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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Menley«, erklärte Covey. »Da ist eine Leiter in der Ecke. Ich steig hinter dir nach
unten. Mach keine Sperenzchen.«
    »Mach ich nicht«, sagte sie rasch, verzweifelt bemüht, einen
klaren Gedanken zu fassen und dieses Gefühl von Unwirklichkeit zu überwinden. Er weiß nicht, daß Adam kommt. Vielleicht
kann ich ihn in ein längeres Gespräch verwickeln. Ihn irgendwie
ablenken. Zum Stolpern bringen. Ich bin stärker, als er denkt,
dachte sie. Ich schaffe es vielleicht, ihn zu überrumpeln, ihm die
Pistole zu entreißen.
Aber konnte sie auch damit schießen? Ja. Ich will nicht sterben, dachte sie. Ich will leben und mit Adam und Hannah Zusammensein. Ich will mein weiteres Leben haben. Sie spürte,
wie Zorn in ihr aufstieg.
    Sie blickte um sich und musterte alles, was sie in diesem
Dämmerlicht erkennen konnte. Dieser Platz. Er war genau das,
was sie vermutet hatte. Da war also ein Geheimraum hier im
Haus. Ja, mehr als nur ein Raum. Der gesamte Kern des Hauses
zwischen den Kaminen war ein einziger Lagerraum. Gehörten
diese Haufen vermodernder Fetzen zu der Ladung der Thankful ?
fragte sie sich.
    Gewinn irgendwie Zeit, gebot sie sich. Obwohl sie wußte, daß
Hannah bestimmt noch schrie, konnte sie das Baby nicht hören.
Diese Wände waren so dick, daß sie nie ein Mensch finden würde, wenn sie hier drin starb.
    Wenn sie hier drin starb.
War es das, was Covey vorhatte? fragte sie sich.
»Ich komme hier wohl nicht mehr lebend raus, oder?« sagte
sie.
     
»Ach nein?« Er lächelte. »Wie kommst du denn auf die
Idee?«
    Menley empfand eine Aufwallung von blankem Haß. Jetzt
spielte er auch noch mit ihr.
Doch dann sagte er: »Menley, diese Sache tut mir ehrlich leid.
Ich tu nur, was ich tun muß.« Seine Stimme klang völlig aufrichtig.
»Warum? Ich möchte wenigstens wissen, warum ?«.
»Ob du’s glaubst oder nicht«, erklärte er, »ich wollte Vivian
wirklich nicht umbringen. Sie war verrückt nach mir und hat mir
immer Geschenke mitgebracht, wenn sie nach Florida kam, aber
dann nach der Hochzeit keinen einzigen Heller mehr gegeben.
Kein gemeinsames Konto, kein Guthaben auf meinen Namen,
kein Bargeld. Zwar hat sie mir alles, was ich wollte, gekauft,
aber ist das etwa zu fassen, daß ich um jeden Pfennig betteln
mußte, den ich ausgegeben hab?« Er schüttelte verständnislos
den Kopf. »Und dann wollte sie, daß ich meine Unterschrift
unter einen Schrieb setze, mit dem ich auf jeden Anteil an ihrem
Vermögen verzichten sollte, falls die Ehe nicht mindestens zehn
Jahre halten würde. Sie hat behauptet, das wäre ein Beweis, daß
ich sie liebe, und sie hätte Leute im Schönheitssalon munkeln
hören, ich hätte sie bloß wegen ihres Geldes geheiratet.«
»Und da haben Sie sie getötet?«
»Ja. Wenn auch ungern. Ich meine, sie war kein schlechter
Mensch, aber sie hat mich zum Narren gemacht.«
»Aber was hat das mit mir zu tun? Ich habe Ihnen geholfen.
Sie haben mir leid getan. Ich hab Adam gedrängt, er soll Sie
verteidigen.«
»Dafür kannst du Adam danken, daß du jetzt hier bist.«
»Adam! Weiß Adam etwa, daß Sie hier sind?« Noch während
sie die Frage aussprach, wußte sie schon, daß das unmöglich
war.
»Wir müssen uns auf den Weg machen. Menley, ich werd’s
kurz machen. Elaine war schon immer verrückt auf Adam. Ein
paarmal im Lauf der Jahre dachte sie schon, daß er sich in sie
verknallt, aber es ist nie was draus geworden. Letztes Jahr dann,
als sie dachte, daß ihr beide euch trennt, war sie sich sicher, daß
er zu ihr gelaufen kommt. Aber dann ist er zu dir zurückgerannt,
und da hat sie aufgegeben. Sie fand danach, daß es einfach
zwecklos war. Als Adam sie dann aber anrief, wegen dieses
Hauses in Eastham, das er mieten wollte, und sie erfuhr, wie
seelisch durcheinander du bist, da hat sie diese Idee gekriegt.«
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie das für Elaine machen?
Warum, Scott? Ich kapier das nicht.«
»Nein, ich mach das für mich selber. Elaine hat mein Boot auf
diesem Luftbild von dem Haus hier erkannt. Sie ist dahintergekommen, daß ich um halb vier allein auf Deck war, und das hätte meine Geschichte über das, was mit Vivian passiert ist, auffliegen lassen. Sie war bereit, dieses Wissen zu benützen. Also
haben wir einen Pakt geschlossen: Sie wird meine Hauptentlastungszeugin. Und ich helf ihr dabei, dich zum Wahnsinn zu
treiben. Adam hatte ihr von deinen Flashbacks und Depressionen erzählt, und ihre Kalkulation war, daß dieses alte Haus
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