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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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dich sämtliche Grenzen dicht. Dann stehst du da, wo der andere jetzt steht. Hast du das kapiert, verdammt? Es geht hier nicht nur um deinen Arsch.«
    Rose und Corinne trafen im Hansa-Hotel ein, als Ruth gerade ihr Zimmer beziehen wollte.
    Corinne stürmte im Foyer auf ihre Schwester zu. »Du bist hier?«, fragte sie.
    »Natürlich. Ich hatte in Swakopmund zu tun. Und was macht ihr hier? Hätte ich gewusst, dass du kommst, hätte ich mir das Hotelzimmer sparen und bei dir übernachten können.« Ruth wunderte sich, wie glatt ihr die Lüge über die Lippen ging.
    »Ich wusste es doch selbst nicht.«
    »Ruth! Wie schön!« Rose küsste ihre jüngere Tochter auf die Wange und klatschte dann in die Hände. »Hach, Swakopmund! Wie lange war ich schon nicht mehr hier! Auf unsere gute alte Tradition – ein schönes Stück Schwarzwälder Kirschtorte im guten alten Hansa-Hotel – verzichte ich selbstverständlich nicht!« Sie wandte sich suchend um. »Herr Ober! Bringen Sie uns bitte drei Stück Schwarzwälder Kirschtorte und drei Kaffee, dazu drei Brandy hinaus auf die Terrasse.«
    »Sehr wohl, gnädige Frau.«
    »Kommt ihr mit? Ach, ich freue mich ja so!« Rose dirigierte ihre Töchter auf die Terrasse, flüsterte unterwegs Ruth zu: »Noch kein Wort! Überlass das Reden mir!«
    Wenig später saßen die drei Frauen vor ihrem Kuchen. Ruth und Rose aßen mit Appetit, während Corinne in ihrem Tortenstück nur herumstocherte. »Was ist mit dir?«, fragte Rose. »Du wirkst so zerstreut.«
    »Kein Wunder«, brummte Corinne. »Erst überredest du mich, Hals über Kopf zum Einkaufsbummel nach Swakopmund zu fahren, dann treffen wir hier urplötzlich Ruth. Allmählich kommt mir die Sache spanisch vor. Was soll das?«
    Rose und Ruth gelang es, einen Unschuldsblick aufzusetzen, der jeden Chorknaben beschämt hätte.
    »Ich dachte, du freust dich, mal von der Farm wegzukommen. Ich dachte, wir beide könnten einen netten Tag zusammen verbringen. Zwei nette Tage. Ist das so ungewöhnlich, dass eine Mutter Zeit mit ihrer Tochter verbringen will und sich freut, wenn durch einen puren Zufall die andere Tochter dazustößt?«
    Corinne musterte Mutter und Schwester mit zusammengekniffenen Augen. »In anderen Familien mag das üblich sein, in unserer nicht.« Sie wandte sich an Ruth. »Was machst du eigentlich hier?«
    Ruth erwiderte gespielt gleichmütig: »Ich war in Windhoek und bekam Lust, für mich etwas Schönes zu kaufen, als ich die ganzen gut gekleideten Frauen gesehen habe. Außerdem benötigt Sally vieles, das es in Windhoek nicht gibt. Und ich ...« Sie brach ab und starrte auf ihren Teller. »Ich wollte Horatio noch einmal sehen. Ist das so schwer zu verstehen? Und ist es so schwer zu begreifen, dass ich diesen Besuch nicht unbedingt an die große Glocke hängen wollte?«
    Wenn Corinne auch sonst nichts einleuchtete, das aber begriff sie. Eine weiße Frau, die sich mit einem schwarzen Mann einließ, öffentlich sogar, war an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Und wenn dieser Mann dann auch noch ins Gefängnis kam, war das eine Sache, über die man nicht einmal hinter vorgehaltener Hand sprechen sollte. Stillschweigen war das Einzige, das in so einer Situation half. Allmählich entspannte sie sich.
    Als die Teller, Tassen und Gläser leer waren, drängte Rose zum Aufbruch. »Lass uns jetzt zu dir fahren«, sagte sie.
    Corinne verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, wie es im Haus aussieht. Es werden keine Lebensmittel da sein. Und aufgeräumt hat Willem bestimmt auch nicht.«
    »Das stört mich nicht. Ich lebe schließlich auf einer Farm«, entgegnete Rose. »Aber wenn du nicht willst, so werden wir uns bestimmt nicht aufdrängen. Wir können gern auch hier übernachten.«
    »Ja«, stimmte Corinne so schnell zu, als hätte sie nur auf diesen Vorschlag gewartet. »Lasst es uns richtig gemütlich machen! Nur wir drei. Wir übernachten hier. Und den Sundowner nehmen wir vor dem Kamin ein.« Sie wies erleichtert auf die gemauerte Feuerstelle, die an kühlen Abenden für eine angenehme Temperatur auf der Terrasse sorgte.
    »Abgemacht.« Rose lächelte noch immer. »Dann lass uns jetzt nur schnell zu deinem Haus fahren. Wir holen deinen Diamantring, damit wir gleich morgen zu einem Juwelier fahren können. Dort darfst du dir auf meine Rechnung einen neuen Stein aussuchen. Es wäre doch ein Jammer, wenn du dieses Prachtstück von einem Ring nicht tragen könntest.«
    Corinne hob protestierend die Hand. »Muss das heute noch sein? Ich bin
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