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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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richtige Zeitpunkt war, um wieder aufzuwachen?«
       »Du hast das Signal gegeben. Der Tag, an dem du an Beltreïns Tür geläutet hast. Das bedeutete, dass du herausgefunden hattest, dass Manon am Leben war. Du warst kurz vor dem Ziel. Ich konnte wiedererwachen, um den letzten Akt zu spielen. Meine Besessenheit vortäuschen und Manon den Mord an ihrer Mutter in die Schuhe schieben. Sie war eine von uns. Sie war schuldig! Ich wusste, dass Manon schließlich verhaftet würde. Dass sie ihren Hass auf mich herausschreien würde. Ich musste nur noch meine Familie auslöschen und ihr dann den Dreifachmord anhängen. Die Sache würde sich von selbst erledigen.«
       »Und wie hast du die Leichen tiefgekühlt?«
       »Du bist ein guter Polizist, Mat. Ich wusste, dass du auch diesen Trick durchschauen würdest. Im Keller meiner Wohnung steht eine große Gefriertruhe. Ich musste die Leichen nur nach unten schaffen. Ich habe daran gedacht, auch ihr Blut aufzufangen und es einzufrieren, für eine perfekte Inszenierung am Tatort. Aber auf eine Sache bin ich wirklich stolz: auf die Fingerabdrücke. Beltreïn hatte eine haftende Matrize mit den Fingerabdrücken Manons angefertigt. Ich musste damit nur ein wenig in der Wohnung herumstempeln. Die gleiche Technik hatte ich schon bei Agostina am Tatort angewandt, einer verlassenen Baustelle.«
       »Du bist ein Monster!«
       »Das solltest du aus deinen Ermittlungen gelernt haben, Mat. Du beginnst erst die Kräfte, die hier am Werk sind, zu ermessen! Eure erbärmliche Logik trifft nicht auf mich zu!« Mit einem Mal wurde er ruhiger und fuhr fort: »Die Tiefkühltechnik hatte zwei Vorteile. Sie lieferte mir ein Alibi, aber sie war auch wie eine Signatur. Satan hält sich immer an seine Regeln. Das beherzigte auch Beltreïn, als er Sarrazin umbrachte. Man musste den Leichnam manipulieren, den natürlichen Verfallsprozess stören.«
       In diesem Augenblick bemerkte ich ein verhängnisvolles Detail. Luc hielt jetzt eine automatische Pistole in der Hand. Wir kehrten also zu ganz alltäglichen Kräfteverhältnissen zurück. Ich würde keine Chance haben, meine Waffe zu ziehen, bevor er abdrückte. Sobald ich alles wüsste, die ganze Größe seines »Werks« bewundert hätte, würde mich Luc erschießen.
       Eine letzte Frage – weniger um Zeit zu gewinnen, als um reinen Tisch zu machen:
       »Larfaoui?«
       »Ein Kollateralschaden. Beltreïn kaufte immer mehr Iboga bei ihm. Diese Bestellungen haben den Kabylen stutzig gemacht. Er ist Beltreïn bis nach Lausanne gefolgt und hat herausgefunden, dass er Arzt war. Er glaubte, Beltreïn würde die Schwarze Iboga für verbotene Experimente an seinen Patienten verwenden. Er wollte ihn erpressen. Er irrte sich natürlich, aber wir mussten einen solchen Schnüffler aus dem Verkehr ziehen. Deshalb habe ich ihn ausgeschaltet.«
       »In der Nacht, in der Larfaoui erschossen wurde, war er nicht allein. Eine Prostituierte war bei ihm. Sie hat dich gesehen. Sie hat immer von einem Priester gesprochen.«
       »Ich mochte diese Idee: das römische Habit anziehen, um Blut zu vergießen. Ich musste sie kurz danach erschießen.«
       Luc hob den Hahn seiner Waffe. Ein letzter Versuch:
       »Wenn ich dein Zeuge bin, weshalb willst du mich dann umbringen? Ich kann dein Wort nicht mehr in die Welt tragen.«
       »Wenn das Bild im Spiegel perfekt ist, ist es Zeit, den Spiegel zu zertrümmern.«
       »Aber niemand wird je deine Geschichte erfahren!«
       »Unser Kampfplatz liegt in einer anderen Dimension, Mat. Du bist der Stellvertreter Gottes. Ich bin der Repräsentant des Teufels. Sie sind unsere einzigen Zuschauer.«
       »Was wirst du … danach … tun?«
       »Ich werde weitermachen. Ich werde mich in Seelen einschleichen, ich werde neue Diener meines Herrn rekrutieren … Andere Masken erwarten mich, andere Methoden. Die einzige Reise, die wirklich zählt, ist die Reise in die Hölle.«
       Luc stand auf und richtete seine Waffe auf mich. Erst jetzt bemerkte ich, dass er meine Glock in der Hand hatte. Wann hatte er sie mir entwendet? Er setzte mir die Mündung an die Schläfe: Mathieu Durey, der sich mit seiner Dienstwaffe erschoss. Wäre es nicht völlig verständlich nach dem Fiasko meiner Ermittlungsarbeit, dem Tod Manons und dem Blutbad an der Familie Soubeyras?
       »Adios, Erzengel Michael.«
       Der Knall ging mir durch Mark und Bein. Ein heftiger Schmerz, dann das Nichts. Aber es
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