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Das Herz aus Eis

Das Herz aus Eis

Titel: Das Herz aus Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Marques schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich habe mich nicht getäuscht. Jack Fenton hat bei mir die Mordtat gestanden. – Selbstverständlich bin ich jederzeit bereit, dies unter Eid zu bezeugen. – Danke!«
    Zufrieden lächelnd hängte er ein und rieb sich die Hände. Dann besann er sich, seine Kiefer mahlten knackend aufeinander, er packte die geflochtene Hundepeitsche und ließ sie mit pfeifendem Ton durch die Luft sausen.
    »Und nun zu dir, mein Täubchen«, knurrte er vor sich hin und riß mit Schwung die Tür zum Nebenzimmer auf.
    Mit lodernden Augen und wippender Peitsche baute er sich breitbeinig vor Bianca auf, die kreischend auf das Sofa zurückgewichen war. Schützend riß sie beide Arme vor das Gesicht, als der erste Peitschenhieb sie voll traf. Bei jedem Knall, den der Verwalter nebenan hörte, bekreuzigte er sich. Er wußte nur zu gut, welcher Gewalt sein Herr fähig war.

9
    Inspektor Fred Jacklow saß gemütlich rauchend in seinem Amtszimmer, hatte die Jacke ausgezogen und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Sein ganzes Streben schien nur darauf ausgerichtet zu sein, den vor einem Aktenstück brütenden Lieutenant Michael Collins kräftig zu ärgern.
    »Collins«, säuselte er gerade, »wenn man Ihren Arbeitseifer sieht, möchte man glatt auf die Idee kommen, Sie wollten einmal Inspektor werden! Ist aber nicht weit her mit Ihrer Begabung! Denken Sie bloß mal an unseren Liebling Jack Fenton, und Sie müssen zugeben, daß Sie den falschen Beruf ausüben!«
    Collins brummte etwas Unverständliches und kratzte sich mit dem Bleistift den Kopf. »Der Fall ist klar, Chef. Nur, den Täter haben wir nicht!«
    »Klar ist gut! Und womit, bitteschön, hat Fenton die Thurner erschossen? Eine Einschußwunde, aber kein Ausschuß, und doch innere Verblutung durch Verletzung des Herzbeutels. Und das nennen Sie Witzbold klar?«
    »Zugegeben, hier stehen wir vor einem Rätsel. Aber wir kennen den Täter und haben damit auch die Möglichkeit zur Klärung des Falles.«
    »Die Möglichkeit!« Inspektor Jacklow lachte gequält auf. »Collins, wenn diese verfluchte Junisonne mir nicht so aufs Gehirn drückte, würde ich mich bemühen, herzhaft zu lachen. Mensch, der Junge ist längst raus aus den Staaten, vielleicht in Kanada oder im brasilianischen Urwald … oder glauben Sie, der sitzt seit einem Jahr hübsch brav im gegenüberliegenden Haus und freut sich über uns?«
    »Wäre das beste Versteck«, gab Collins gleichgültig zurück. »Immerhin haben wir nicht alleine versagt, sondern auch der gesamte, so himmelhoch gepriesene Fahndungsdienst. Sollte mich nicht wundern, wenn Fenton jeden Tag mit uns bei Smith seinen Lunch einnimmt!«
    Er vertiefte sich wieder in seine Akten, während Inspektor Jacklow mißmutig seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte. Auch nach einem Jahr ließ ihm der Fall Valeria Thurner keine Ruhe. Immer wieder hatte er zu den Akten gegriffen, sie Zeile um Zeile durchstudiert, um irgendwie und irgendwo einen neuen Anhaltspunkt zu finden. Aber ebenso oft hatte er sie wieder in den Tresor zurückgelegt und sich schulterzuckend gesagt, daß hier wirklich nur der Zufall oder das Schicksal eine Aufklärung zu bringen vermochte.
    »Langweiliger Tag«, meinte er nach einer Weile zu dem emsig lesenden Collins. »Mit Ihnen zusammenzuarbeiten, ist eine Strafe! Wenn Sie trockene Pflaume wenigstens einen Funken Humor besäßen … aber so! Meine Bierdeckel sind interessanter als Ihr Gesicht!«
    Michael Collins kannte die Stänkereien seines Chefs und nahm sie ihm nicht übel. Denn er wußte nur zu gut, daß Jacklow sich mit Händen und Füßen weigern würde, wenn man ihn, Collins, in eine andere Abteilung versetzen sollte. Ungerührt blätterte er deshalb weiter in der neu angelegten Akte, ein Fall von Erpressung in Hehler- und Zuhälterkreisen.
    Es klopfte. Ein Beamter vom Fernschreibdienst trat ein, grüßte und legte Inspektor Jacklow ein Telegramm auf den Tisch. Gleichgültig nahm Jacklow den Zettel auf, während der Beamte den Raum verließ.
    Ein Ton wie ersticktes Grunzen erklang, ein Stuhl polterte zurück, und das Geräusch einer auf den Schreibtisch klatschenden Hand ließ Collins endlich aufschauen.
    Fred Jacklow war aufgesprungen und jubelte: »Bewegung, Collins! Wachen Sie auf aus Ihrer Lethargie! Sie müssen sofort mit einem Sonderflugzeug nach Mexiko!«
    Perplex beäugte Collins seinen Chef. »Nach Mexiko?«
    »Ja, nach Veracruz! Unser Jack Fenton … Collins, Sie ahnungsvolles Genie … ist in
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