?« Quinn schaute Janina Mentz mit dem Kopfhörer um den Hals erwartungsvoll an.
    »Als erstes will ich wissen, wohin er unterwegs ist.«
    »Darum kümmern sie sich. Er hat ein Ticket bei Comair gekauft.«
    »Halten Sie mich auf dem laufenden.«
    Quinn nickte, setzte seine Kopfhörer auf und sprach leise in das Mikrofon.
    »Rahjev, haben Sie was?« fragte Mentz den ausgesprochen dicken Inder, der vor einem Computer saß.
    »Im Bevölkerungsverzeichnis gibt es neun Thobela Mpayiphelis. Ich überprüfe die Geburtsdaten. Geben Sie mir zehn Minuten.«
    Sie nickte.
    Wieso hatte Monica Kleintjes sich an Mpayipheli gewandt? Was war das Besondere an diesem Mann?
    Mentz ging hinüber zu Radebe, der sich telefonisch mit dem Büro in Gauteng in Verbindung gesetzt hatte. Irgendwer hatte Kaffee und Sandwiches bringen lassen. Sie wollte noch keinen Kaffee und war auch nicht hungrig. Sie kehrte zurück zu Quinn. Er hörte jemandem zu, schaute dann zu ihr auf, ruhig und kompetent.
    Ein unglaubliches Team, dachte sie. Die ganze Sache wird erledigt sein, bevor es überhaupt losgeht.
    »Er fliegt nach Johannesburg«, sagte Quinn.
    »Und er hat nur eine Tasche bei sich?«
    »Nur eine.«
    »Und wir sind absolut sicher, daß Monica Kleintjes zu Hause ist?«
    »Sie sitzt im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Unsere Leute können sie durch den Spitzenvorhang beobachten.«
    |45| Mentz ging die verschiedenen Möglichkeiten durch, sie überschlug alle Implikationen und Szenarien. Thobela Mpayipheli mußte die Festplatte haben. Sie konnten sie sich jetzt holen und mit ihren eigenen Leuten nach Lusaka schicken. Das war kontrollierter, und die Reaction Unit konnte die Sache absichern. Allerdings würde es schwierig werden, Mazibuko und seine Leute nach Sambia zu schleusen. Zu viele diplomatische Gefälligkeiten. Zu viel Aufmerksamkeit. Dann mußte der Direktor seine Reaction Unit eben ein andermal ausprobieren. Die Hauptsache war: die Sache klein zu halten, alles sicher und kontrolliert zu lösen.
    »Wie gut sind die Leute am Flughafen?«
    »Gut genug. Erfahren«, sagte Quinn.
    Sie nickte. »Ich möchte, daß sie Mpayipheli einkassieren, Quinn. Ganz ruhig, diskret und schnell – ich möchte keine Konfrontation auf dem Flughafen. Sie sollen ihn und seine Tasche in einen Wagen stopfen und herbringen.«
     
    Thobela hielt seine Tasche auf dem Schoß, er fühlte sich immer einsamer. Seit über einem Jahr lebte er nun mit Miriam zusammen, mehr als ein Jahr hatte er die Abende mit seiner Familie verbracht, und plötzlich war er wieder so allein, wie er es früher gewesen war.
    Er fragte sich, was er davon eigentlich hielt. Fehlte ihm die Freiheit? Die Antwort überraschte ihn, denn das Alleinsein befriedigte ihn nicht. Er hatte sich ein Leben lang nur auf sich allein verlassen, und dann hatten Miriam und Pakamile sein Leben in nur zwölf Monaten vollkommen umgekrempelt. Er wollte bei ihnen sein, nicht hier.
    Aber er mußte diese Sache hier zu Ende bringen.
    Der Johnny Kleintjes, den er kannte, hätte sich niemals verkauft. Irgend etwas mußte den alten Mann verändert haben. Wer konnte schon wissen, was tief in den innersten Zirkeln der neuen Regierung und des neuen Geheimdienstes vor sich ging? Es war nicht unmöglich, nur unwahrscheinlich: Johnny Kleintjes war integer und loyal. Ein starker |46| Mann mit Charakter. Thobela würde ihn fragen, wenn er ihn traf, wenn er die Festplatte übergab und Johnny sein Geld bekam. Wenn alles gut ausgegangen war. Das mußte es. Er hatte keine Lust auf Ärger, nicht mehr.
    Dann standen sie neben ihm, zwei graue Anzüge. Er hatte sie nicht kommen sehen, und als sie neben ihm auftauchten, schrak er zusammen, er war wirklich vollkommen außer Übung.
    »Mr. Mpayipheli«, sagte einer.
    »Ja.« Er war überrascht, daß sie seinen Namen kannten. Sie preßten sich dicht an ihn und hinderten ihn daran aufzustehen.
    »Wir möchten, daß Sie mit uns mitkommen.«
    »Warum?«
    »Wir vertreten den Staat«, sagte der zweite und hielt ihm eine Ausweiskarte vor die Augen – Foto und
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