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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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angesehen, denen ich ein zusätzliches Herz eingepflanzt hatte. »Technisch glänzend gelöst, mein lieber Volkmar!« hatte er gesagt. »Aber die Natur läßt sich nicht übertölpeln! Sie hat stärkere Waffen als Sie. Die Immunschranke, die biologische Individualität jedes Wesens, der Genetische Block – das bekommen wir nie in den Griff! Mit dem Messer können wir alles machen, aber besiegen werden uns immer, gerade bei Transplantationen, die Proteine! Das wissen Sie so gut wie ich. Volkmar, verschwenden Sie Ihre Energie doch für andere, realisierbarere Probleme.«
    Die Affen lebten zwei Tage. Später brachten es drei Hunde auf eine Überlebenszeit von neun, zwölf und vierzehn Tagen. Nach vierzehn Tagen zeigte Professor Hatzport deutliche Zeichen von Unruhe. Aber als auch der Tod dieses Hundes gemeldet wurde, war seine Welt wieder in Ordnung.
    Und nun das in der Zeitung! Dr. Volkmar hat neue Wege aufgezeichnet. Eine kleine Verbeugung. Über Tote soll man nichts Böses reden.
    »Du kannst wirklich Herzen verpflanzen?« fragte Anna leise. »Du kannst uns allen ein neues Herz machen?«
    »Nein! Ich versuche es erst.«
    »Du nimmst ein altes Herz heraus und setzt ein junges dafür ein?« fragte Luigi mit schief geneigtem Kopf.
    »So ähnlich.«
    »Blödsinn!« Ernesto tippte an die Stirn. »So etwas gibt es nicht.«
    »Noch nicht! Aber in vielen großen Kliniken, in Amerika, in Frankreich, in England, sogar in Südafrika, arbeiten Chirurgen an diesem Problem. In Rußland ist es gelungen, einem Schäferhund einen zweiten Kopf aufzusetzen. Professor Demichow hat den doppelköpfigen Hund wochenlang am Leben erhalten können.«
    »Und so 'was haben wir hier!« sagte Luigi verzweifelt. »Einen Kerl, der Köpfe abschneidet und Herzen herausnimmt! Was sind wir doch für anständige Banditen, Ernesto! Anna, geh von ihm weg! Vielleicht hast du morgen schon 'ne dritte Brust aufm Rücken!« Er lachte hart und fixierte, plötzlich sehr ernst geworden, seinen Gefangenen. Der hatte die Zeitung vom Tisch genommen und las den Artikel über sich noch einmal selbst. »Du bist jetzt tot, he!« sagte Luigi laut. »Du liest es! Was machen wir jetzt mit dir?«
    »Rühr ihn nicht an!« rief Anna und stieß die Holzschüssel mit dem gewaschenen Salat von sich. »Er ist unser Gast!«
    »Bis in alle Ewigkeit?« schrie Luigi. »Wollt ihr die Carabinieri auf dem Hals haben? Sie jagen uns jetzt schon wie Wölfe! Er muß verschwinden!«
    »Er bleibt hier!« schrie Anna zurück.
    »Weg kommt er!«
    »Ich binde mich an ihm fest! Was wollt ihr dann tun, ha?!« Sie wirbelte herum und warf sich gegen Volkmar. »Luigi tötet Menschen wie Hasen!« rief sie. »Aber du brauchst keine Angst zu haben. Du nicht! Er tötet –«
    »Die Vendetta!« sagte Luigi, als sei das eine annehmbare Entschuldigung. »Also gut. Warten wir ab. Aber die Verpflegung mußt du bezahlen. Wie in einem Hotel, camerata! Wieviel Geld hast du bei dir?«
    Volkmar holte seine Brieftasche aus der Gesäßtasche und zählte sein Geld. »Genau zweihundertneunzigtausend Lire und siebenhundertzwanzig Deutsche Mark.«
    »Das reicht für drei Monate«, sagte Ernesto.
    »Denkt darüber nach, daß jeder Tag, den ich bei euch bleibe, eure Situation verschlechtert. Nach einem Monat bin ich für die Welt toter als tot und kann, wenn ich wieder auftauche, keine glaubwürdigen Erklärungen abgeben.«
    »Das wissen wir!« Luigi nahm die Zeitung und warf sie zerknüllt in den Abgrund. »Du bist für uns ein Problem. Deine herausgeschnittenen Herzen sind nichts dagegen!«
    Der Rechtsanwalt Dr. Eugenio Soriano war ein angesehener Mann. In seiner Anwaltskanzlei auf dem Corso Vittorio Emanuele, der prachtvollen Hauptstraße Palermos, saßen die Klienten dicht an dicht, als sei er ein Modearzt, der verlängerte Jugend verspricht. In seinem zweiten Wartezimmer, das wie ein Salon aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet war, mit allem Prunk und Plüsch jener Zeit, servierte ein Butler illustren Mandanten schweren öligen Marsalawein oder einen zehn Jahre alten Kognak. Diese Kunden empfing Dr. Soriano selbst. Die anderen Hilfesuchenden fertigten drei junge Anwälte ab, aber sie machten das so geschickt, daß jeder das Gefühl nach Hause trug, Dr. Soriano werde sich nach Vorlage der Akten höchstpersönlich um seinen Fall bemühen.
    Einem so erfolgreichen Anwalt nimmt man's nicht übel, wenn er eine Stadtwohnung in einem alten Palast bewohnt, eine riesige weiße Villa am Meer, auf dem Capo Zafferano, in
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