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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Aber in der weißen Villa blieb alles still. Nur eine Gardine im ersten Stock bewegte sich ein wenig, als wäre der Wind hineingefahren.
    »Ich? Was ich hier tue? Ich lebe hier! Das wissen Sie doch!«
    Corinne klappte der Mund auf.
    Rose sah von einer Frau zur anderen. »Sie sind also nicht die Haushälterin? Wer sind Sie dann?«
    Ruth hatte sich dicht neben Corinne gestellt, daher entging ihr nicht, dass ihre Schwester schwankte. Sie legte den Arm um ihre Schultern, während Rose wiederholte: »Wer sind Sie?«
    Die Frau reckte den Busen, warf den Kopf zurück und erwiderte: »Ich bin die Gefährtin von Willem van Leuwen und wohne seit zwei Monaten hier. Die Trennung von ihr da«, sie zeigte auf Corinne, »war zwar nicht ganz einvernehmlich, immerhin hat sie ihm sein letztes Geld abgenommen, aber wenigstens hat sie dem armen Willem das Haus überlassen.«
    Corinne riss den Mund noch weiter auf. »Das ... das ...«, stotterte sie.
    Rose neigte den Kopf ein wenig. »Herr van Leuwen ist noch immer ein verheirateter Mann. Das wissen Sie doch, oder haben Sie die Scheidungspapiere mit eigenen Augen gesehen? Neben mir steht seine Frau, die Mutter seiner Kinder, die in das Haus möchte, das noch immer auch ihr gehört. Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht?«
    Die Frau ließ sich nicht beeindrucken. »Ihre Version kenne ich nicht. Ich weiß nur, was Willem mir erzählt hat. Tränen hatte er dabei in den Augen, der arme Mann. Sie da«, ihr Finger zeigte angriffslustig auf Corinne, »haben Ihren Mann und Ihre Kinder böswillig verlassen. Wegen eines anderen Mannes. Gleich nachdem Sie reich geworden waren. Mit einem Mal war Willem nicht mehr gut genug für Sie. Eine Scheidung ist nur noch eine Frage der Zeit, sagt Willem. Das Leben geht weiter, und ob ich jetzt oder erst in ein paar Wochen hier lebe, das ist ganz gleichgültig.«
    Corinne war wie erstarrt. Ihr Mund stand noch immer offen, ihr ganzer Leib zitterte, als stünde er unter Strom. Ganz weiß war ihr Gesicht, auf der Oberlippe standen Schweißtropfen. Ruth fürchtete, sie könnte jeden Augenblick in Ohnmacht fallen, und hielt sie, so gut sie konnte.
    Rose aber bewies wieder einmal, dass sie jede noch so schwierige Situation meistern konnte. »Nun, das ist wohl eine Sache, die sich nicht hier am Gartenzaun klären lässt. Da meine Tochter noch einige persönliche Dinge im Haus hat, schlage ich vor, Sie lassen uns erst einmal rein.«
    Die Frau, entwaffnet von Roses Freundlichkeit, öffnete das Gartentor, danach die Haustür. Ruth führte ihre Schwester, als wäre die eine Schlafwandlerin.
    Rose sah sich mit gerümpfter Nase um. »Wo sind die Sachen meiner Tochter?«, fragte sie, mittlerweile merklich kühler.
    Ruth hatte ihre Schwester unterdessen zu einer kleinen Bank in der Diele geführt. Dort saß Corinne nun, die Augen weit aufgerissen, noch immer unfähig, etwas zu sagen oder zu tun.
    Die Frau hob beide Hände. »Ein paar von den guten hängen im Schlafzimmerschrank. Die anderen habe ich weggeworfen.«
    Jetzt klappte selbst Rose der Mund auf. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die fremde Frau unter der Schürze ein Kleid trug, das Rose in einem deutschen Versandhauskatalog höchstselbst für Corinne bestellt und ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte.
    Auf Corinne hatten die Sätze die Wirkung eines elektrischen Schlags. Sie sprang auf, riss an der Halskette der Frau. »Das ist meine Kette!« Dann holte sie aus, versetzte ihrer Konkurrentin eine gewaltige Maulschelle, schluchzte laut auf und rannte heulend aus dem Haus.
    Die Frau stand mit hängenden Armen vor Rose und Ruth. »Das habe ich nicht gewusst«, stammelte sie beschämt. »Sie müssen mir glauben, das habe ich nicht gewusst. Willem hat mir den Schmuck geschenkt. Gesagt hat er, es wäre alles in Ordnung, die Dinge entwickelten sich zum Besten.«
    Rose sah durch die offene Haustür, wie Corinne ins Auto stürzte. »Ja«, erwiderte sie. »Da haben Sie recht. Die Dinge entwickeln sich.«

Dreiunddreißigstes Kapitel
    E s war schwer, beinahe unmöglich, Corinne zu beruhigen. Im Hotelzimmer saß sie auf dem Bett, weinte, dass ihr ganzer Leib geschüttelt wurde, reagierte weder auf Worte noch auf Gesten. Rose hatte Corinne zwei Valium gegeben, aber noch flossen die Tränen in Strömen. Dazwischen schlug Corinne wie rasend auf das Kopfkissen ein und stieß wilde Flüche aus.
    Ruth saß auf einem kleinen Sessel in der Ecke des Zimmers und verspürte Mitleid. Sie
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