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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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überweist. Er meldet Luc in der Schule an, verköstigt und erzieht ihn. Aber vor allem fragt er ihn aus.
       Er möchte wissen, was das Kind im Schattenreich gesehen hat.
       Schon seit Jahren führt Beltreïn ein Doppelleben. Der Alleinstehende, der nur für seinen Beruf zu leben scheint, gilt als der perfekte Wissenschaftler. In Wirklichkeit ist er ein skrupelloser Psychopath, dessen Denken um das Böse und dessen Transzendenz kreist. Er ist überzeugt davon, dass die Koma-Erfahrung eine Camera obscura ist, in der Bilder aus einer anderen – positiven und negativen – Welt sichtbar werden. Beltreïn ist fasziniert von der dunklen Seite des Jenseits. Er will ein Pionier im Land Satans sein.
       Aber Luc erinnert sich an nichts. Dafür spricht sein Verhalten Bände. Er quält Tiere. Er hat absonderliche sexuelle Neigungen. Er liebt die Einsamkeit. Luc ist ein potenzieller Mörder. Eine tickende Zeitbombe. Beltreïn verfolgt diese Wandlung mit leidenschaftlichem Interesse und fördert sie nach Kräften – Luc ist der Bote der Finsternis, die dunkle Kraft, die auf die Erde zurückgekehrt ist, um ihm die Augen zu öffnen.
       Eines Tages erinnert sich Luc schließlich. Der Tunnel. Das rote Licht. Die glühende Eisschicht. Der albinotische Greis. Beltreïn führt Protokoll, macht Aufnahmen von dem Jungen, studiert ihn genau.
       Luc ist sein Versuchskaninchen.
       Aber auch sein Erzähler, sein Lotse, sein Homer.
       Und schon bald sein Meister.
       Mit zwölf Jahren tötet Luc zum Spaß den Hund von Beltreïn. Jetzt hat der Arzt keinen Zweifel mehr: Das Kind ist tatsächlich ein Bote des Teufels. Er schwört ihm Treue. Er ist bereit, seinen Befehlen zu gehorchen, die letztlich nur den Willen »der Hölle« zum Ausdruck bringen.
1981
    Beltreïn beschließt, Luc zu adoptieren – seine Mutter ist wegen chronischen Alkoholismus in eine Anstalt eingewiesen worden. Dann ändert er seine Meinung, denn er ahnt, dass der Junge einen diskreten, anonymen Beistand brauchen wird. Er wird ihn gegen die Gesetze, die Justiz, die ganze jämmerliche Ordnung der Menschen beschützen.
       Luc ist ein Monster.
       Ein Gesandter des Teufels.
       Beltreïn wird sein Schatten, sein Apostel, sein Beschützer sein.
       Er meldet den Jungen in Saint-Michel-de-Sèze an.
       Luc lernt die katholische Erziehung kennen. Er schleicht sich beim Feind ein und findet Gefallen daran. Er lernt einen naiven und idealistischen jungen Katholiken kennen – mich. »Ich habe dich ständig beobachtet«, betont Luc, »und mit dir experimentiert.«
       Das Böse in ihm wird immer stärker. Das Töten von Tieren genügt ihm nicht mehr: Er beginnt, Menschen zu opfern. Sobald sich ihm die Möglichkeit bietet, flieht er aus Saint-Michel und streift durch die umliegenden Ortschaften auf der Suche nach Opfern. Eines Tages begegnet er der neunjährigen Cécilia Bloch. Er lockt sie in einen Wald und verbrennt sie bei lebendigem Leib, indem er sie mit entflammbarem Aerosol besprüht.
       Cécilia Bloch.
       Die Kleine, die ich nicht vergessen konnte.
       Das Verbrechen, das mir seit zwanzig Jahren nachgeht. Luc Soubeyras hat den Mord begangen, mit dem alles anfing. Lug und Trug, die mir zum Schicksal wurden. Ich fühle mich mitgerissen von einem Schlammstrom und verliere den Faden seiner Rede. Es bedarf einer übermenschlichen Anstrengung, mich wieder auf seine Stimme zu konzentrieren.
       In der Nacht, in der Cécilia verbrennt, verschwindet Luc. Der Rektor des Kollegs verständigt Beltreïn. Halb verrückt vor Angst, bricht der Arzt sofort auf und durchkämmt die umliegenden Wälder: Er weiß, dass Luc die Wildnis, die Finsternis und die Einsamkeit liebt. Seine Suche bleibt erfolglos. Schließlich steigt er in die Genderer-Höhle hinab und findet den Jungen völlig niedergeschlagen in der Bildergrotte. Ausgehungert und verwirrt, gesteht Luc ihm die Tat, aber es ist zu spät, um die Spuren zu beseitigen. Die Leiche ist bereits entdeckt. Durch einen glücklichen Zufall fällt kein Verdacht auf Luc. Aber wer würde auch schon einen Halbwüchsigen eines solchen Verbrechens verdächtigen?
       Die Jahre vergehen. Luc begeht weitere Morde. Jedes Mal kümmert sich Beltreïn um die Entsorgung der Leiche und um die Beseitigung der Spuren am Tatort. Luc ist sein Lehrmeister und seine Kreatur zugleich.
       Für den Jungen ist jedes Verbrechen ein Übergangsritus.
       Eine neue Windung der Schlange vor der
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