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Das Herz aus Eis

Das Herz aus Eis

Titel: Das Herz aus Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Körper mit der ockergetönten Hautfarbe.
    Bleierne Müdigkeit hatte Villeria erfaßt. Das Erlebnis mit Bianca war in seiner Erinnerung nur noch ekelhaft. Das heruntergekommene Zimmer, der Gestank billigen Parfums, der im Raum schwebte, und die gelblich glänzende Haut der Tänzerin würgten ihn. Um zu vermeiden, über seine Lage nachzudenken, sog er heftig an seinem Zigarillo.
    »Du bist bei dem Marques gewesen?« fragte Bianca nach einer Weile. Sie erhob sich und trat nackt an das Eisenbett. »Hast du ihn gesprochen?«
    »Ja«, antwortete Villeria mürrisch.
    »Weißt du, daß der Marques einer meiner Liebhaber ist?« fragte Bianca weiter.
    »Interessiert mich nicht …«
    »Er würde dich einfach über den Haufen knallen, wenn er erführe, daß du mit mir geschlafen hast!«
    »Da müßte ja ein Massenmord in Mexiko stattfinden …!« knurrte Villeria.
    Bianca lächelte. Ihre weißen Zähne blitzten raubtierhaft hinter den vollen Lippen hervor. Sie beugte sich tief über den Liegenden, so daß ihre nackten Brüste seinen Körper berührten. Unwillkürlich durchrieselte Villeria ein warmer Schauer.
    »Du bist der Schönste von allen!« flüsterte sie und ließ ihre schwarzen Locken über sein Gesicht fallen. »Wollen wir zusammenbleiben … du … in Veracruz oder Tampico … ich tanze … und du … du liebst mich …«
    Darauf war Villeria nun gar nicht vorbereitet, doch er wurde einer Antwort enthoben. Bianca warf sich voller Leidenschaft über ihn und erstickte seinen Ekel mit wilden, orgiastischen Küssen.
    Draußen auf dem Flur stand Juana Maurillio und zögerte. Sollte sie Villeria herausrufen oder einfach anklopfen und eintreten? Der Gedanke, daß Roberto auf diesem dreckigen Eisenbett lag und vielleicht Bianca gerade in seinen Armen hielt, saß wie ein Giftstachel in ihr. Sie hätte heulen mögen, die Tür aufreißen und Villeria anschreien können: »Ich, ich liebe dich und lasse dich nicht dieser Hure, der niemand zu schmutzig ist, wenn er anständig bezahlt … Ich will dir eine neue Heimat geben … Bei mir sollst du alles vergessen, was hinter dir liegt … Schon als du in der Taberna eintrafst, fühlte ich, daß ich zu dir gehöre … Laß dieses Biest Bianca, stoß sie zurück … Ich liebe dich …« Doch Juana war zu schwach, um für ihre Liebe zu kämpfen. Unschlüssig lehnte sie an der Wand des Flurs und wußte keine Entscheidung zu treffen.
    Zwei Caballeros von der Farm des Marques wollten Roberto del Villeria sprechen. Sie warteten unten im Schankraum. Zwei verwegene Burschen, denen ein anständiger Mensch sofort aus dem Weg gehen würde.
    Ich muß ihn herausrufen, dachte Juana. Ihr Herz schlug unregelmäßig, und Schweißperlen traten auf ihre Stirn. Dann endlich straffte sie sich und trat an die Tür, um anzuklopfen.
    In diesem Augenblick ertönte von innen ein leiser Schrei von Bianca, dann Geräusche, als ob zwei Menschen miteinander ringen würden, dann fiel klatschend ein Körper zu Boden, und die Tür wurde aufgerissen.
    Auf der Schwelle stand Villeria. Sein Hemd war über der Brust zerrissen, über seine linke Wange zog sich eine lange, blutige Kratzwunde. Am Hals sickerte Blut aus einer tiefen Bißwunde. Einen Augenblick standen sich Roberto und Juana stumm gegenüber.
    Dann ging ein Zittern durch Villeria, und er trat nahe vor Juana hin. »Ich muß weg«, raunte er, heiser vor Erregung. »Ich muß sofort weg, Juana. Besorge mir ein Pferd, Decken und Proviant. Schnell, es ist höchste Zeit …«
    Und ehe Juana zur Besinnung kam, hatte er sie schon die Treppe hinuntergeschoben, eilte in sein Zimmer und raffte seine Sachen in einem Sack zusammen. Das letzte, was Juana von der Treppe aus noch sah, war Bianca, die sich nackt vom Fußboden erhoben hatte, drohend die Faust in Richtung Villeria erhob und dann zu der Stelle rannte, wo der Rest ihrer Kleidung lag.
    Als Juana noch mit zwei Decken über dem Arm im Stall ihres Vaters überlegte, welches Pferd wohl das beste für Roberto wäre, stand Villeria schon reisefertig neben ihr. Er nahm sich von einem Haken einen der besten Sättel und legte ihn dem ausgewählten Wallach über den Rücken. Sein Gesicht zeigte keine Regung, und eiserne Entschlossenheit lag in seinen Augen. Aus einer unerklärlichen Scheu heraus wagte Juana nicht, ihn nach dem Grund seiner plötzlichen Abreise zu fragen, und verschwieg ihm deshalb auch die Anwesenheit der beiden Gesellen des Marques im Schankraum.
    In aller Eile lief Juana in die Vorratskammer, um den
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