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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Taschenlampe flog ihm aus der Hand
und verschwand hinter der Klippe.
Der Strand! Da konnte sie doch nicht runtergegangen sein,
überlegte er hektisch. Aber er mußte trotzdem nachschauen.
Irgendwo mußte sie doch sein.
»Menley«, schrie er von neuem. »Menley, wo bist du?«
Er erreichte den Pfad und kletterte und rutschte hinunter. Unter ihm tobte die Brandung, während ringsum Finsternis herrschte. Und dann erhellte ein gleißender Blitz die aufgewühlte See.
Plötzlich sah er sie, sah, wie ihr Körper auf dem Kamm einer
riesigen Woge auftauchte.

M
    enley mußte sich mit all ihrer Willenskraft dazu bringen,
nicht in Panik zu geraten. Sie hielt die ganze Zeit die Luft
an, bis ihr fast die Lunge barst, zwang ihre Glieder, schlaff
nachzugeben, obwohl sie sich wie wild zur Wehr setzen wollte.
Sie spürte, wie das Wasser um sie und Covey herumwogte, wie
seine kräftigen Hände sie festhielten und nach unten drückten.
Und dann ließ er sie los. Schnell drehte sie den Kopf nach oben
und schnappte nach Luft. Weshalb hatte er sie losgelassen?
Dachte er, sie sei tot? War er noch da?
Dann ging ihr ein Licht auf. Adam! Sie hörte Adam nach ihr
rufen. Er rief ihren Namen!
    Sie fing gerade an zu schwimmen, als eine Welle sie überrollte. Noch bevor sie recht zu sich kam, spürte sie die mächtige
Unterströmung, die sie ins Meer hinauszog.
    O Gott, dachte sie, laß mich nicht ertrinken. Sie spuckte, rang
keuchend nach Luft, versuchte Wasser zu treten. Die berghohen
Wellen waren überall, rissen sie mit, saugten sie nach unten und
warfen sie vor sich her. Sie zwang sich, die Luft anzuhalten,
wenn das Wasser über ihr zusammenschlug, und dann sich wieder zur Oberfläche zu kämpfen. Ihre einzige Hoffnung war es,
auf einen Wellenkamm zu gelangen, der sie wieder an Land
zurücktrug.
    Erneut schluckte sie Wasser, schlug dann mit Armen und Beinen um sich. Bloß keine Panik, dachte sie. Reit auf einer Welle!
Sie spürte, wie das Wasser hinter ihr Schubkraft entwickelte
und ihren Körper an die Wasseroberfläche beförderte.
Jetzt! dachte sie. Jetzt! Schwimm! Kämpfe! Laß nicht zu, daß
es dich zurückzieht.
Plötzlich beleuchtete ein kurzer Blitz alles um sie herum – das
Meer, die Klippe. Adam! Da war Adam und rutschte den steilen
Pfad hinunter auf sie zu.
Als der Donner um sie herum krachte, warf sie ihren Körper
in die Woge hinein und trieb auf ihrem Kamm zum Ufer, auf
Adam zu.
Er war nur noch ein, zwei Meter von ihr entfernt, als sie spürte, wie der starke Rücksog der Brandung sie wieder erfaßte und
mit sich zog.
Dann war er bei ihr, legte fest den Arm um sie und zog sie ans
Ufer zurück.

U
    m elf Uhr sagten Amy und ihr Vater Elaine gute Nacht.
Der Abend war nicht gerade erfolgreich verlaufen. Elaine
hatte Amy wieder einmal ins Gebet genommen, wie wichtig es
doch sei, nie etwas ohne Erlaubnis zu nehmen und erst recht
nicht diesen Gegenstand einer anderen Person zu geben. Amys
Vater hatte Elaine beigepflichtet, aber sie wollte nicht davon
ablassen, bis sogar er fand: »Ich glaube, dieses Thema haben wir
nun wirklich totgeredet, Elaine.«
    Sie waren erst spät zum Essen gekommen, weil der Strom
über eine Stunde lang ausfiel und der Braten noch nicht gar war.
Als sie endlich mit dem Nachtisch fertig waren, fing Elaine wieder an, von Menley Nichols zu reden.
    »Ihr müßt verstehen, daß Adam sich große Sorgen um Menley macht. Sie ist in einem Zustand ernsthafter Depression, und
wenn sie sich den Film von ihrem kleinen Jungen anschaut,
regt sie das vielleicht fürchterlich auf, außerdem ist sie auch
noch zwei Nächte lang allein. Das ist eine große Sorge für
Adam.«
    »Ich glaube nicht, daß sie Depressionen hat«, sagte Amy. »Sie
war traurig, als sie sich das Video angeschaut hat, aber wir haben darüber gesprochen, und Mrs. Nichols hat gesagt, daß man
dankbar dafür sein sollte, wenn man die Chance hatte, einen
wunderbaren Menschen zu lieben, auch wenn man ihn nicht
lange gehabt hat. Sie hat mir erzählt, daß ihre Mutter immer
gesagt hat, es wäre ihr lieber, daß sie mit ihrem Vater zwölf Jahre verheiratet war, als wenn sie mit irgendwem sonst siebzig
Jahre gehabt hätte.«
    Dann schaute Amy ihren Vater an und fügte hinzu: »Ich finde,
sie hat absolut recht.« Mit einiger Befriedigung sah sie, daß er
deutlich rot wurde. Sie war gekränkt und verärgert darüber, daß
er wegen der Videokassette so heftig Elaines Partei ergriffen
hatte. Aber, was soll’s, überlegte sie, so
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