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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin
Autoren: Kate Lord Brown
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»Aber schaut euch das doch an hier, das ist hoffnungslos!«
    »Kannst du dich an irgendetwas erinnern, was Delilah gesagt hat? Irgendetwas?«, fragte Paloma sie.
    »Mach dir keine Sorgen, cariño «, sagte Dolores. »Wir durchsuchen die ganze Stadt, wenn es sein muss. Denk mal ganz ruhig nach. Du kennst diese Frau. Wo würde sie hingehen?«
    Sie zwängten sich zwischen den Menschen in den engen Seitenstraßen hindurch. »Warte!«, rief Emma Luca nach. Er griff nach hinten, nahm ihre Hand. Die makabren Pappmaché-Figuren, die Drachen, Prinzessinnen und Ritter darstellten, ragten haushoch über ihnen auf. Feuerwerke explodierten am Himmel, und funkelndes Gold regnete auf die Stadt herab. Emmas Herz raste in ihrer Brust, das Blut rauschte ihr in den Ohren. Da fiel es ihr ein. Das ist wie aus einem Märchen , hatte Delilah doch gesagt. Sobald auf der Calle Caballeros die Straße wieder frei war, rannte sie los. »Ich weiß, wo sie ist!« Emma zeigte nach vorn. »Die Türme! Sie ist bestimmt zu den Türmen.«
    Emma und Luca rannten nebeneinander durch die alten Straßen. Die Torres de Quart ragten massig und dunkel vor ihnen auf und ließen die Häuser auf beiden Seiten der schmalen Straße zwergenhaft erscheinen. Die Rückseite der Türme war vor langer Zeit abgeschnitten worden, und die offenen Gewölbe klafften dunkel auf wie hungrige Mäuler. Luca brauchte nicht lange, bis er Delilah mit Joseph auf den Armen auf einem der Absätze entdeckt hatte. »Da!«, rief er.
    »Delilah!«, brüllte Emma über das Feuerwerk hinweg und rannte weiter, gerade als Delilah sich umwandte und sie erblickte. Delilah wich zurück in den Schatten.
    Die Menge grölte, als in der ganzen Stadt die gewaltigen Fallas-Figuren angezündet wurden. Emma und Luca liefen über den Gehsteig, stießen Leute beiseite, Rauch nahm ihnen den Atem und die Sicht. Eine Frau packte Emma an der Schulter. »Ist das dort im Turm Ihre Freundin? Sie hat um Hilfe gerufen. Keine Sorge, jemand hat schon den Turmwächter erreicht.«
    »Sie hat um Hilfe gerufen?« Emma schirmte sich die Augen ab und blickte nach oben. Ihr wurde schwindelig, als sie die riesigen Steinmauern betrachtete.
    »Das kommt gelegentlich vor«, rief die Frau über den Lärm hinweg. »Manchmal wird versehentlich jemand eingeschlossen.«
    Versehentlich?, dachte Emma. Das glaube ich keine Sekunde.
    »Das Tor ist in der Richtung!«, rief Luca.
    Emma rannte zu dem Eisengitter und umklammerte die Stäbe. Sie rüttelte daran und schlug mit der flachen Hand frustriert dagegen. »Es ist zugesperrt.« Sie schaute die erste Treppe zu der runden Holztür hinauf. »Wir müssen da rein.«
    »Gott weiß, wie lange es dauert, bis der Mann mit den Schlüsseln kommt, besonders jetzt.« Luca legte schützend den Arm um Emma, als sie in der Menschenmenge herumgestoßen wurden. »Ich rufe noch mal bei der Polizei an.«
    Emma blickte zu den Türmen hinauf, die über ihnen aufragten. »Dieses Miststück weiß genau, dass ich Höhenangst habe«, murmelte sie und krempelte sich die Ärmel hoch.
    »Was machst du? Pass auf!«, rief Luca und blickte auf.
    »Das dauert zu lange, wenn wir auf die Polizei warten. Es muss doch einen Weg hinein geben.« Sie drehte sich zu ihm um. »Das ist eine Sache zwischen Delilah und mir.« Emma kletterte an dem Gitter hoch und zog sich bis nach oben. Sie stöhnte, denn ihre Bauchmuskeln waren nach der Geburt noch schwach.
    »Pass auf die Spitzen auf!«, rief Luca und kletterte hinter ihr hoch. Um sie herum hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Ein paar Männer lösten sich aus dem Publikum, um ihnen behilflich zu sein. Emma sprang hinüber und landete auf der anderen Seite. Sie schrie vor Schmerz auf.
    »Emma!«, rief Luca. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, antwortete sie und richtete sich auf. »Der Knöchel …« Sie schaute hinauf zum Turm und sah auf dem obersten Absatz kurz Delilahs blonde Mähne aufleuchten, als sie zu ihnen hinunterblickte.
    Luca griff durch die Gitterstäbe nach ihr. »Warte auf uns.«
    »Nein. Sie hat meinen Sohn. Ich muss ihn jetzt sofort holen.«
    »Sei vorsichtig. Ich komme sofort nach.«
    Emma rannte die Steintreppe außerhalb des Turms hinauf und versuchte es mit der ersten Tür. Sie war verschlossen. Sie stemmte die Schulter dagegen, aber die schwere Tür gab nicht nach. Sie rannte wieder nach unten, Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. Es muss doch irgendeinen Weg nach drinnen geben, dachte sie und suchte verzweifelt in der Dunkelheit nach einer Tür,
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