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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Es war sogar unverschlossen, ein Autoatlas lag auf dem rechten Vordersitz, und aus dem Atlas fiel den Carabinieri die grüne Versicherungskarte in die Hände.
    Dr. Heinz Volkmar. München-Harlaching.
    Über ihr an den schweren Motorrädern montiertes Sprechfunkgerät gaben die Polizisten die Meldung an die Polizeizentrale in Oristano durch. Nur informell.
    »Bleiben Sie beim Zelt!« kam der Befehl aus dem Präsidium. »Wir schicken eine Kommission.«
    Von diesem Augenblick an veränderte sich das Leben Dr. Volkmars gründlich. Wenn jemand bereit gewesen wäre, für ihn eine Million zu bezahlen, wäre alles nicht geschehen, was später schreckliche Wahrheit wurde.
    Zunächst lief der Behördenapparat träge an.
    Das Zelt wurde gründlich untersucht und eine Bestandsaufnahme seines Inhalts vorgenommen. Für drei Tage und drei Nächte wurde ein junger Polizist abkommandiert, der in dem Zelt wartete und schlief, denn es war immerhin denkbar, daß dieser Dr. Volkmar im Wagen eines Bekannten einen Ausflug ins Innere der Insel gemacht hatte. Nach drei Tagen aber setzte sich bei den Behörden die Überzeugung durch, daß ein Unglück geschehen war. Über einen Fernschreiber waren nähere Auskünfte von der Polizeidirektion München eingetroffen, die sich beim Einwohnermeldeamt, in der Klinik und in dem Haus, in dem Dr. Volkmar wohnte, umgehört hatte.
    »So etwas kommt immer mal vor!« sagte am Abend des dritten Tages der diensttuende Inspektor der Carabinieri in Oristano zu den wartenden Journalisten. »Das Meer ist blau und sanft, und das verlockt die Fremden dazu, leichtsinnig zu werden. Was wissen die schon von den gefährlichen Unterströmungen? Auch dieser Dr. Heinz Volkmar –«, der Inspektor mußte den Namen mühsam ablesen, weil er für einen Italiener so unmelodiös klang, »ist ein Opfer seines Leichtsinns geworden. Vielleicht wird er eines Tages angeschwemmt, dann haben wir die Gewißheit. Also, Jungs, dann schreibt erst mal, daß ein mysteriöser Unglücksfall den deutschen Dottore mit größter Wahrscheinlichkeit getötet hat. Mysteriös ist immer gut; das hält uns den Rücken frei! Taucht er wieder auf … na gut! Was kann man gegen Mysterien machen, bitte?!«
    Luigi kam am vierten Tag aus Aritzo, einem Bergdorf im Massiv der Monti del Gennargentu, zurück und knallte die Zeitung auf den Tisch. Sein Gesicht war unheilvoll dunkel, er tippte mit dem Zeigefinger auf den Artikel und setzte sich dann neben seinen Bruder Ernesto auf die Holzbank. Anna und Volkmar saßen um eine große Holzschüssel und zupften Salatköpfe auseinander.
    »Es steht drin!« knurrte Luigi und pochte mit der Faust auf die Zeitung. »Ernesto, lies vor. Du kannst am besten lesen. O maledetto! Wären wir doch lieber beim Ausplündern von Geschäften geblieben! Lies!«
    Ernesto zog die Zeitung an sich, überflog stumm den Artikel und grinste Volkmar breit an. »Schön schreiben sie über dich«, sagte er. »Bist ein berühmter Mann, aber arm. Kein guter Geschäftsmann, Enrico.«
    »Lies!« brüllte Luigi.
    Ernesto setzte sich zurück, als wolle er ein Gedicht vortragen, und hob die Zeitung näher an seine Augen:
    »In einer abseits vom Fremdenverkehr gelegenen Bucht am Capo San Marco ist der deutsche Tourist Dr. Heinz Volkmar seit einigen Tagen spurlos verschwunden. Sein Zelt und sein Auto wurden unversehrt gefunden, von Volkmar fehlt dagegen jede Spur. Die Polizei nimmt an, daß Dr. Volkmar beim Baden im Meer ertrunken ist. Das ist um so mysteriöser, als Dr. Volkmar ein vorzüglicher Schwimmer war und schon zum zehnten Mal auf Sardinien weilt. Alle Suchaktionen blieben bisher ohne Erfolg.
    Dr. Volkmar galt als einer der besten Herzchirurgen Deutschlands. Seit Jahren beschäftigt er sich mit dem Problem der Herztransplantation und der Implantation der großen Gefäße. Seine Forschungen brachten das bisher utopische Problem des ›Zweiten Herzens‹ nahe an die Möglichkeit einer Verwirklichung.«
    Ernesto ließ die Zeitung sinken und starrte Volkmar entgeistert an. »Das bist du?« sagte er gedehnt.
    Dr. Volkmar winkte ab. »Die übliche journalistische Übertreibung.« Sieh an, dachte er. Sie haben meine Arbeiten doch zur Kenntnis genommen. Bisher galt ich als der große Spinner, als ein Phantast am Skalpell. Erst nach dem Tode ist man bereit, anzuerkennen, daß der Weg zum ›Zweiten Herzen‹ beschritten worden ist und weitergegangen werden muß. Und Professor Hatzport? Er war zweimal im Forschungs-OP und hat sich die beiden Affen
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