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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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müde.« Sie gähnte mit weit offenem Mund.
    Rose sah zu Ruth, die sofort verstand, was ihre Mutter von ihr wollte. »Ich war noch nie in deinem Haus. Ich würde gern sehen, wie du lebst, wenn du nicht auf der Farm bist.« Als sie den Widerwillen in Corinnes Gesicht sah, legte Ruth nach. »Nein? Du willst nicht?« Sie lachte ein kleines Lachen. »Mir kommt es fast vor, als hättest du da was zu verheimlichen.«
    »Also gut.« Corinne erhob sich. »Aber mach dir keine allzu großen Vorstellungen. Willems Geschäfte liefen in letzter Zeit nicht so. Doch das wird sich nun bald ändern.«
    »Wieso?«, fragte Rose unschuldig. »Er ist auf Salden’s Hill. Von Geschäften habe ich nichts mitbekommen.«
    Corinne sah ihre Mutter ein wenig abfällig an. »Nicht alle Geschäfte, liebe Mutter, kann man sehen. Willem ist an einem ganz großen Deal dran. Bald schon gehöre ich zu den vornehmsten Frauen von Swakopmund.«
    Ruth legte den Kopf schief. »Heißt das, ihr werdet Salden’s Hill bald verlassen?«
    »So bald wie möglich!« Corinne musterte Ruth verächtlich.
    Ruth unterdrückte ein Seufzen. Offenbar glaubte ihre Schwester noch immer, dass ein Leben auf einer Farm nur ein Leben zweiter Klasse sei. Noch immer hielt sie sich für eine Frau, der sich das Leben zu Füßen legen musste. Und noch immer hatte sie nicht begriffen, dass dieses Leben ihr gerade zwischen den Fingern zerbröselte. Ruth empfand beinahe Mitleid mit Corinne. Versöhnlich sagte sie: »Na ja, auf Salden’s Hill hast du jedenfalls immer einen Platz.«
    Wenig später fuhren sie in Roses Auto durch die sich langsam leerenden Straßen von Swakopmund. Die ersten Ladenbesitzer ließen die Scherengitter vor den Eingangstüren herab. Einige Frauen hetzten mit vollen Einkaufstaschen nach Hause, die Gaststätten öffneten ihre Türen.
    Das Viertel, in dem Corinne lebte, lag ruhig. Drei Kinder räumten in einem Vorgarten ihr Spielzeug zusammen, auf einer Veranda saß ein Paar und genoss den ersten Sundowner. Hunde wurden ausgeführt, irgendwo in der Ferne schnurrte ein Rasenmäher.
    »Schöne Gegend«, stellte Rose fest. »Hier lässt es sich leben, nicht wahr?«
    Corinne nickte. Während der kurzen Fahrt war sie immer nervöser geworden. Ihr Gesicht war angespannt, und die Hände hielt sie fest umklammert. »Da vorn ist es«, sagte sie. »Das Haus neben der weißen Villa.«
    »Hübsch«, erwiderte Ruth, obwohl sie es besser wusste. Sie verspürte mit einem Mal das Bedürfnis, sich für alle Bosheiten und Sticheleien zu revanchieren, die sie von Corinne jemals hatte erdulden müssen. »Hübsch, diese roten Fensterläden und der kleine Swimmingpool. Allerdings hatte ich mir deine Behausung größer vorgestellt.«
    Corinne holte Luft. »Es ist nicht das mit den roten Fensterläden. Es ist das Haus auf der anderen Seite der Villa.«
    »Oh«, sagte Ruth nur. In diesem »Oh« lag eine ungeheure Genugtuung. Es reichte, um den ungepflegten Garten zu beschreiben, die von der Veranda abblätternde Farbe, die schmutzigen Fenster. Es schloss auch die Frau ein, die gerade die Damenstrümpfe von der Leine nahm.
    »Eure Haushälterin?«, fragte Ruth, als sie ausgestiegen waren.
    Corinne starrte auf die Frau, die ihrerseits zurückstarrte, eine Wäscheklammer im Mund und einen Damenstrumpf in der Hand. Sie war groß, trug ihr glänzendes blondes Haar zu einem fröhlichen Pferdeschwanz gerafft. Ihre Haut war glatt, die Figur makellos straff mit hohen Brüsten, schmaler Taille und einem wohlgerundeten Hintern. Sie sah genauso aus wie Corinne, als sie vor zehn Jahren Willem kennengelernt hatte.
    »Guten Abend«, rief Rose fröhlich, und Ruth winkte der Frau sogar.
    Die Frau ließ den Strumpf in den Korb fallen, nahm die Klammer aus dem Mund. »Was wollen Sie?« Ihre Stimme klang misstrauisch und herausfordernd zugleich.
    Rose lächelte, und auch in ihrem Lächeln lag Genugtuung. »Ich bin die Mutter von Corinne. Sehen Sie!« Sie deutete auf ihre ältere Tochter, die starr dastand. »Hier ist sie. Und Sie müssen die Haushälterin sein.«
    Die Frau kam näher, betrachtete Corinne von oben bis unten. »Sie können nicht im Ernst annehmen, dass ich die Haushälterin bin. Was wollen Sie hier?«
    Jetzt war es an Corinne, zu antworten. »Müsste ich nicht eher fragen, was Sie hier machen? Immerhin ist das mein Haus. WAS TUN SIE HIER? UND WER ZUM TEUFEL SIND SIE ÜBERHAUPT?«
    Corinne hatte so laut geschrien, dass Ruth befürchtete, die Nachbarin käme heraus, um zu sehen, was los war.
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