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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin
Autoren: Kate Lord Brown
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sie herum.
    »Ich habe noch nie … nennt man das auf Spanisch auch ›Orgel‹? Meine wirkt amateurhaft im Vergleich.« Als sie sich umwandte und sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, erkannte sie, dass an der rückwärtigen Wand ein Regal stand. Es war gefüllt mit Gläsern, die Kräuter und glänzende Flüssigkeiten enthielten.
    »Meine Familie arbeitet seit Jahrhunderten mit Düften«, sagte Concepción. »Meine Vorfahren kamen aus Arabien, sie haben Düfte für Boabdil hergestellt, den Sultan in der Alhambra.«
    »Ich glaube, manche von diesen Fläschchen stehen seit Boabdils Zeiten hier.« Luca lachte.
    Concepción fuhr liebevoll mit der Hand über das abgewetzte Holz des Arbeitstisches. »Ich finde, ›Orgel‹ ist ein gutes Wort. Wenn man ein großes Parfum herstellt, dann ist das, als würde man hören, wie eine Melodie zu einer Symphonie wird. Man komponiert einen Duft, das ist wie Musik.«
    »Ich habe noch so viel zu lernen«, sagte Emma und drehte sich langsam im Kreis.
    »Da ist keine Eile geboten. Die besten Parfums brauchen Jahre.«
    »Das hat meine Mum auch immer gesagt.«
    Concepción schaute sie traurig an. »Nun gibt es niemanden mehr in meiner Familie, den das interessiert. Ich bin die Letzte.« Sie deutete zu der Wand auf der anderen Seite. »Einige dieser Bestandteile mazerieren seit Jahren. Wie beim Wein gibt es Ernten oder Jahrgänge, die besser sind als andere. Schauen Sie es sich in Ruhe an«, sagte sie und ließ sie allein.
    »Unglaublich«, sagte Emma und beugte sich vor, um die Etiketten zu lesen. Ambergris , las sie. Natürlich . »Manche von diesen Flaschen könnten Hunderte von Jahren alt sein. Das Glas hier sieht venezianisch aus.«
    »Concepción ist wie meine Großmutter, sie werfen nie etwas weg«, sagte Luca. »Sie haben wahrscheinlich das Gefühl, dass sie seit dem Krieg zu viel weggeräumt haben.«
    »Bei meiner Ausbildung in Grasse habe ich gelernt, mir dreitausend Düfte zu merken«, sagte sie. »Ich glaube, hier sind ein paar, die mir nie in den Sinn gekommen sind.« Sie öffnete ein Fläschchen und roch daran. »Es gibt nur ein paar Hundert natürliche Duftstoffe. Daran bin ich jetzt interessiert.«
    »Schränkt dich das nicht ein?«
    Emma schüttelte den Kopf. »Parfum kommt aus der Natur, und es gibt fast unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten. Ich liebe das. Mum hat immer gesagt, das Öl ist die Seele der Pflanze, der Blume. Für sie war Parfum etwas Heiliges.«
    »Und du bist auch dieser Meinung?« Luca lächelte, als er die Begeisterung in ihren Augen sah. Er setzte sich auf den hohen Holzhocker neben dem Tisch. »Was ist das?«
    »Mach die Augen zu.« Als sie auf ihn zukam und er mit dem Knie ihren Schenkel berührte, öffnete er ein wenig das eine Auge. Sie stellte die Flasche weg und löste den roten Paschminaschal, den sie um den Hals trug, und bedeckte damit seine Nase, seine Lippen. »Atme«, sagte sie. »Das macht deine Nase frei.« Lucas Fingerspitzen zuckten auf seinen Oberschenkeln, als sie ihm die Augen verband. »Nicht mogeln«, flüsterte sie. Er spürte ihren Atem am Ohr. »Vertrau mir.« Emma näherte sich ihm mit dem Fläschchen. »So, was riechst du?«
    »Sandelholz«, sagte er. »Das war einfach.« Er lachte unsicher.
    »Sehr gut.« Emma nahm ein sauberes Fläschchen von dem Tisch, dosierte eine kleine Menge und tropfte es in Parfümalkohol. Sie wandte sich um, und Luca nahm die Bewegung ihrer Hüften wahr. Jedes Geräusch und jeder Geruch intensivierten sich. »Und was ist das hier?«
    Er atmete ein. »Gewürz.« Ein warmer, holziger Duft berauschte ihn. »Zimt oder Nelke?« Blind griff er nach ihr, fasste sie um die Taille.
    »Hervorragend«, murmelte sie. Emma arbeitete rasch. Er hörte das zarte Klirren der Glasfläschchen, als sie die Sammlung durchsuchte, spürte, wie sie sich bewegte, während sie den Duft zusammenmischte.
    »Was machst du denn?« Er griff wieder nach ihr. Er spürte seinen Atem, seinen eigenen Herzschlag. Einzelne Düfte wehten zu ihm wie die Noten einer Melodie – Lavendel, Orangenholz, Neroli, Leder … etwas, das er nicht benennen konnte, wie Erde nach einem Regen.
    »Geduld!«, sagte sie lachend.
    Die Pipette klirrte ein letztes Mal gegen Glas. Er öffnete die Lippen, als der Duft zu ihm herüberzog: warme Haut, Sommerluft, Sex. »Ich rieche nur …«
    »Dich«, sagte Emma. Sie nahm seine Hand, tropfte ihm ein wenig von der Mischung auf die Innenseite des Handgelenks und massierte es mit dem Daumen ein. »Wie
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